Spielstätte geplantTheater Der Keller will roten Kubus auf Ebertplatz bauen

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Kühne Idee: An der westlichen Seite des Ebertplatzes könnte der Kubus platziert werden, der Zugang wäre an der Stelle, wo jetzt die Busse abfahren.

Köln – Kommt nach dem blauen Zelt am Rhein nun die rote Box auf dem Ebertplatz? Wenn es nach dem Wunsch von Heinz Simon Keller geht, dem Leiter des Theaters Der Keller, soll demnächst dort gespielt werden. Denn am Ende der kommenden Spielzeit ist Schluss mit dem Theaterbetrieb an der Kleingedankstraße, wo das Haus seit mehr als 40 Jahren seine Heimat gefunden hat.

Dort spielt man seit Jahren auf gepackten Koffern. Ilse Schwarzhaupt hatte das Haus mit ihrem Mann in den 70ern gekauft, als es in den Besitz der Tochter Dorothea überging, sprach diese 2003 eine erste Kündigung aus und verkaufte es anschließend an einen Architekten, der es seines Zeichens ebenfalls verkaufte. Der jetzige Eigentümer hatte lange angekündigt, an dieser Stelle luxuriösen Wohnraum zu schaffen. Eine weitere Verlängerung ist nicht mehr möglich. Und der Plan, ein Haus in der Werrestraße zu bespielen, scheiterte am Widerstand der Eigentümergemeinschaft.

Zusammen mit dem Architekten Christian Schaller entstand die Idee, für eine dreijährige Übergangszeit auf der Westseite des Ebertplatzes einen Kubus auf Stelzen zu errichten. Der Zugang für das 120-Plätze-Haus verliefe auf Straßenniveau. Gebaut würde es aus Holzplatten, für Strom und Wasser könne man sich bei den darunter liegenden Galerien andocken. Und unter dem Haus entstünde eine Freiluftbühne, wie sie auch schon im bisherigen Konzept für den Ebertplatz vorgesehen sei. Die Kosten lägen bei rund 620.000 Euro, hinzu kämen Gelder für die Ertüchtigung, um Theater spielen zu können.

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Die Finanzierung ist im Moment noch das Problem, aber, so Heinz Simon Keller, man spare ja die Miete an der Kleingedankstraße, die mittlerweile bei 80 000 Euro pro Jahr liege. Und weitere Unterstützer könne man nur „akquirieren, wenn man auch ein Projekt hat“.

Laut Christian Schaller könne so ein Bau innerhalb von vier, fünf Monaten fertig dort stehen. Nicht eingerechnet ist dabei die Zeit, die es von Seiten der Stadt für einen solchen Beschluss braucht. Theaterreferentin Gisela Deckart hält den Kubus für eine „gute Idee“ und fände es „problematisch, wenn Der Keller keine Spielstätte mehr hat“. Aber sie weist auch darauf hin, dass ein entsprechendes Verfahren durch viele Instanzen laufen müsse – etwa die Ausschüsse Kultur, Finanzen, Stadtentwicklung – und „da kommen sie sehr schnell aus dem Zeitplan“.

Von Seiten der Politik steht man der Idee positiv gegenüber – mit Ulrich Wackerhagen, dem Vorsitzender des Trägervereins, und Ralph Elster, dem Schatzmeister, hat man die kulturpolitischen Sprecher von FDP rsp. CDU mit im Boot. Auch Gisela Stahlhofen (Die Linke) spricht sich für eine Unterstützung aus, ebenso wie Brigitta von Bülow (Grüne): „Man kann alle Möglichkeiten ausloten“, es müsse aber „mit dem Werkstattverfahren koordiniert werden“. SPD-Kollege Klaus Schäfer nennt die Idee „überlegenswert und innovativ“. Es fehlten zwar noch etliche Detailinformationen, „aber mit diesem Projekt könnte man zeigen, wie Kultur den Platz weiter beleben und entkriminalisieren kann“.

Ulrich Wackerhagen, der das Haus seit langen Jahren begleitet, fährt allerdings zweigleisig: Zum einen gibt es einen Vertrag mit dem Alten Pfandhaus, um dort übergangsweise ab September 2019 zu spielen. Zum anderen ist er bezüglich zweier weiterer Objekte in der Südstadt in Verhandlungen. Und wenn eine davon erfolgreich verlaufe, sei auch die Idee Ebertplatz hinfällig.

Auf jeden Fall hat Keller für die letzte Spielzeit Stoffe zusammengestellt, bei denen „der Rauswurf“ als roter Faden fungiert. Er selbst inszeniert den „Kirschgarten“, Charlotte Sprenger „Das Fest“, wobei sie sich auf die Sichtweise der Jugendlichen konzentriert. Die Romane „Auerhaus“, „Das angehaltene Leben“ und „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“, werden dramatisiert. Und in der monatlichen Spielshow „Theater frei 2019“ sollen Promis wie Annette Frier, Navid Kermani oder Christine Westermann sich um den Einzug in die späteren Apartments bewerben können.

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