Projekt „Colourmarks“Darum stehen die farbigen Litfaßsäulen in Köln

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60 Litfaßsäulen stehen in Köln verteilt.

60 Litfaßsäulen stehen in Köln verteilt.

Auf 60 Litfaßsäulen der Stadt prangen seit Juni große farbige Flächen: Rozbeh Asmanis „Colourmarks“ – ein Projekt, das in Zusammenarbeit mit der Kunsthochschule für Medien entstand. Und dafür, dass keine Säule der anderen gleicht, sorgen die Plakatierer, in dem sie die bunten Farbtafeln zufällig zusammenwürfeln.

Die Pläne hierzu wurden im Neuen Kunstforum in der Südstadt entwickelt, wo sich neben knapp 20 weiteren auch das Atelier von Rozbeh Asmani befindet. Der ist gerade dabei, die Präsentation seiner Veröffentlichung „Colourmarks“ vorzubereiten. In den sanft mit Licht durchfluteten Räumen stapeln sich die Bücherkartons. Eine erste Zwischenbilanz als Buchform seines Projekts, das er seit 2009 verfolgt, erklärt der gebürtige Iraner (Jahrgang 1983).

72 abstrakte Farbfelder hat er dafür zusammentragen: Gelb und Rot in jeweils unterschiedlichen Tönen sind zu sehen, Farbkombinationen und Pastellfarben. All das seien rechtlich geschützte Farbmarken, sagt der Künstler, der in Leipzig Kunst studierte und an der KHM ein Postgraduiertenstudium absolvierte.

Asmani mit seinen Studien zu den „Collourmarks“

Asmani mit seinen Studien zu den „Collourmarks“

Unternehmen haben sich diese Farben und Kombinationen für ihre Logos und Produkte beim deutschen Patent- und Markenamt schützen lassen, führt Asmani weiter aus. Die dürfe die Konkurrenz nicht mehr verwenden. Das Telekom-Magenta zum Beispiel ist dabei und das Milka-Lila – die Initialzündung für Asmanis Werkreihe. Für seine Abschlussarbeit in Leipzig, bei der er mit einer burkatragenden Schokofigur die Rolle der Frau in muslimischen Ländern thematisierte, wollte er nämlich das besagte Violett verwenden, was ihm von der Druckerei nicht erlaubt wurde.

„Damit bin ich an eine Grenze geraten, die für mich ein komplett neues Forschungsfeld eröffnet hat! Es werden Farben registriert, die für das gleiche Warensegment nicht mehr benutzt werden dürfen.“ Das habe ihn fasziniert.

So erzählt Asmani vom Rechtsstreit zweier Geldinstitute um das Rot ihrer Logos. Selbst wenn es nicht exakt dieselbe Farbnummer ist, entschieden die Gerichte danach, welches Unternehmen mit welchem Farbton bereits in Verbindung gebracht werde. Dieses erhalte den Zuschlag. Das Post-Gelb fällt einem dazu ein. Auch das führt Asmani in seiner Farbtafelliste auf.

Vertreten durch

Werner Klein

Er sei ganz klar ’ne kölsche Jung, wirft der in Köln aufgewachsene Künstler ein, als ein Kindergartenfreund sein Handy klingeln lässt. Die Sehnsucht nach dem Land seiner Eltern sei allerdings vorhanden. Zwölf Jahre ist es her, dass er im Iran war. Geboren wurde er dort im südlichen Shiraz. Bald will er wieder hinfahren, sagt er nachdenklich. „Man verpasst schon die Familienbande.“ Mit seinem Vater, einem Physiker, der aus politischen Gründen flüchtete, versteht der frisch verheiratete Künstler sich gut. „Er hat immer großen Wert auf Bildung gelegt und wir führen interessante Gespräche über Kunst.“ Auch wenn er selbst nicht so rational wie sein Vater – „der reine Wissenschaftler“ – sei, lacht er.

Seit 2015 ist Asmani – als erster Künstler überhaupt – Mitglied des Jungen Kollegs der Düsseldorfer Akademie der Wissenschaften und Künste, vertreten wird er durch die Kölner Galerie Werner Klein.

Was in Rozbeh Asmanis Ausstellungen wie Farbfeldmalerei aussieht, sind also „Firmenfarben“ als Siebdrucke oder digitale Prints, die vom Umgang mit Farben in der kapitalistischen Warenwelt erzählen. „Natürlich stecken da finanzielle Interessen dahinter!“ Die Marken- und Patentämter verdienten an den Anmeldungen. Für ein anderes Warensegment dürften die geschützten Farben aber verwendet werden, sagt er. „Ich als Künstler kann mir diese Farben frei aneignen.“ Allerdings eben kein Lila für Schokofiguren.

Abgeschlossen ist Rozbeh Asmanis Marken- (und Herkunfts-)forschung noch nicht. Etwa die Hälfte der bisher beim Markenamt eingetragenen Farben hat er in seinem Buch dokumentiert. Eine Zeit lang wird ihn das Aneignen von Farbtönen aus dem kommerziellen Warenkosmos also noch beschäftigen.

Die Ausstellung „Werbung. Die Kunst der Kommunikation“ mit den Werken Rozbeh Asmanis läuft bis zum 30.7. im Düsseldorfer Stadtmuseum. Seine nächste größere Gruppenausstellung eröffnet im Oktober in der Kunsthalle Düsseldorf.

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