Frohes Neues!Sechs Tipps der Redaktion für den perfekten Sekt

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„Es gibt faktisch kein Champagnerhaus, das nicht mehr oder weniger unter der Kontrolle eines Deutschen ist“, schrieb der amerikanische Konsul Robert Tomes im Jahre 1867 in seinem Buch „The Champagne Country“. Mumm, Deutz, Bollinger, Krug – vielleicht haben Sie sich auch schon einmal gefragt, warum es so viele deutsche Namen in der Champagne gibt.

Restzucker im Sekt

Bei Schaumweinen wird der Süßegrad anders bezeichnet als bei Stillweinen. Wieviel Restzucker ein Sekt mit folgenden Bezeichnungen enthalten darf, ist genau geregelt:

Brut nature: 0-3 g/l Restzucker

Extra brut: 0-6 g/l Restzucker

Brut: bis 15 g/l Restzucker

Extra trocken: 12-20 g/l Restzucker

Trocken: 17-35 g/l Restzucker

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Schaumweinerzeugung industrialisiert. Nun war es möglich, große Mengen an gleichbleibender Qualität zu erzeugen – und die Region erlebte einen enormen Aufschwung. Das zog Investoren vor allem aus Deutschland an. Denn die Erzeugung von Schaumwein erfordert viel Kapital. Schließlich muss der fertige Wein noch einmal vergoren werden und mehrere Jahre auf der Hefe liegen, bevor er verkauft werden kann. Einfache Winzer konnten sich das nicht leisten.

In dieser Zeit entstanden viele der heute namhaften Champagnerhäuser. Das Wissen um die Erzeugung schwappte aber auch wieder zurück nach Deutschland. Das erste Sekthaus wurde 1826 in Württemberg von Georg Kessler gegründet, dem früheren Kellermeister von Veuve Clicquot. Schon bald war das spritzige Getränk als günstige Alternative zum Champagner so beliebt, dass Sekthäuser wie Pilze aus dem Boden schossen. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden bereits über zehn Millionen Flaschen Sekt in Deutschland erzeugt, und Kaiser Wilhelm führte die berühmte Sektsteuer ein, um die kaiserliche Schiffsflotte zu finanzieren.

Weltmeister im Schaumweingenuss

Mit fünf Flaschen pro Kopf Verbrauch sind wir Deutschen heute die Weltmeister im Schaumweingenuss. Besonders beliebt ist Sekt, wobei der qualitativ oft kein rosiges Bild abgibt. So wird der Markt von großen Marken dominiert, die solide aber einfache Qualitäten aus verschiedenen europäischen Grundweinen erzeugen. Und es gibt immer noch zu viele schlechte Winzersekte. Bislang waren die Weingenießer da wenig kritisch. Während sie bei Weiß- oder Rotwein genau wissen, was sie wollen, ist vielen der Geschmack bei Sekt nicht so wichtig. Hauptsache, es „sprudelt“. Doch Verbraucher werden kritischer und die deutschen Winzer besser. Zeit, sich die Entwicklungen einmal näher anzuschauen.

Selbst an der international hoch anerkannten Fachhochschule für Weinbau und Kellertechnik in Geisenheim werden die Kniffe der Schaumweinerzeugung nicht im Detail gelehrt. Wer wie Stefan Braunewell exzellente Sekte erzeugen will, muss sich selbst auf die Suche nach Wissen machen. Denn beim Sekt gelten ganz andere Gesetze als bei der Weinerzeugung. So müssen die Grundweine explizit für die Sektherstellung erzeugt werden. Die Trauben müssen reif sein und dürfen dabei nicht mehr als elf Prozent potenziellen Alkohol aufweisen. Schließlich kommen bei der zweiten Gärung in der Flasche noch einmal 1,5 Prozent Alkohol hinzu.

„Man muss schon beim Rebschnitt im Winter die Sekterzeugung im Kopf haben“, erklärt Stefan Braunewell. Hat ein Sekt mehr als 12,5 Prozent Alkohol, hat der Winzer irgendwelchen Wein versektet. Ein Zeichen dafür, dass die Qualität nicht die beste ist. Ebenso wichtig ist die besonders schonende Verarbeitung der Trauben. So dürfen keine Gerbstoffe aus den Schalen ausgelaugt werden, denn die würden für grobe Kohlensäureperlen sorgen. Maschinenlese ist für Top-Schaumweine also tabu.

Doch die Mühe lohnt sich, denn in Deutschland sind die Voraussetzungen für Sekt besonders gut. Damit Schaumwein spritzig und fein schmeckt, müssen die Grundweine über genügend Säure verfügen. Im kühlen Klima hierzulande ist das kein Problem. Aber nicht nur das zeigt das Potenzial.

