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Aufsteiger und NeueinsteigerDas sind die Höhepunkte der Kölner Restaurant-Szene

Lesezeit 6 Minuten
Stilvoll, klassische Einrichtung im „phaedra“

Stilvoll, klassische Einrichtung im „phaedra“

Köln – Der kulinarische Ausblick für 2019 ist großartig, denn 2018 war ein richtig gutes Jahr für die kulinarische Szene Kölns. Man kann sogar sagen: das Beste seit Ewigkeiten. Wir geben einen Einblick und führen fünf Restaurants auf, die Köln enorm bereichert haben.

Neben den hier gelisteten „Restaurants des Jahres“ – alle fünf sind Neueröffnungen – finden sich mit dem „Pottkind“ in der Südstadt und dem „La Fonda“ am Gereonskloster zwei weitere bemerkenswerte Newcomer.

Ob Streetfood, Bistro oder Fine Dining: Köln hat sich gemausert! Die besternte Doppelspitze Maximilian Lorenz und Enrico Hirschfeld zog vom „L’Escalier“ ins ehemalige „Wein am Rhein“, legte qualitativ nochmal eine Schippe drauf. Der Lohn war die Auszeichnung des Restaurantführers Gault&Millau als „Aufsteiger des Jahres“ in Nordrhein-Westfalen. Torben Schuster vom „Gut Lärchenhof“ in Pulheim, ein wahrer Meister des feinen Spiels mit Säure-Akzenten, wurde nach knapp einem Jahr zur „Entdeckung des Jahres“ gekürt. Es gibt aber auch Verluste zu vermelden: Mit „Wein am Rhein“ und „Himmel un Äd“ hat Köln zwei Sternerestaurants verloren – der famose Eric Werner kochte im letztgenannten. Und Schloss Loersfeld in Kerpen muss mit Julia Komp Deutschlands jüngste Sterneköchin ziehen lassen, die sich auf kulinarische Wanderschaft begeben will. Sternekoch Herbert Brockel vom „Husarenquartier“ zog es von Erftstadt nach Nideggen. In Sachen Streetfood schloss „Zur Witwe Bolte“ viel zu schnell wieder und Mastermind Sebastian Georgi verließ die Edel-Pizzeria „485 Grad“.

Restaurant des Jahres: Das Brauhaus 2.0

Das Brauhaus „Johann Schäfer“ verwirklicht ein bemerkenswertes Konzept. Deutschlandweit gesehen ist Kölns kulinarisches Aushängeschild die Brauhausküche, und die hat sich seit Jahren keinen Zentimeter bewegt. Warum auch? Läuft doch wie Bolle! Aber vieles wird in Brauhäusern lieblos gekocht. Kaum jemand versucht, Gutes noch ein wenig besser zu machen. Genau da setzt Johann Schäfer an. Ob ganz klassisch oder pfiffig kombiniert: das Kotelett kommt mit Malzzwiebeln und Gerstencrunch daher, das geräucherte Forellenfilet mit Birnensalat. Alles ist präzise zubereitet, die Zutaten sind hochwertig. Das Sauerteigbrot wird selbst gebacken, das Fleisch stammt aus artgerechter Tierhaltung, der Fisch aus nachhaltigem Fang. Top durchdacht. Neuerdings gibt es auch ein Brauhausfrühstück mit bemerkenswerter Auswahl. Und es wird nicht einfach ein neues Bier vor einen gestellt, sondern freundlich nachgefragt. Kulturrevolution op Kölsch!

Alle Infos finden Sie unter: johann-schaefer.de

Neueröffnung des Jahres: Tapas mit Fine-Dining-Speisen

Köln, einst das Weinfass der Hanse, hatte lange Jahre in Sachen Weinbar nichts vernünftiges zu bieten. Das hat sich in diesem Jahr enorm geändert. Wenn man nicht nur etwas Gutes trinken, sondern auch bemerkenswert essen will, ist die „Henne Weinbar“ erste Wahl (knapp vor dem „heinzhermann“). Chef Hendrik „Henne“ Olfen war einst Sous-Chef von Hans Horberth im „La Vision“. Nach einigen Wanderjahren steht er nun am eigenen Herd in der Pfeilstraße. An seiner Seite ein Team in Küche und (fabelhaftem) Service, das bereits in vielen guten Häusern tätig war. Stolze 82 Plätze hat das Restaurant, trotzdem sollte man reservieren – bei gutem Wetter unbedingt im Innenhof. Die klassische Menüfolge – Vorspeise, Hauptgang, Dessert – gibt es hier eigentlich nicht. Alle Speisen haben ungefähr dieselbe Größe, man kann wild kombinieren, und wer zwischendurch Lust auf einen weiteren Gang bekommt, bestellt ihn einfach nach. Es ist im Prinzip das Tapas-System, nur mit Fine-Dining-Speisen. Auch die Weinkarte kann sich sehen lassen, immerhin hat sie Spitzen-Sommelière Claudia Stern zusammengestellt.

