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Ein bisschen erwachsen?Was Firmung und Konfirmation für Eltern bedeuten

Lesezeit 3 Minuten
Egal ob Jugendliche zur Firmung oder Konfirmation gehen, mit rund 14 Jahren bekennen sie sich bewusst zum Glauben.

Egal ob Jugendliche zur Firmung oder Konfirmation gehen, mit rund 14 Jahren bekennen sie sich bewusst zum Glauben.

Egal ob Konfirmation in der evangelischen Kirche oder Firmung in der katholischen Kirche: Die Feste sind nicht nur eine Bekenntnis zum Glauben, sondern markieren auch den Eintritt ins Erwachsenenalter. In der Praxis sind manche Jugendliche dann auch schon sehr reif – andere dagegen gar nicht. Für Eltern gilt daher: genau hinsehen und herausfinden, wo das Kind steht.

In der Regel sind die Jugendlichen 14 Jahre alt, also noch lange nicht volljährig, wenn sie zur Konfirmation oder zur Firmung gehen. Erwachsen sind sie aber schon – oder zumindest am Anfang des Erwachsenenalters, wenn es nach dem Sinn der Feste geht. Ein großer Moment für die Jugendlichen, eventuell aber auch für Mama und Papa. „Rituale wie die Konfirmation oder die Firmung sind auch für Eltern eine Chance, das noch mal zu reflektieren“, sagt der Familientherapeut Björn Enno Hermans. Sich also einmal in Ruhe anzuschauen, was eigentlich aus diesem kleinen Menschen von damals geworden ist.

Denn in manchen Familien bekommen die Eltern gar nicht mit, wie erwachsen ihr Kind schon ist, sagt Hermans – und behandeln es entsprechend. Und das kann Ärger geben, warnt der Experte.

Die Konfirmation oder Firmung ist da ein guter Anlass, das zu prüfen und gegebenenfalls das eigene Bild zu korrigieren. Wie erwachsen das Kind schon ist, lässt sich allerdings nur schwer feststellen. Pauschale Aussagen sind fast unmöglich – gerade im Alter von etwa 14. „Landläufig sagt man ja, dass Mädchen etwas weiter sind als Jungs, das lässt sich in bestimmten Altersspannen auch tatsächlich nachweisen“, sagt Hermans. Das allein taugt aber noch nicht als Faustregel – zu groß seien die individuellen Unterschiede.

Das Alter sagt nichts über die geistige Reife aus

Das zeigt sich auch vor Gericht: „Da sagt man ja, dass es mit ungefähr 14 die volle Einsichtsfähigkeit gibt – aber eben mit ungefähr 14“, sagt Hermans. „Manche sind auch mit zwölf, 13 schon so weit, andere auch mit 15 noch nicht.“

Hinzu kommt: Nur weil ein Jugendlicher wie ein Erwachsener aussieht, ist er noch lange keiner. „Die körperliche Reife zum Beispiel tritt heute deutlich früher ein, die geistige oder psychische Reife aber deswegen nicht unbedingt“, sagt Hermans. So passiert es nicht nur, dass Jugendliche wie Kinder behandelt werden – auch der umgekehrte Fall kommt vor. „Das ist sogar die häufigere und auch die problematischere Variante.“

Denn ein Jugendlicher, der wie ein Grundschüler behandelt wird, wehrt sich vermutlich dagegen. „Umgekehrt gefällt es Kindern oft erstmal, wenn sie schon für Jugendliche gehalten und so behandelt werden – eigentlich überfordert es sie dann aber doch“, sagt Hermans.

Die Konsequenzen sind dann unterschiedlich. Manche Kinder ziehen sich zurück, andere reagieren aggressiv. „Und im Extremfall kann das bis hin zu Depressionen oder einer Angststörung gehen.“

Eltern sollten auch die Ablehnung akzeptieren

Doch wie findet man heraus, wie erwachsen der Nachwuchs wirklich ist? „Generell ist es ein guter Indikator, um die Reife der Kinder festzustellen, wenn die Eltern erkennen, wie und ob die Jugendlichen die Welt und ihre Position darin reflektieren“, sagt Hermans. Beschäftigt sich das Kind dagegen noch viel mit sich selbst und seinen Bedürfnissen, ist der Weg zum Erwachsenenalter vermutlich noch etwas weiter. Konfirmation oder auch die Firmung können hier ebenfalls weiterhelfen. Denn gerade bei den kirchlichen Festen steht die bewusste Entscheidung für den Glauben im Mittelpunkt: Was bei der Taufe noch Eltern und Paten übernommen haben, entscheiden die Jugendlichen selbst. „Ein guter Indikator für die Reife ist, wie sich der Jugendliche mit dieser Entscheidung auseinandersetzt“, erklärt Hermans. „Reflektiert er das wirklich oder ist das eher ein „Das machen ja alle.“ In diesem Sinne kann es sogar ein stärkeres Zeichen für Reife sein, wenn Jugendliche nicht zur Konfirmation gehen – weil sie sich bewusst dagegen entscheiden und das sogar gegen Widerstände der Familie durchsetzen. (dpa/eva)

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