Mystery-ThrillerErste deutsche Netflix-Serie „Next“ weiß zu überzeugen

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Dark

Ein Reisender durch Zeit und Raum: Louis Hofmann als Jonas in "Dark".

Köln – Im vergangenen Jahr hat der amerikanische Streamingdienst Netflix die große Filmnation Frankreich düpiert. Die achtteilige, von Netflix produzierte TV-Serie "Marseille" schlug fast alles, was an vergleichbaren Stoffen über Politik und Korruption, Intrigen und Sex in Frankreich bisher zu sehen war, ob im Kino oder im Fernsehen. Gérard Depardieu verkörpert den scheidenden Bürgermeister von Marseille, Robert Taro, der es sich kurz vor der Wahl noch einmal anders überlegt. Taro tritt noch einmal an, und das aufregende Drama nimmt seinen Lauf.

Eine fabelhafte französische Serie, von Amerikanern mit ersten französischen Schauspielerkräften in Frankreich realisiert - mehr davon. Der Streamingdienst, der nach eigenen Angaben 109 Millionen Abonnenten hat, legt angesichts des Erfolgs von "Marseille" nach. Die zweite Staffel soll 2018 abrufbar sein.

Was in Frankreich funktioniert, muss doch auch in Deutschland möglich sein, mögen sich die Führungskräfte von Netflix gedacht haben. Also haben sie "Dark" aufgelegt, einen Mystery-Thriller made in Germany, der bevorzugt im dunklen Wald, in dunklen Häusern, in einem gruselig-finsteren Höhlensystem oder in einem furchteinflößenden Atomkraftwerk spielt. Die Drehbuchautorin Jantje Friese und der Regisseur Baran bo Odar, beide Absolventen der Münchner Filmhochschule, haben mit Schauspielern wie Oliver Masucci, Karoline Eichhorn, Jördis Triebel, Louis Hofmann und Maja Schöne Großes geleistet. Sie haben ein Seriengebäude errichtet, das internationalen Standards genügt. Die erste Staffel, teilte Netflix mit, sei "eine der am meisten gesehenen nicht-englischsprachigen Serien" des amerikanischen Anbieters gewesen. Kein Wunder, dass jetzt eine zweite Staffel gedreht wird. Was lehrt uns das? Deutschland hat das kreative Personal, um Projekte zu stemmen, die sich weltweit erfolgreich vermarkten lassen. Zuletzt haben das auch Matthias Schweighöfers Amazon-Serie "Wanted" sowie "Babylon Berlin" bewiesen. Unternehmen wie Netflix und Amazon sind mittlerweile erste Adressen für Drehbuchautoren, Regisseure und Schauspieler, die sich in den seriellen Hervorbringungen der mit mehr als acht Milliarden Euro jährlich alimentierten Öffentlich-Rechtlichen kriminell unterfordert fühlen.

Immens teure Fiction-Produktionen à la USA - das passe nicht ins Selbstverständnis öffentlich-rechtlicher Sender, sagte WDR-Intendant Tom Buhrow 2013 im Gespräch mit dieser Zeitung. Kosten sind das eine, Qualität das andere. Auf dem Gebiet der Qualität ist die private Konkurrenz dabei, den öffentlich-rechtlichen Apparat abzuhängen

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