Kult-Serie DallasWiedersehen auf Southfork nach 40 Jahren

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Dallas neu

Fans der Familiensaga treffen auf der Ranch ihre Idole: Steve Kanaly (Ray Krebbs), Linda Gray (Sue Ellen) Charlene Tilton (Lucy) und Patrick Duffy (Bobby Ewing).

Dallas – Bis zum 30. Juni 1981 war der Name mit einem schier unauslöschlichen Makel behaftet - fast so wie ein Kainsmal: Dallas, drittgrößte Stadt im Bundesstaat Texas und neuntgrößte Metropole der USA. Dort, wo am 22. November 1963 – gegen 12.30 Uhr Ortszeit – Präsident John F. Kennedy, von mehreren Schüssen tödlich getroffen, auf dem Sitz des offenen 1961er Lincoln Continental zusammensank.

Bis zum 30. Juni 1981 hatten viele, die in den folgenden Wochen, Monaten und Jahren regelmäßig jeden Dienstag um 21.45 Uhr ihr Fernsehgerät einschalten würden, vermutlich nicht allzu viel von Dallas gehört – sofern sie sich nicht für Zeitgeschichte interessierten.

Doch gleich in der ersten Episode der Familiensaga um einen fiktiven Clan texanischer Öl- und Viehbarone trat ein Mann auf den Plan, dem man schon wenige Folgen später gewünscht hätte, er hätte am 22. November 1963 an Stelle Kennedys in eben dieser Limousine auf dem Weg von der Houston in die Elm Street gesessen.

Öliges Grinsen im Gesicht

Das unnachahmliche, leicht meckernde, das meist siegessichere und unverhohlen schadenfrohe Lachen gehört dem Schauspieler und Synchronsprecher Wolfgang Pampel (72) – jahrelang Ensemblemitglied des renommierten Berliner Schillertheaters.

Den Mann wiederum, dem er seine Stimme lieh, kannten hierzulande zuvor vielleicht noch die verbliebenen Fans der Serie "Bezaubernde Jeannie" aus den 1960er Jahren. Für alle anderen war und ist der im November 2012 im Alter von 81 Jahren in Dallas verstorbene Larry Hagman vor allem J. R. Ewing gewesen: unverwechselbar mit dem Stetson auf dem Kopf, einem Glas Bourbon in der Hand und einem öligen Grinsen, das er wahlweise Mitgliedern seiner Familie, seinen Geschäftspartnern oder dem weiblichen Geschlecht präsentierte.

Die einprägsamen Initialen verdankt er übrigens einer Vorliebe der Lorimar-Produzenten David Jacobs, Leonard Katzman, Lee Rich und Philip Capice für den ebenfalls in Texas spielenden Filmklassiker "Giganten" mit Rock Hudson, Elizabeth Taylor und James Dean als protzigem Ölmagnaten Jett Rink.

Erste „Reunion“ vor 10 Jahren

Dem hätte es allerdings ebenso passieren können, von J. R. Ewing geschäftlich aufs Kreuz gelegt zu werden, denn sein Nachfolger auf dem Fernsehbildschirm war da schon um einiges ausgeschlafener und skrupelloser. Eben jener Larry Hagman aus Fort Worth, der privat als recht umgänglicher Zeitgenosse galt (ausgenommen jemand wagte es, in seiner Gegenwart zu rauchen), der 58 Jahre lang mit derselben Frau verheiratet war und seine Co-Stars vor zehn Jahren mit sichtlichem Vergnügen zur "Reunion" auf die außerhalb von Dallas gelegene Southfork Ranch eingeladen hatte.

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Er wäre gewiss auch gern jetzt - beim Wiedersehen 40 Jahre nach Ausstrahlung der ersten Dallas-Episode am 30. und 31. März - dabei gewesen. Nun müssen Patrick Duffy, der J. R.'s jüngeren und integren Bruder Bobby (wohlgemerkt Ewing, nicht Kennedy!) spielte, und Linda Gray als ebenso aparte wie verführbare und labile Sue Ellen (ihr Fernsehgatte übertraf den Alkoholkonsum seiner Frau in 14 Staffeln allerdings um Längen) die Fahne hoch halten.

Unterstützt werden sie dabei von Steve Kanaly, der dem kernig-aufrechten Cowboy und unehelichen Sohn des Ewing-Clans namens Ray Krebbs Profil verliehen hat, sowie Charlene Tilton, dem üppigen, blond gelockten Küken des Clans auf einer Körpergröße von gerade mal 1,50 Metern.

Treffen mit den Stars und Führungen

Beim Dallas-Wochenende auf der Southfork Ranch erwarten die eingeschworenen Fans sogenannte "Meet-and-Greets" mit den Stars sowie zahlreiche Extra-Führungen und eine Party am Samstagabend im "Longhorn Ballroom" in Dallas. Wer mag, darf sich auch gern als sein Lieblings-Ewing verkleiden - das beste Kostüm wird prämiert! Wer allerdings Ende März zufällig gerade nicht in Dallas ist, kann den Rest des Jahres über seine persönliche Hommage in eigener Regie planen.

Denn obwohl Familie Ewing die Southfork Ranch längst verlassen hat, ist das Anwesen mit rund 300 000 Besuchern im Jahr ein Touristenmagnet im Großraum Dallas. 365 Tage im Jahr stehen die Türen dort offen. Als die Serie 1981 in Deutschland startete, hatten die US-Zuschauer einen der Höhepunkte bereits erlebt. Die dritte Staffel war dort im März 1980 mit einem der berühmtesten Cliffhanger der US-Fernsehgeschichte in die Sommerpause gegangen. In der letzten Szene der Folge namens "A House Divided" ( Abrechnung) brach J. R. von Schüssen getroffen zusammen. Monatelang ungebrochen! Die Frage "Wer schoss auf J. R.?" wurde in den folgenden Monaten sprichwörtlich.

T-Shirts mit der Aufschrift „I shot J.R.“

So gab es T-Shirts unter anderem mit der Aufschrift "I shot J. R." Bis die am 21. November ausgestrahlte Folge "Who Done It?" (Wer hat auf J. R. geschossen?) mit einer Einschaltquote von 53,3 Prozent der US-amerikanischen Haushalte und einem Marktanteil von 76 Prozent alle bisherigen Zuschauerrekorde brach.

Wer auf Southfork fürs erste genug Landluft geschnuppert hat, wendet sich downtown und entdeckt in der Skyline den 1974 erbauten, 56 Stockwerke und 270 Meter hohen Renaissance Tower. Ist es wirklich erst 40 Jahre her, dass J. R. sich dort in seinem Bürosessel drehte und überlegte, wie er den Erzrivalen Cliff Barnes endgültig und vollends ruinieren könnte? Auf die Tatsache, dass Bobby mit Cliffs Schwester verheiratet war, mochten andere Rücksicht nehmen. Nicht J. R! Für Romeo und Julia ist Dallas auch nie die passende Stadt gewesen.

Hintergrund: Dallas in Zahlen

Erstausstrahlung: 2. April 1978 (USA) auf CBS - 30. Juni 1981 (Deutschland), ARD

Umfang: 357 Folgen in 14 Staffeln; sowie TV-Filme 1986: Dallas: The Early Years 1996: Dallas - J. R. Returns 1998: Dallas: War of the Ewings

Die Statistik einer Familie: J. R. hat 53 Stetson-Hüte verschlissen. Die Familienchronik verzeichnet ferner acht Hochzeiten, 17 Scheidungen, sieben Mordanklagen, neun Beerdigungen und 20 Entführungen

Preise: Dallas wurde für 23 Emmys nominiert und hat vier gewonnen

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