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Vorschau auf Herbstprogramm im Literaturhaus"Wir sind alle Geschichtenerzähler"

Lesezeit 3 Minuten
Judith Kuckart

Judith Kuckart präsentiert zur Saisoneröffnung ihren neuen Roman "Kein Sturm, nur Wetter."

Köln – Türen in neue Welten will das Literaturhaus Köln auch mit seinem neuen Programm öffnen und hat dafür etliche Trümpfe in der Hand. Einen der stärksten spielt schon die Saisoneröffnung aus: Judith Kuckart liest am 8. September erstmals aus ihrem neuen Roman "Kein Sturm, nur Wetter". Ein doppelbödiger Titel, denn die Protagonistin Laura trifft am Flughafen einen Mann namens Robert Sturm, der sie so in Bann schlägt, dass sie ihn nach seiner Rückkehr in sechs Tagen unbedingt wiedersehen möchte.

Bis es so weit ist, erfährt man in einem raffinierten Geflecht von Erinnerung und Gegenwart, wie diese 54-jährige Frau Lust und Leid mit ihren früheren Männern erfuhr und nun in einer privaten Sackgasse steckt.

Erst am Anfang einer höchst vielversprechenden Karriere steht Kuckarts Kollegin Karosh Taha. Die diesjährige Gewinnerin des Rolf-Dieter-Brinkmann-Stipendiums hatte schon mit ihrer "Beschreibung einer Krabbenwanderung" überzeugt und gewährt am 11.9. Einblicke in jenen Text, an dem sie gerade arbeitet: "Im Bauch der Königin".

Kleines Festival

Vom 27. bis 29. September findet in der Alten Feuerwache das Festival "Insert Female Artist" zur Lage von Autorinnen statt. Teilnehmerinnen sind Barbara Köhler, Shida Bayzar, Özlem Özgül Dündar, Berit Glanz und Ronya Othman. Es geht unter anderem darum, wie sich die Diskriminierung von Schriftstellerinnen bekämpfen lässt. Das Festival steht unter der künstlerischen Leitung von Sonja Lewandowski und Svenja Reiner. (EB)

Besuch aus den USA

Aus den USA reisen zwei junge Senkrechtstarter und ein Altmeister nach Köln: Tommy Orange stellt am 12.9. seinen Roman "Dort Dort" über die Native Americans von heute vor, R.O. Kwon liest aus ihrem faszinierenden College- und Sektendrama "Die Brandstifter" (16.9.).

Schließlich präsentiert Stewart O'Nan seinen Titel "Henry persönlich", der die Geschichte der Witwe in "Emily allein" in die Zeit ihrer Ehe zurückspult (23.10.). Mit Nicolas Mathieu kommt am 17. September der Vorjahresgewinner des renommierten Prix Goncourt nach Deutschland, wo sein prämierter Roman nun unter dem Titel "Wie später ihre Kinder" erscheint. Die Geschichte perspektivloser Jugendlicher, die das Gefühl teilen, "im Schlamm festzustecken".

Der Wahlkölner Dogan Akhanli stellt seinen komplexen Roman "Madonnas letzter Traum" vor (30.9.), und Norbert Scheuer liest aus seinem aktuellen Eifel-Sittenbild "Winterbienen"(1.10.) . Mit Johannes Groschupf (23.9.) und Leonardo Padura (15.10.) wird's kriminalistisch, und die traditionelle lange Nacht zu Ehren des Buchmessen-Gastlands gilt diesmal Norwegen (11.10.).

Zum Schreiben animieren

"Wir sind alle Geschichtenerzähler", sagt Filmregisseurin und Autorin Döris Dörrie. Am 14. Oktober will sie diese These einerseits mit ihrem neuen Buch "Leben, schreiben, atmen" beweisen und andererseits das Publikum gleich zu kleinen Talentproben mit Stift und Notizbuch ermuntern. Auch den Literarischen Salon gibt es weiterhin, diesmal begrüßen Guy Helminger und Navid Kermani im Stadtgarten die Intellektuelle, Schriftstellerin und Reporterin Nora Bossong (26.9.). An gleicher Stätte beweisen Markus Berges und Erdmöbel am 9. Oktober per Gesprächskonzert, wie gut sich anspruchsvolle Texte und ebensolche Musik vertragen. Im Literaturhaus kann man dann wieder Mona Yahia begegnen, die "Snapshots: Istanbul hinter verschlossenen Türen" vorstellt (29.10.).

Ein Auswärtsspiel im Depot 2 des Schauspiels gibt hingegen Erich Hackl, dessen leise-intensive Heldengeschichte "Am Seil" viel Publikum verdient hat. Zumal am 30.10. die heute 92-jährige Lucia Heilmann mit dabei ist, die damals vom Kunstschmied Reinhold Duschka vor den Nazis gerettet wurde. literaturhaus-koeln.de

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