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Fastenarten im ÜberblickGesund fasten – vom Basenfasten bis zur Schroth-Kur

Lesezeit 7 Minuten
fasten

Fasten-Tage bedeuten nicht gleich Hunger-Tage.

Fasten heißt schlicht nichts essen, oder? Im Sinne der biblischen Fastenzeit vielleicht schon. Angeblich hat sich Jesus 40 Tage in die Wüste zurückgezogen und die Nahrungsaufnahme eingestellt. Das ist aber aus Sicht der meisten Experten nicht wirklich empfehlenswert. Das Fasten findet stattdessen heute in vielerlei Ausprägungen statt.

Einfach auf alles zu verzichten ist dabei nicht unbedingt die beste Methode, denn wer schon nichts isst, braucht zumindest Flüssigkeit – siehe Buchingers Heilfasten. „Es kann auch nicht schaden, einen Arzt oder Ernährungsberater zu fragen, um die für einen selbst passende Methode zu finden“, sagt Margret Morlo. Denn nicht alle Fastenarten seien für alle Menschen gleichermaßen geeignet. Die Expertin ist mit uns einige der gängigsten Methoden durchgegangen.

Früchtefasten

Was ist Früchtefasten?

Beim Früchtefasten können pro Tag etwa fünf Portionen frisches Obst oder leicht gedünstetes Gemüse gegessen werden. Es ist eine Art des Heilfastens und soll zumeist der Regeneration des Körpers dienen. Durch diese und andere Methoden des Heilfastens soll das Immunsystem gestärkt und stabilisiert werden. Es kommt jedoch kurzfristig auch zu einer Gewichtsabnahme, da die Ernährung sehr kaliumhaltig und gleichzeitig salzarm ist und dadurch viel Flüssigkeit ausgeschieden wird. Für wen ist es geeignet?

Diese Methode des Heilfastens ist für Einsteiger geeignet, da man durch die fünf Mahlzeiten den gewohnten Tagesrhythmus beim Essen gut beibehalten kann. Für kranke oder alte Menschen, Kinder und Jugendliche sowie Schwangere und stillende Frauen ist Früchtefasten nicht geeignet. Wer sich über seinen Gesundheitszustand nicht ganz sicher ist, sollte das Früchtefasten vor dem Start  auf jeden Fall mit dem Hausarzt besprechen. Kann man sich so dauerhaft ernähren?

Früchtefasten ist keine Dauerernährung. Es kommt während der Zeit zu einer deutlichen Mangelversorgung an Eiweiß und Fett. Aber ab und zu mal an zwei oder drei Tagen nur Obst zu essen ist in Ordnung. Damit gehört Früchtefasten dann auch zu den Intervallfasten-Methoden.

Intervallfasten

Welche Varianten gibt es? Es gibt viele unterschiedliche Intervall-Fasten-Diäten. Dazu gehören:

  • Fasten an jedem zweiten Tag
  • 5:2-Diät
  • einzelne Mahlzeiten ausfallen lassen, beispielsweise die 16:8-Methode: In einem Zeitfenster von acht Stunden darf gegessen werden, dann wird 16 Stunden lang auf Essen verzichtet.

