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Musical DomeDavid Arnsperger als umjubelter Star im „Tanz der Vampire“

Lesezeit 3 Minuten
Tanz der Vampire

Auch in Sachen Kostüme gibt es beim „Tanz der Vampire“ sehr viel zu gucken.

Köln – Was für eine Stimme! Wenn David Arnsperger als Graf von Krolock von seiner "Unstillbaren Gier" singt, ist das nicht nur herzergreifend, es geht direkt unter die Haut. Schon er allein lohnt, sich auf den "Tanz der Vampire" einzulassen. Nicht zu Unrecht war er der umjubelte Star der Kölner Premiere am Samstag im Musical Dome.

20 Jahre hat das Musical von Komponist Jim Steinman und Texter Michael Kunze auf dem Buckel, nach Stationen unter anderem in Wien, Berlin, Hamburg, Stuttgart parken die Särge der Untoten nun bis September im Schatten des Doms - und bieten drei Stunden lang großes Unterhaltungskino.

Bühnentechnik ist großer Wurf des Abends

Neben Arnsperger ist der andere große Wurf des Abends die Bühnentechnik. Kaum ein Moment, wo sich nicht irgendetwas bewegt: Da sinken Säulen von der Decke, wird ein Wirtshaus um 180 Grad gedreht oder fährt eine meterhohe Wendeltreppe, sich um die eigene Achse drehend, auf die Bühne. Eine Armee von Särgen befördert man von der Vertikalen in die Horizontale, Stege in luftiger Höhe dienen für Verfolgungsjagden... Hier wird jede Menge getan, um Roman Polanskis gleichnamige Vampirfilm-Parodie von 1967 von der Leinwand ins Theater zu bringen.

Auch in der Geschichte halten sich Komik und Pathos weiterhin wunderbar die Waage: Alfred (Ton van der Ven) und Vampirforscher Abronsius (Victor Petersen) landen in der Kneipe von Chagal (Jerzy Jeszke). Der Wirt ist vor allem damit beschäftigt, der Magd (Sara Jane Checchi) nachzustellen und gleichzeitig seine Tochter Sarah (Maureen Mac Gillavry) vor dem im nahen Schloss hausenden Vampirgrafen zu beschützen. Doch Sarah erliegt Krolocks Verführungskünsten und nimmt seine Einladung zum Ball an. So haben der schwer verliebte Alfred und sein tüdeliger Professor nichts Besseres zu tun, als ihr nachzueilen...

Vieles klingt wie aus dem Musical-Setzbaukasten

Für die Musik hat Jim Steinman Fragmente einiger Songs und Neu-Kompositionen mit drei seiner bekannteren Lieder gemischt - "Total eclipse of the heart", "Original sin" und "Objects in the rear view mirror", die zuvor von Bonnie Tyler, Taylor Dayne respektive Meat Loaf populär gemacht wurden. Und diese ragen als einsame musikalische Leuchttürme aus dem ansonsten eher zusammengewürfelten Score heraus. Vieles klingt wie aus dem Musical-Setzbaukasten, manches hat klare "Vorbilder" bei Stephen Sondheim oder "Les Miserables". Und auch Michael Kunzes Texte geraten streckenweise zu übermäßigen Wortkaskaden, an denen der eine oder andere sich fast ein wenig verhebt. Aber vielleicht liegt dieser Eindruck an der nicht optimalen Abmischung. Sobald mehr als zwei Darsteller gleichzeitig singen, werden die Worte unverständlich. Das "Orchester" kann zwar, wenn es muss, richtig rocken, aber auch nicht verhehlen, dass hier reichlich Keyboards statt richtiger Instrumente eingesetzt werden.

Gesungen wird durch die Bank weg sehr gut. Gewiss ist die eine oder andere Stimmfarbe Geschmackssache, was gerade für den schneidenden Sopran von Maureen Mac Gillavry gilt.

Aber all diese Kritikpunkte geraten in Vergessenheit, wenn David Arnsperger den Mund aufmacht. Sein Krolock hat genau den richtigen Biss - nicht nur an Sarahs Hals.

Drei Stunden (mit Pause), bis 29.9., Di, Do bis Sa 19.30 Uhr, Mi 18.30 Uhr, Sa 14.30 Uhr, So 14 und 19 Uhr. Karten bei Köln-Ticket, Tel. 0221/2801.

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