Der Kunstsalon in KölnEin Interview über das Jubiläum, Spenden und Engagement

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Kunstsalon

Originell bebildert: Eine Installation des Fotografen Till Eitel zierte 2014 die Fassade des Kunstsalons.

Köln – Künstler aller Sparten zu fördern und eng ans Publikum zu rücken, ist Hauptanliegen des 1994 gegründeten Kunstsalons. Unsere Serie stellt die wichtigsten Köpfe hinter dieser Plattform vor. Zum Auftakt spricht Brigitte Schmitz-Kunkel mit Gründer Peter Bach und Vorstandschef Andreas C. Müller.

Peter Bach nickt. „Ich bin Siegerländer, die haben einen langen Atem.“ Dass seine Idee, in Köln einen „Kunstsalon“ zu gründen, nach 25 Jahren noch Bestand haben wird, daran hat der Rechtsanwalt mit dem leidenschaftlichen Interesse an Kultur nie gezweifelt. „Einen kritischen Punkt gab es allenfalls mal am Anfang, als die Leute fragten, warum wir keinen Heinrich-Böll-Verein oder Picasso-Club machen.“ Bach aber wollte etwas anderes.

In einer früheren Fabrik im Kölner Süden, die – heute schmuck saniert – das Domizil des Vereins ist, hatte sich zu Anfang der 90er Jahre ein Grüppchen Interessierter mit Künstlern wie dem Filmproduzenten Chris Sievernich getroffen. „Damals haben wir hier auf Zementsäcken gesessen, und der hat uns die tollsten Geschichten erzählt“, erinnert sich Bach lachend, „das war der erste Impuls.“

Grenzen überwinden im Kunstsalon

1994 konstituierte sich der Salon mit einer bewusst spartenübergreifenden Ausrichtung von Bildender Kunst über Film bis Tanz, und dem im Blick, was in Köln noch nicht von Freundeskreisen gefördert wurde. Bach wollte Grenzen überwinden – für Künstler und mit einem bürgerlichen Publikum, das sich dafür privat engagiert.

Herzstück und zentraler Treffpunkt des Kunstsalons ist bis heute der Jour Fixe: Einmal im Monat wird eine Persönlichkeit des kulturellen Lebens eingeladen und tauscht sich mit dem Publikum aus. Zu den Gästen zählten Jürgen Klauke, Wim Wenders, Julian Schnabel und Sasha Waltz; zuletzt sprachen die Chefdramaturgin des Schauspiels Köln, Beate Heine, und der Philosoph Jürgen Wiebicke über neue Gesellschaftsformen.

Den Salon im Namen wählte Bach als Versprechen „einer gewissen Beständigkeit und Verbindlichkeit“. Und vor dem „Hintergrund, dass in Köln sehr viel privates Geld ist, während die Stadtkasse immer leer ist“, auch als Rahmen für die bürgerschaftliche Finanzierung der Projekte. „Dass die Leute nicht noch mehr spenden, ist für mich eine der großen Enttäuschungen dieser 25 Jahre“, sagt der 73-Jährige klar und deutlich. „Wenn man Kunstfreunden sagt, gebt mal 20.000 Euro für ein Projekt, dann sind die Taschen schnell zu. Da liegt eine grundlegende Fehleinschätzung, denn diesen Leuten würde nichts fehlen, wenn sie mal eine größere Summe spenden – im Gegenteil hätten sie davon mehr Freude als sie mit dem Geld je haben können!“

Jubiläumsfest

Am 14. August 1994 wurde der Name „Kunstsalon“ beschlossen. 25 Jahre später wird das Jubiläum am 8. September mit einem Sommerfest gefeiert, ab 17 Uhr in der Brühler Str. 11-13. Neben Mitgliedern und Wegbegleitern sind auch „neugierige Gäste sowie alle Interessierten aus der Nachbarschaft“ herzlich eingeladen. (SK)

Spenden, Festivals und Preise

Die Beiträge der derzeit 800 Mitglieder bilden zusammen mit den großen Spenden der Kuratoriumsmitglieder den Sockel für die vielfältigen Aktivitäten des Vereins – Bachs Schelte zum Trotz kommt immerhin mehr als eine halbe Million Euro im Jahr zusammen.

Mit jährlichen Festivals holt man dafür Literatur und Musik „in den Häusern der Stadt“ auf originelle private Bühnen. Dem Nachwuchs bietet der Kunstsalon Atelierstipendien, etablierten bildenden Künstlern ein dreimonatiges Aufenthaltsstipendium in der Villa Aurora bei Los Angeles.

Es gibt einen Preis für Fotografie, Ausstellungen, Atelier-, Proben- und Stückbesuche. Unternehmensberater Andreas C. Müller, der Peter Bach 2017 an der Spitze des Kunstsalons ablöste, initiierte einen Theaterpreis, der soeben zum dritten Mal an ein freies Kölner Ensemble vergeben wurde.

Mitmachen und sich einbringen

Das partizipatorische, nicht kommerziell ausgerichtete Modell des Vereins sorgt für Nähe zwischen Bürgern und Künstlern. Längst wirkt der Verein so in die Stadt hinein – und durch Peter Bachs Initiative zum „Kölner Kulturrat“, dem mehr als 50 Freundeskreise und Institutionen angehören, auch in die Kulturpolitik.

Seine Aufgabe dort sieht Andreas C. Müller weniger als es Bach für sich tat. Wo geht es hin mit dem Kunstsalon? „Eine Grenze sehe ich nicht“, sagt der 63-Jährige, der sich etwa einen neuen Architekturpreis vorstellen kann. Müller will die Menschen noch mehr vom Kultur-Konsumieren wegbringen – hin dazu, sich einzubringen. „Das KunstSalon-Orchester ist ein Paradebeispiel für das Zusammenspiel von Profis mit Laien, und alle haben Riesenfreude!“ Klaus der Geiger leitet das Orchester und ist Kronzeuge gegen das leise Image des Kunstsalons als elitärer Club.

Junge Mitglieder zu locken, ist für Peter Bach heute die größte Aufgabe, wo kontinuierliche Mitarbeit kaum jemanden unter 40 reizt. Müller denkt daher über neue Modelle wie Crowdfunding nach. „Dass so ein Salon sich hält, entspricht eigentlich nicht der Zeit, aber er pflegt ein Wertesystem, das es wert ist“, sagt Bach. „Und es gibt ja auch ein Bedürfnis, sich wieder mehr zu engagieren“, ergänzt Müller. „Der persönliche Austausch ist ein Gewinn und etwas anderes, als sich nur eine Theaterkarte zu kaufen.“

Wer das erlebt, der bleibt.

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