Vor allem der hier weit verbreitete Riesling bietet ideale Eigenschaften. „Für mich hat Riesling das gleiche Potenzial wie Pinot Noir und Chardonnay in der Champagne“, erklärt Mathieu Kauffmann, der frühere Kellermeister des Champagnerhauses Bollinger, der heute die Geschicke des Pfälzer Weingutes Reichsrat von Buhl lenkt. „Rieslingtrauben haben die richtige Balance zwischen Reife und Säure, selbst bei der traditionellen frühen Lese für Sektgrundwein“, sagt er. „Für Top-Qualität die Grundvoraussetzung, und überhaupt – Riesling-Sekt gibt es nirgendwo sonst auf der Welt. Damit sind wir unverwechselbar.“ Aber auch aus Burgundersorten werden nach Vorbild der Champagne Schaumweine erzeugt, und es gibt spannende Spezialitäten aus Aromarebsorten wie Scheurebe, Gewürztraminer und Muskateller. Es gibt zweifellos eine große Vielfalt zu entdecken. Mit unserer Auswahl stellen wir Ihnen verschiedene Sekt-Stile vor.

Der Samtige

Stefan Braunewell ist einer der Winzer, die akribisch an der Qualität feilen. Auch sein fruchtbetonter, roséfarbener Prickler ist sehr zu empfehlen. Im Glas zeigen sich Aromen von frischen roten Himbeeren, Erdbeeren, Orangeat sowie feine Hefenoten. Der Sekt verfügt über eine angenehme Restsüße, die die Fruchtaromen am Gaumen noch einmal betont. Ein beachtliches Hefelager von 28 Monaten ist für die samtige und nachhaltige Kohlensäureperlung verantwortlich.

2013 Spätburgunder Rosé brut / Weingut Braunewell / Rheinhessen / 12 Euro / bei: Weinkontor Lindenthal / Geibelstraße 33 / 50931 Köln

Der Vollmundige

Die Basis für diesen edlen Schaumwein lieferte Riesling aus besten Schieferlagen, der mit 60 Monaten besonders lange auf der Hefe gelegen hat. Goldgelb läuft er ins Glas und zeigt ein nachhaltiges, wie feinperliges Mousse. Das Bukett ist komplex mit Aromen von Jasmin, kandierter Ananas, Ingwer, Zitrusfrüchten und Hefezopf. Am Gaumen fein schäumend und besonders vollmundig. Ein Sekt, der am besten in einem großen Glas serviert wird und auch zum Essen getrunken werden kann.

Brut 1900 / Riesling Sekt / Weingut van Volxem / Mosel / 26 Euro / bei: Weinpunkt / Antwerpener Straße 9-11 / 50672 Köln

Der Liebling

Ein Riesling-Sekt wie ihn viele lieben: fruchtig, nicht zu prickelnd und mit zarten Aromen versehen. Der Sekt läuft feinschäumend ins Glas und verfügt über eine langanhaltende Kohlensäureperlung. Im Bukett zeigen sich Aromen von Weinbergspfirsich, Honig, weißen Blüten und Zitrusfrüchten. Am Gaumen angenehm trocken, die feine Restsüße bringt zudem noch einmal die fruchtigen Aromen zum Vorschein, die spritzige Kohlensäure ist erfrischend, ohne spitz zu wirken.

Riesling Brut / Weingut Korrell / Nahe / 11,50 Euro / bei:

Weinhaus Süd / Marktstraße 27 / 50968 Köln

Der Schmelzige

Besonders blumig und zugänglich fallen Sekte aus, die einen Teil Weißburgunder enthalten. Mit Spätburgunder verschnitten hat dieser Schaumwein nur zwölf Monate auf der Hefe gelegen, was sein eher aufschäumendes Mousse erklärt. Im Bukett zeigen sich Aromen von Williamsbirne, frischer Sahne, Holunderblüten und fein-würzige Noten. Am Gaumen wirkt er durch die moderate Säure und erzeugt nicht zu viel Kohlensäuredruck. Sein cremiges Mousse und sein feiner Schmelz im Nachhall machen ihn besonders rund.

Cuvée Pinot Sekt extra brut /

Sekthaus Nelles / Ahr / 14,95 Euro / bei: Weinhandlung „Zwölfgrad“ / Martin-Luther-Platz 1 /

50677 Köln

Der Entspannte

Alle Weingenießer, die es knallig fruchtig und richtig blumig mögen, sollten diesen Muskateller Sekt verkosten. Das Bukett verströmt Aromen von Limone, Basilikum, Jasmin- und Orangenblüten, frisch gebackenem Biskuit sowie Weingummi. Die angenehme Süße am Gaumen balanciert die frische Säure aus. Ein herrlich unkomplizierter Sekt mit Anspruch.

2016 Muskateller Sekt extra trocken / Kaiserstühler Winzerverein Oberrotweil / Baden 14,50 Euro / bei: Kölner Weindepot / Riehler Straße / 50668 Köln

Der Betörende

Mathieu Kauffmann kam vom Champagnerhaus Bollinger in die Pfalz. Sein Engagement hat sicherlich mit zur neuen Qualitätsoffensive in der Sektbranche beigetragen. Seine Sekte zeigen wie Champagner viel Struktur ohne jegliche Schwere. Diese Cuvée aus Weißburgunder und Chardonnay betört mit Aromen von Zitrusfrüchten, Quittengelee, weißen Blüten, Mandeln, Brioche und frischer Hefe. Feinperlig und mit knackiger Säure versehen hat dieser Sekt ein besonders langes Finish.

Reserve Brut / Reichsrat von Buhl / Pfalz / 16,90 Euro / bei: Kölner Weinkeller / Stolberger Straße 92 / 50933 Köln

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