Lunch gibt es auch, wöchentlich wechselnd fünf bis sieben Gerichte. Einfaches, ehrliches Essen für die Mittagspause. Meist gibt es drei Hauptdarsteller bei den Gerichten und alle dürfen zeigen, was sie draufhaben. Mein Tipp: Gehen Sie abends mal zu viert hin, bestellen Sie alle Speisen der Karte, und teilen Sie lustvoll. Das alles zu Preisen, die, wenn man die Qualität und kluge Komposition der Speisen bedenkt, sehr fair kalkuliert sind. Falls Sie in ihrem Leben noch nie eine Auster gegessen haben: Probieren Sie hier mal die Variante mit den Aromabomben Johannisbeeressig und klein gehackte Petersilienstiele – es lohnt sich!

Alle Infos finden Sie unter: henne-weinbar.de

Menu des Jahres: Brunch ist tot

Sonja Baumann und Erik Scheffler eröffnen 2018 zwei Restaurants in einem Haus. Morgens sind die Räumlichkeiten das „Neo“, abends werden sie zum „Biota“. Im „Gut Lärchenhof“ in Pulheim war die kreative Küche der Zwei zuvor mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet worden. Jetzt werben sie mit Slogans wie „Brunch ist tot“ und „Frühstück ist das neue Mittagessen“. Egal wann Sie hierher kommen, Sie können so viel oder so wenig essen, wie Sie wollen. Alles zwischen einem und fünf Gängen ist möglich. Das Schnäppchen hier ist das Drei-Gang-Frühstücks-Menü für 25 Euro. Mein Favorit ist folgende Kombination:

Golden Shakshuka

Kürbis-Paprika-Pfanne mit Ei | Kräuter | Hausbrot

***

Graved Benedict

Krosses Röstbrot | Pochierte Eier | Graved Lachs | Feldsalat | Kräuter-Orangenhollandaise

***

XMAS-Pancakes

Spekulatius |Rumtopffrüchte (alkoholfrei) |Joghurtcrème

Shaksuka, klassischerweise eine Kombination aus Eiern und Tomaten – das Duo Baumann/Scheffler variiert die ungemein schlotzige Speise immer wieder sehr inspirierend. Graved Lachs mit pochierten Eiern, Kräuter-Orangenhollandaise, Feldsalat und krossem Röstbrot ist einfach eine Gewinner-Kombination. Und was das Dessert betrifft: Sonja Baumann ist Kölns Pancake-Queen.

Alle Infos finden Sie unter: brunchisttot.de

Weltküche des Jahres: Mittelmeer-Flair

Kosta Tzikas kochte einst bei Franz Keller und Christoph Paul, sein 2018 eröffnetes „phaedra“ ist nun die Erfüllung des Traums vom eigenen Restaurant. Tzikas ist Grieche, doch seine Küche bezieht Inspirationen aus dem ganzen Mittelmeerraum. Das zeigen seine ungemein knusprigen Lammröllchen im Brickteig nach Pulled-Pork-Art, bei denen nordafrikanische Gewürze den Ton angeben. Ein Highlight der Karte ist der gefühlvoll gegrillte Oktopus, der mal mit Risotto „Nero“ und konfierten Cherrytomaten, ein andermal mit Fetacreme, Tomatentatar und einem mit rasanter Zitronensäure versehenen Salat funktioniert. Für jeden Koch ist es eine Herausforderung, Heilbutt vom Grill auf den Punkt zu garen. Tzikas gelingt dies mühelos, wobei der Fisch genau das richtige Maß an Röstaromen erhält, mit Brotkruste, Kapern-Jus, Rote Bete-Püree und Spinat herzhaft ergänzt wird. Mehr braucht es nicht, um in dem hübschen Restaurant mit der prägenden petrolfarbenen Wand hinter der Theke glücklich zu sein.

Alle Infos finden Sie unter: phaedra-restaurant.de

Streetfood des Jahres: Vom Sternekoch

Poké war vielleicht der Food-Trend 2018. Selbst Supermärkte boten die hawaiianische Spezialität plötzlich an. Köln kann jedoch mit einem ganz besonderen Poké-Laden punkten, denn hinter diesem steht mit Mirko Gaul vom Kölner „Taku“ ein echter Sternekoch. Und das merkt man daran, wie ausgeklügelt die Kombinationen sind. Im Grunde ist Poké ein Salat mit rohem Fisch als Hauptdarsteller – wobei im „Poké Makai“ auch mal Tofu, Tamago (japanisches Omelett) oder Peking Ente den zentralen Part übernehmen. Aus insgesamt 39 Ingredienzien kann man sich selbst etwas zusammenstellen. Es gibt aber auch fünf bereits fertige Schüsseln, die „Favourite Bowls“. Mein klarer Liebling dabei ist „Spicy Tuna“, die auch wegen knuspriger Nori-Algen und Wasabi-Crème wie ein riesengroßes Sushi wirkt. Unbedingt mit Reis bestellen, weil er als einziges warm ist, was einen schönen Kontrast zwischen den Temperaturen ergibt.

Alle Infos finden Sie unter: poke-makai.de

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