Abo

Konzert in Lanxess-ArenaQueen und Köln feiern Freddie Mercury

Lesezeit 3 Minuten
Queen und Köln feiern Freddie Mercury

Das passt: Adam Lambert (in Rot) und Brian May in Köln.

Köln – „Is it real life or is it fantasy?” Vor sechs Jahren war Adam Lambert erstmals als Leadsänger bei Queen dabei. Dass er diesen Posten bis heute innehat, kommt dem 36-Jährigen immer noch vor wie ein Traum. Wobei er in der Lanxess-Arena zweifelsfrei klarstellt: „Da wird immer nur ein Freddie Mercury sein. Ich bin genauso wie ihr – ich bin ein Fan.“ 12.500 Co-Fans beantworten dieses Geständnis mit tosendem Jubel. Und sind nur allzu bereit, der Bitte, die darauf folgt, nachzukommen: „Können wir Freddie zusammen feiern?“ Und ob! Das findet Lambert: „Fan-tas-tisch!“

Und wenn er dann beginnt, sich tremolierend in „Don't Stop Me Now“ hinein zu singen, ist allen klar, dass Roger Taylor sein Versprechen halten wird. Der sagte Ende 2014 bei einem Pressegespräch: „Wir werden mit niemand anderem mehr arbeiten, nachdem wir mit dem großartigen Adam gearbeitet haben.“ Nicht nur stimmlich, sondern auch optisch macht der ex-trovertierte Bartträger in der Arena eine glänzende Figur. Mehrfach wechselt er die Outfits. Angefangen vom Intro „Tear It Up“ im signalroten Ledermantel bis hin zur zweiten Zugabe „We Will Rock You“ im golden ummantelten Silberanzug mit Krone auf dem Haupt. Und in jeder Faser seiner geschmeidigen Performance mit viel Sex-Appeal und Sinn für Dramatik, in der aber auch Kraft und ein subtiles Gespür für Komik stecken, kommt ihm zugute, dass er ein ausgebildeter Musical-Darsteller ist.

Doch wenn Mercury, als Einspieler und allererste Zugabe sein „Day-Oh“ bringt, einen leeren Plastikbecher in der Hand und jeden Vokal ins Echo höchster Töne ausdehnend, um dann abrupt mit einem „Fuck“ zu enden, hat man sekundenlang all das vergessen. Das wirkt dagegen viel echter, weniger auf Hochglanz poliert – und darum umso stärker. Immerhin: Gitarrist Brian May (70) und Schlagzeuger Roger Taylor (68) kann man noch live erleben. Nicht nur an ihren Instrumenten, sondern auch als Sänger. So bekennt Roger Taylor „I'm in Love With My Car“ und Brian May macht „Love of My Life“ noch einmal zur Liebeserklärung an den 1991 verstorbenen Mercury – in die dann die ganze Halle einstimmt.

Wer Queen schon 2015 in der Arena oder 2016 im Kölner Stadion erlebt hat, kommt nicht umhin, viele solcher Parallelen festzustellen. Aber was will man denn mehr, als die Klassiker live hören? „Killer Queen“, „Bohemian Rhapsody“ und „Somebody To Love”, „We Are The Champions“, „Bicycle Race“ und „Play The Game“, „Under Pressure“, „Who Wants To Live Forever“ und „I Want It All” oder – last, but not least – „The Show must go on”. Und all die vielen anderen. Die einen Zeitraum von Anfang der 1970er bis 1991 abdecken. Druckvoll dargeboten (ergänzt durchs zweite Schlagzeug, Bass und Keyboard) mit einem opulenten Bühnenbild, das ganze Galaxien abbildet, während spritzige Laserlichtbündel die Halle schraffieren – bis hinüber zur Seite, die der Bühne gegenüberliegt.

Und auf was würde man verzichten wollen? Auf die Drumbattles? Auf Brian Mays Solo? Oder auf die Einspieler von Freddie Mercury? Auf die schon mal gar nicht. Und so vergehen einmal mehr 135 Minuten wie im Zeitraffer. Und wenn um 22.15 Uhr „God Save The Queen“ erklingt, dann wissen alle – jetzt ist es vorbei. Für dieses Mal. Aber hoffentlich nicht für immer.

Rundschau abonnieren