Was  sind die Effekte des Intervallfastens? Die Esspausen regen den Körper an, Reserven zu mobilisieren. Zunächst wird in Leber und Muskel gespeichertes Glykogen abgebaut, danach geht es an die Fettreserven. Weil nach einem Fastentag kein Heißhunger entsteht, findet am nächsten Tag kein Überessen statt.    Intervallfasten verhindert bei Mäusen das Auftreten von Diabetes, weil es die Menge an Leberfett senkt. Weitere Tierversuche haben gezeigt, dass Intervallfasten Blutglukose- und Insulinspiegel senkt und das  viszerale, also das Bauchfett reduziert. So wird das Risiko von Herz- Kreislauferkrankungen reduziert.      Wie sinnvoll ist Intervallfasten?  Durch einen längeren Nahrungs- oder Nährstoffmangel entsteht eine katabole Stoffwechselsituation. Das heißt, der Körper zehrt von eigenen Reserven, was ja auch der gewünschte Effekt ist. Er stellt außerdem nicht auf einen Hungerstoffwechsel um. Nach etwa acht bis zehn Tagen wird der Grundumsatz des Körpers gesenkt und das Stoffwechselgeschehen verlangsamt sich. Was sind Tücken und Fallstricke? Ungünstige Essgewohnheiten ändern sich durch Intervallfasten nicht automatisch. Bei der Wahl einer Intervall-Diät sollten individuelle Umstände und Zielsetzungen berücksichtigt werden. Intervallfasten ist nicht für Typ-1-Diabetiker, Menschen mit Essstörungen, Kinder, Frauen mit Kinderwunsch, Schwangere und Stillende geeignet. Bei der Einnahme von Medikamenten und bei chronischen Erkrankungen sollte das Fasten  mit dem Arzt besprochen werden.   Nebenwirkungen und langfristige Folgen sind noch nicht hinreichend geklärt. Ist es denkbar, diese Ernährungsweise dauerhaft fortzusetzen? Gedacht sind die Intervall-Fasten-Methoden als dauerhafte Ernährung. Das heißt bei der 5:2-Diät beispielsweise, dass in jeder Woche an zwei Tagen gefastet wird. Beendet werden sollte das Fasten aber immer dann, wenn es zu Nebenwirkungen kommt.

Schroth-Kur

Was ist eine Schroth-Kur? Der schlesische Fuhrmann Johann Schroth (1798-1856) hat schon das fettbedingte Übergewicht als Ursache vieler Beschwerden und Krankheiten erkannt. Seine Schroth-Kur wird bis heute praktiziert. Sie dauert eine Woche und teilt sich in drei Trockentage, zwei kleine und zwei große Trinktage auf. An den Trockentagen ist nur ein Glas Obstsaft erlaubt, am kleinen Trinktag 1 l Flüssigkeit und am großen Trinktag 2 l Flüssigkeit. Jeden Tag steht etwas anderes auf dem Tisch: trockene Brötchen und Backpflaumen, Haferschleim, Buchweizen und Knäckebrot. An den Trinktagen gab es ursprünglich Wein, heute wird eher Wasser oder Kräutertee empfohlen. Wichtig sind tagsüber Bewegung und Sonnenbäder und nachts feuchte Packungen, die das Schwitzen fördern. Wie lange geht die Schroth-Kur? Die Kur wird über zwei bis vier Wochen – in der Regel unter ärztlicher Aufsicht in speziellen Einrichtungen – durchgeführt. Die kleine Schroth-Kur kann über vier bis sieben Tage auch alleine zu Hause durchgeführt werden. Für wen ist die Kur geeignet? Patienten mit Adipositas, Bronchial-Katarrhen, Rheuma und Gicht Was sind Nachteile der Schroth-Kur? Die Schroth-Kur ist heute unter Experten umstritten vor allem wegen der reduzierten Flüssigkeitsaufnahme an den Trockentagen. Durch die schnelle Gewichtsreduktion kann es zudem zu einem Blutdruckabfall mit Begleitsymptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, nervösen Störungen, Schwindel und Schwächezuständen kommen. Aus diesem Grund sollte zu Hause immer nur die milde Variante durchgeführt werden. Bei auftretenden Beschwerden sollte die Kur sofort beendet und ein Arzt aufgesucht werden.

