Mehr Mode, weniger ZirkusFashion Week in Berlin zeigt die neuen Mode-Trends

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Die nackten Tierschützer waren schon da, Harald Glööckler auch. Die Fachbesucher checken bei den Messen ein, die Models werden für den Auftritt zurechtgezupft. Alles wie immer bei der Berliner Fashion Week? Nein. Das Zelt am Brandenburger Tor gibt es längst nicht mehr, alles wirkt eine Nummer kleiner. Mehr Mode, weniger Zirkus. Und dann ist da am Dienstag noch die Sache mit dem Turnschuh und dem Fahrschein. Aber dazu später.

Der Sponsor Mercedes-Benz, der seit 2007 zweimal im Jahr einen Teil der Modewoche ausrichtet, hat seinen Schauenplan eingedampft und einen neuen Ort gefunden. Das E-Werk hat noch genug Industriecharme, um als berlintypisch durchzugehen. Draußen überträgt eine Großleinwand das Geschehen. Das dürfte im Sommer besser funktionieren als im Schneematsch. Die Fashion Week soll zugänglicher werden: Für alle, die nicht auf der Gästeliste stehen, gibt es ein paar Karten zu gewinnen.

Bei Ivanman leuchtet Männermode in Grasgrün

Die erste Show bestreitet Dawid Tomaszewski, eine Ehre für den deutsch-polnischen Designer. Eine seiner Kreationen sieht aus wie eine karierte Picknickdecke, dazu Samt und durchsichtige Tops. Bloß nicht langweilen. Bei Ivanman geht es ähnlich munter zu. Dort leuchtet Männermode in Grasgrün.

Bei einer Show raunt eine Zuschauerin: „Es gab Zeiten, da war Boris Becker da.“ Das ist eine beliebte Klage bei der Fashion Week: zu wenige Promis. Aber das kann sich im Laufe der Woche ändern. In der ersten Reihe sitzt Rolf Scheider (61), der früher Juror bei „Germany's Next Topmodel“ war. Er schätzt, dass er in seinem Leben schon 2400 Modenschauen gesehen hat. „Berlin hat sehr gute Designer“, sagt er. Für ihn muss Mode nicht teuer sein. Sein eigenes Outfit habe nicht mehr als 150 Euro gekostet. Gucci und anderes „Tralala“, das brauche er nicht. „Du musst dich öffnen für die Mode.“

Blogger sind passé. Heute sitzen „Influencer“ im Publikum, die durch ihre Internet-Posts mit vielen Bildern oder Videos Einfluss haben, was für Werbung und Modefirmen interessant ist. Riccardo Simonetti ist einer davon. Als Blogger wurde er in den Shows hinten platziert, als Influencer sitzt er heute vorne. Seine Trendprognose für den nächsten Winter: unifarbene Ski-Anzüge und voluminöse Kunstfelljacken. Letztere sollte man „mit möglichst wenig Stoff drunter tragen“, empfiehlt Simonetti.

Das E-Werk ist nicht der einzige Schauplatz. Im „Berliner Salon“ im Kronprinzenpalais stellen Trendsetter wie Perret Schaad, Marina Hoermanseder und William Fan ihre Kollektionen vor. Bei den Messen gibt es einen großen Ansturm, wie Anita Tillmann sagt. Die Geschäftsführerin der Premium-Gruppe ist für vier Messen verantwortlich und kennt die Trends. Überall werden Logos zu sehen sein. Auch die Mischung aus Sportlichem und Fashion bleibt beliebt („Athleisure“). Und: „Hässlich ist das neue Schön.“ Das gilt laut Tillmann für „Statement-Items“. Das sind Stücke, die bewusst als Hingucker gewählt werden, so wie klobige Schuhe.

Verkehrsbetriebe wollen ihr Image verjüngen

Kein Zufall ist, dass die Berliner Verkehrsbetriebe zum Start der Fashion Week gemeinsam mit einer Sportmarke einen Turnschuh verkaufen – passend zur Werbekampagne, die das BVG-Image verjüngen soll. Das Besondere am Schuh: ein eingebauter Fahrschein. Das Design: Geschmackssache. Die Modevokabel dazu lautet „Kollabo“ - zwei Partner schließen sich zu einer Kollaboration zusammen. Turnschuhfans zelteten sogar vor dem Laden, um eines der limitierten Exemplare zu ergattern. (dpa)

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