Gegen alle GrenzenVenezolaner ohne Beine kämpft um Normalität

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Alfonso Mendoza surft

In Kolumbien hat Alfonso Mendoza für sich ein neues Leben aufgebaut. Von seiner Behinderung will er sich nicht definieren lassen.

Barranquilla – Alfonso Mendoza kam ohne Beine zur Welt, doch stoppen ließ er sich nie. Der 25-Jährige ist Skateboarder, Surfer und Rapper und seit kurzem Vater. „Ohne Beine geboren zu werden, ist hart, aber man sollte sich deshalb nicht aufgeben. Man muss kämpfen, das Positive sehen“, sagt Mendoza. „Ich habe allerdings nicht immer so gedacht. Ich wollte mir sogar das Leben nehmen.“

Wie Hunderttausende seiner Landsleute ist der Venezolaner vor Hunger, Elend und Unterdrückung in seiner Heimat Venezuela geflohen. Vor neun Monaten gelangte er mit seiner damals schwangeren Frau auf Schleichwegen nach Kolumbien. Im September kam seine Tochter Auralys in Barranquilla zur Welt.

8,50 Euro Verdienst am Tag

„Sie ist mein Sonnenschein. Mein Baby ist auf mich angewiesen und deshalb gehe ich jeden Tag mit Freude arbeiten“, sagt Mendoza. Auf einem Skateboard rollt er als Rapper „Alca“ auf den Straßen der Hafenstadt umher und singt in den Bussen für ein kleines Trinkgeld. Etwa 30.000 Pesos (8,50 Euro) verdient er so am Tag.

Damit kommen Mendoza und seine Familie gerade so über die Runden, aber besser als in Venezuela ist es allemal. Im erdölreichsten Land der Welt fehlt es am Nötigsten. Venezuela steckt in einer schweren Wirtschaftskrise. Aus Devisenmangel werden kaum noch Lebensmittel und Medikamente importiert. In den Supermärkten bleiben die Regale meist leer.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet für das laufende Jahr mit einer Inflationsrate von 1,37 Millionen Prozent und einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 18 Prozent. Nach Angaben der Vereinten Nationen haben bereits rund 2,3 Millionen Venezolaner ihre Heimat verlassen. Etwa eine Million Menschen haben sich im Nachbarland Kolumbien niedergelassen.

Immer für die eigenen Träume kämpfen

„Alca“ wurde bereits als Baby von seiner Mutter verlassen und wuchs bei seiner Großmutter auf. Als er neun Jahre alt war, ließ sie ihn schwören, sich niemals für minderwertig zu halten und immer für seine Träume zu kämpfen. Am Tag darauf starb sie. „Da ist etwas in mir zerrissen. Meine Oma war der einzige Mensch, der sich je um mich gekümmert hat“, erzählt er. „Deshalb habe ich mich dazu entschieden, mein Versprechen zu erfüllen und darum zu kämpfen, mit allen anderen auf einer Stufe zu stehen.“

In seinem Kampf um Normalität tauschte er den Rollstuhl gegen das Skateboard, stürzte sich mit einem Surfbrett in die Wellen und begann mit dem Rappen. „Die Grenzen existieren nur im Kopf“, sagt er und grinst. (dpa)

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