Basenfasten

Was ist Basenfasten? Wer sich für das Basenfasten entscheidet, geht von der These aus, dass der Säure-Basen-Haushalt eine bedeutende Wirkung auf die Gesundheit hat. Für einen bestimmten Zeitraum wird auf alle säurebildenden Lebensmittel verzichtet. Dadurch soll der Stoffwechsel entlastet werden. Basenfasten gehört zu den Heilfasten-Methoden. Als Nebenwirkung kommt es in der Regel auch zu einer Gewichtsabnahme. Welche Nahrungsmittel bilden Basen und welche Säuren? Eine vermehrte Bildung von Basen findet sich  nach dem Verzehr von Obst und Gemüse. Die höchste Säurebelastung entsteht nach dem Verzehr von Käse, Fleisch, Fisch und Vollgetreideprodukten. Säurebildner sind auch süße Säfte, alkoholische Getränke, Zucker, Weißmehl und viele industriell hergestellte Speisen. Während des Basenfastens soll auf diese Säurebildner ganz verzichtet werden. Warum Basenfasten? Vertreter des Basenfastens sind überzeugt, dass sich im Laufe der Zeit immer mehr Säuren im Körper ablagern, weil dieser sie nicht mehr ausscheiden kann. Das Säure-Basen-Gleichgewicht scheint gestört und dadurch können Krankheiten entstehen. Symptome für eine Übersäuerung können Müdigkeit, Verdauungsprobleme und eine allgemeine Energielosigkeit sein. In der Fachliteratur gibt es jedoch keine Empfehlungen für das Basenfasten. Was kann gegessen werden? Getränke: Wasser, Kräutertee, frisch gepresster Obst- und Gemüsesaft. Lebensmittel: Obst, Obstsalat, basisches Müsli, warme Gemüsebrühe, Mandeln, Dörrobst, Oliven. Dabei kann die einfache Faustregel „Saure Nahrungsmittel machen basisch, während alles Süße Säuren hervorruft“ als Orientierung dienen. Ist eine basische Ernährung dauerhaft möglich? Wer nach den Spielregeln des Basenfastens isst, kann sich nicht dauerhaft gesund ernähren. Ab und zu, über einen begrenzten – meist selbstbestimmten – Zeitraum ist das Basenfasten geeignet, ähnliche Effekte, wie das Intervallfasten zu erzeugen.

Heilfasten

Was verbirgt sich hinter Heilfasten? Die Methode begründete der Internist Otto Buchinger, der 1920 die erste Heilfastenklinik Deutschlands eröffnete. Er war selber von schwerem Gelenkrheuma betroffen und fand durch das Heilfasten Linderung. Wie funktioniert das Buchinger-Heilfasten? Diese Diät besteht ausschließlich in der Gabe von Kräutertee mit Honig, Gemüsebrühe und Obstsäften. Hiermit werden pro Tag etwa 50 g Kohlenhydrate aufgenommen. Nach Beendigung der Fastenphase schließen sich sogenannte Aufbautage an, an denen durch gezielte Ernährungsberatung  das Ernährungsverhalten nach der Fastenkur optimiert werden soll. Wie funktioniert’s? Eingeleitet wird das Buchinger- Heilfasten mit Entlastungstagen, an denen ausschließlich eine leichte Kost gegessen wird. Dann folgt eine komplette Darmentleerung. Danach findet an ungefähr fünf Tagen das eigentliche Fasten statt. Pro Tag werden dabei drei Liter Flüssigkeit getrunken. Die Fastentage sollten von Yogaübungen oder leichter sportlicher Betätigung begleitet werden. Das Ende der Fastentage wird mit dem Fastenbrechen eingeleitet. Es gibt einen reifen Apfel und Gemüsesuppe. Danach kommen Aufbautage mit leichter Kost. Für wen ist es geeignet? Bei Adipositas und hiermit im Zusammenhang stehende Erkrankungen sowie rheumatischen Erkrankungen, Bluthochdruck, funktionelle Störungen, etc.  Natürlich können auch gesunde Menschen diese Fastenart versuchen.

Mayr-Kur

Wie setzt sich die Ernährung zusammen? Altbackene Semmeln, die nach Vorschrift gekaut werden, und Milch sind die wesentlichen Bestandteile dieser Kost. Die von dem österreichischen Arzt Franz-Xaver Mayr (1875-1965) erfundene Kur ist keine Diät, sondern hat eine gründliche Darm-Sanierung  zum Ziel. Mayr erkannte schon früh, dass die Darmgesundheit für den Gesamtzustand des Menschen  elementar ist.  

Für wen geeignet? Patienten mit chronischer Verstopfung und  Funktionsstörungen des Darms. Variante: Es gibt auch ein reines Heilfasten nach Mayr, bei dem ausschließlich Tee und täglich Karlsbader Salz verabreicht werden. Diese Variante wird mit einer regelmäßigen Darmmassage kombiniert.

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