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MedizinWann und für wen eine Grippeschutzimpfung empfehlenswert ist

Lesezeit 4 Minuten
Ältere und  immungeschwächte Menschen sollten  sich impfen lassen.

Ältere und  immungeschwächte Menschen sollten  sich impfen lassen.

Die Grippesaison geht wieder los und mit ihr stellt sich für viele die Frage nach der Notwendigkeit der Grippeschutzimpfung – besonders nachdem die letzte Influenzawelle Deutschland fest im Griff hatte. Der bisher gängige Dreifach-Impfstoff der letzten Jahre wird in diesem Jahr, auf Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) am Robert-Koch-Institut, durch den Vierfach-Impfstoff ersetzt. Den gab es zwar schon im letzten Jahr, er war aber für Kassenpatienten mit einer Zuzahlung verbunden, weil nach Ansicht der Stiko die Dreifach-Impfung ausreichend war. Ein Trugschluss, denn dieser bot keinen umfassenden Schutz.

Grippewelle 2017/2018

Die Grippesaison 2017/2018 fiel noch stärker aus als die Welle im Winter zuvor. Arztpraxen kämpften am Limit, Kliniken mussten zeitweise Abteilungen schließen. Im Februar und März 2018 arbeiteten die Kliniken in Nordrhein-Westfalen durch die vielen Grippefälle auch beim Personal an ihrer Belastungsgrenze.

Viele Fälle verliefen ungewöhnlich schwer. Das Robert-Koch-Institut schätzt, dass etwa neun Millionen Arztbesuche Influenza-bedingt waren.

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Zwischen Ende Dezember und Anfang April erkrankten nachweislich 334000 Menschen an Grippe, 60000 mussten im Krankenhaus behandelt werden; mehr als 1000 verstarben aufgrund der Virusinfektion. (don)

Wo die Unterschiede liegen, wer sich impfen lassen sollte, wann der beste Zeitpunkt ist und was sonst noch wissenswert ist? Wir klären die wichtigsten Fragen.

Für wen lohnt sich eine Grippeschutzimpfung?

Besonders ältere Menschen ab 60, chronische kranke und immungeschwächte Menschen sollten eine Impfung in Erwägung ziehen, da bei ihnen die Auswirkungen einer Erkrankung schwerer ausfallen können. Außerdem sind Ärzte, Pfleger oder Menschen, die in hohem Maße Kontakt zu anderen pflegen, potenzielle Impfempfänger. Auch für Schwangere ist das ein Thema. Der Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte Hermann Kahl wünscht sich, dass mehr Kinder gegen Influenza geimpft werden – manche Kinderärzte verwenden dafür Impfsuspension in Form von Nasenspray.

Wer sollte sich besser nicht impfen lassen?

Tatsächlich gibt es auch eine Gruppe, der man tendenziell eher von einer Impfung abrät. Menschen mit einer Allergie gegen einen Impfwirkstoff oder gegen Hühnereiweiß sollten zuerst mit ihrem Arzt sprechen. Ähnliches gilt für die, die Fieber haben oder unter einem schweren Infekt leiden.

Warum rät man nicht grundsätzlich jedem zu einer Impfung?

Grundsätzlich sollte sich jeder impfen lassen, wenn er dies möchte. Die Kassenärztliche Vereinigung wünscht sich eine allgemein höhere Impfquote, um die sogenannte „Herdenimmunität“ zu erreichen. „Impfen nützt und schützt ja nicht nur den Einzelnen, sondern auch die Gruppe“, so die Begründung.

Wann ist der beste Zeitpunkt für eine Impfung?

Das Robert-Koch-Institut empfiehlt die Monate Oktober und November, da es zehn bis 14 Tage dauern kann, bis der Impfstoff aufgebaut ist und die Influenzawelle in der Regel erst nach der Jahreswende beginnt. Aber auch zu Beginn oder im Verlauf kann sich eine Impfung noch lohnen, da nie genau vorhergesagt werden kann, wie lange eine Grippewelle andauert.

Sollte man sich jährlich impfen lassen?

Der Impfstoff eines Jahres wird an den grassierenden Virenstamm angepasst. Dieser Virenstamm variiert allerdings von Jahr zu Jahr. Daher bieten immer nur die aktuellen Impfstoffe den bestmöglichen Schutz, sagt die Kassenärztliche Vereinigung. Das Robert-Koch-Institut geht außerdem davon aus, dass die Schutzwirkung nur eine Saison anhält.

Wo liegt der Unterschied zwischen dem Dreifach- und dem Vierfach-Impfstoff?

Bis 2013/2014 gab es in Deutschland ausschließlich den Dreifach-Impfstoff, der zwei Subtypen des Influenza A-Virus und ein B-Virus enthielt. Der Vierfach-Impfstoff verfügt auch über ein zweites B-Virus. In der letzten Grippesaison waren vor allem Viren der B-Linie ein Problem. Da dieser im Dreifach-Impfstoff nicht abgedeckt war, bot er auch nicht den ausreichenden Schutz.

Bereits im letzten Jahr galt der Vierfach-Impfstoff als der effektivere. Warum wird er erst jetzt von den Kassen übernommen?

Die Kassenärztliche Vereinigung verweist auf die früher relevanten Empfehlungen der STIKO, die den Dreifach-Impfstoff als ausreichend ansahen. Aufgrund der Erfahrungen der letzten Saison wurde dies mittlerweile überarbeitet. Das Robert-Koch-Institut weist allerdings darauf hin, dass die letzte große Influenzawelle nichts mit der fehlenden Empfehlung des Vierfach-Impfstoffes zu tun hatte. Auf die Bevölkerung bezogen sei nur ein kleiner Teil (etwa 20 Prozent) geimpft gewesen.

Kann man trotz Impfung eine Grippe bekommen?

Eine Impfung bietet keinen hundertprozentigen Schutz, da sich die Viren ständig verändern. Trotzdem reduziert sich das Erkrankungsrisiko. Sollte man doch erkranken, handelt es sich oftmals um einen grippalen Infekt, der von anderen Erregern verursacht wird.

Wie kann man sich vor einer Ansteckung schützen?

Die meisten Viren befinden sich in Mund und Rachen und werden über Tröpfchen übertragen, also durch Niesen, Husten oder Sprechen. Deswegen sollte der Kontakt zu Erkrankten möglichst vermieden werden. Häufiges Händewaschen reduziert das Ansteckungsrisiko zusätzlich.

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