Interview mit Art-Cologne-Chef„Teure Messen bedeuten das Aus“

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Daniel Hug

Gut aufgestellt: Art-Cologne-Chef Daniel Hug glaubt an den Standort Köln.

Köln – In der kommenden Woche startet zum 52. Mal die Art Cologne. Direktor Daniel Hug gelang es in den letzten Jahren, die 1967 gegründete Kunstmesse wieder erfolgreich aufzustellen. Darüber, aber auch über die ernstzunehmende Konkurrenz aus Düsseldorf sprach er mit Konstantin Alexiou.

An dieser Art Cologne werden 210 Galerien teilnehmen. In dieser Größe bewegt sich die Messe seit zehn Jahren unter Ihrer Leitung. Also keine expansive Ausrichtung als Reaktion auf die Konkurrenz?

Nein. Selbst wenn wir das gewollt hätten: Die Kapazitäten unserer Halle sind mehr als ausgeschöpft. In eine andere Halle zu wechseln, kam für uns nicht infrage. Bei unserer kuratierten Sektion "Collaborations" teilen sich Galerien sogar einen Stand. Es sind also insgesamt 197 Kojen. Schauen Sie sich unseren Hallenplan an: Wir sind bis in die hinteren Ecken belegt!

Schon gesehen. Es wird aber Neuerungen bei der Art Cologne geben.

Na klar. Wir haben der Messe ein Finetuning verpasst. Die internationalen Schwergewicht-Galerien auf der mittleren Etage befinden sich nicht nur am Eingang, sondern sind auf der ganzen Ebene verteilt. So werden die Besucher schneller zur Plaza in der Mitte gelangen, die als Ruhezone dienen soll. Außerdem wurden die Hallen geschwärzt. Man wird nur die weißen Kojen sehen. Alles andere verschwindet im Dunkeln - wie im Casino. Man sieht nur die Spielgeschäfte. Sehr schön!

Nicht schlecht. Unter Zugzwang stehen Sie seit der neuen erstklassigen Art Düsseldorf im letzten Jahr. Mit der Kölnmesse übernahmen Sie die bisherige Kunstmesse "abc" in Berlin und eröffneten als Art Berlin im Herbst.

Wir befanden uns zeitgleich in Verhandlungen, als die Art Düsseldorf gegründet wurde. Die Kölnmesse hat die "abc" in Berlin nicht wegen der Düsseldorfer übernommen. Wir wollten eine ganz neue Messe in der Hauptstadt machen - dem Anliegen der Berliner folgen, die sich nach der "abc" eine klassische Messe wünschten. Wir glauben nämlich an den Standort. Köln und Berlin sind die wichtigsten Städte für Kunst in Deutschland.

Aber rheinische Galeristen beschweren sich, in Berlin gebe es kaum zahlungskräftiges Publikum. Sie möchten in der Kunsthauptstadt gesehen werden, neue Sammler würden aber nur schwer akquiriert.

Das stimmt nicht.

Das hört man aber nach wie vor.

In Deutschland gibt es mittlerweile überall Sammler. Ich würde sogar sagen, die Nachwuchsdichte in Berlin ist höher als im Rheinland. Das hängt mit der Größe der Stadt zusammen. Es gibt dort viele Leute, die beispielsweise im IT-Bereich arbeiten und gut verdienen. Deshalb bin ich optimistisch, was die Zukunft in Berlin angeht.

Die erste Ausgabe der Art Berlin wirkte auf mich wie eine kleine Version der Art Cologne. Einige Galeristen waren angetan: "Endlich keine schrillen Experimente mehr!" Müsste sich die Messe aber nicht deutlich unterscheiden, um den Mehrwert zu haben?

Bei der ersten Ausgabe hatten wir kein Auswahlverfahren, die Galerien kamen per Einladung. Das lag an unserer knappen Vorbereitungszeit. Es gab ja schon die Infrastruktur in Berlin, deshalb konnten wir im letzten Jahr schnell an den Start gehen. Für die nächste Art Berlin wurde ein internationaler Auswahlbeirat gegründet mit Top-Galeristen wie Robbie Fitzpatrick von Freedman Fitzpatrick und Philomene Magers. Die Messe soll aus sich heraus ihre eigene Identität aufbauen. Das ist der beste Weg.

Wenn es den Sammlernachwuchs gibt, warum tun sich junge Galerien so schwer? Wer nicht auf die ausländischen umsatzstarken Messen kommt, bleibt oft auf der Strecke. Nicht wenige müssen selbst nach zehn bis fünfzehn Jahren schließen.

Oft ist es doch umgekehrt: Wenn junge Galeristen auf die kostspieligen Messen im Ausland gehen, setzen sie die Preise für ihre Künstler übertrieben hoch. Wenn die Umsätze dann nicht stimmen, macht man locker fünfstellige Verluste im Jahr. Überprüfen Sie mal, wer international in den letzten Jahren schließen musste und auf welchen Messen er gewesen ist. Teure Messen bedeuten das Aus für manche Galerien.

Der Kunstmarkt aber mag es höher, weiter ...

... hipper. Ja. Von zehn hippen Galerien wird aber nur eine überleben. Am nachhaltigsten ist, wenn junge Galerien die Umsätze mit realistischen Preisen regional generieren.

Wirkt die Synergie, wenn - wie auf der Art Cologne - internationale Powerhäuser teilnehmen, dass junge Galerien davon profitieren?

Natürlich tut sie das. Mit unserer Sektion der Klassischen Moderne gibt es kaum Überschneidungen. Im Bereich der Gegenwartskunst ist das Interesse groß. Die Sammler kommen schließlich zur Art Cologne, um auch neue Künstler zu entdecken.

Art Cologne, 19. bis 22. April 2018, Preview und Opening 18.4., Messeplatz 1. Weitere Informationen im Internet unter www.artcologne.de

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