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SommermalaisenSo beugen Sie Hitzschlag und Sonnenstich vor

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Sonnenstich, Durchfall, Sport-Überlastung – die typischen Sommerkrankheiten können richtig gefährlich werden.

Sonnenstich, Durchfall, Sport-Überlastung – die typischen Sommerkrankheiten können richtig gefährlich werden.

Die Sonne lacht, die Wärme verlockt zum Zeigen nackter Haut und die langen Abende zum leckeren Drink – der Sommer ist keine Jahreszeit für Trübsal. Aber er hat auch seine typischen Krankheiten. Wie etwa Hitzschlag und Sonnenstich, wegen denen in Deutschland bis zu 2000 Menschen ins Krankenhaus kommen. Mit steigender Tendenz, wegen des Klimawandels. Während der Sonnenstich durch direkte Sonnenstrahlung auf den Schädel entsteht, was man meistens noch rechtzeitig merkt, handelt es sich beim Hitzschlag um einen Überwärmungsschaden, der sich anfangs oft unterschwellig bemerkbar macht. „Er wird oft unterschätzt“, warnt Internist Marius Höper von der Medizinischen Hochschule Hannover, „dabei handelt es sich um ein schwerstes Multiorganversagen, das oft tödlich endet.“

Vitamin C hilft auch bei diesen Symptomen

Typische Symptome: Bewusstseinstrübung oder totale Bewusstlosigkeit sowie hohes Fieber über 40 Grad und ausbleibende Schweißsekretion. Der Patient muss umgehend aus der Hitze gebracht, entkleidet und sein Körper mit Eisbeuteln, nassen Lappen oder Wasser aus der Sprühflasche gekühlt werden.

Zur Prävention von Hitzschlägen gehört, dass man schweißtreibenden Sport vermeidet und stattdessen den Schatten und kühle, keinesfalls eiskalte Getränke sucht.

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Außerdem sollten täglich Beeren, Kiwis, Orangen und Zitronen auf den Speiseplan kommen. Denn die enthalten viel Vitamin C, das die hormonellen Anpassungsreaktionen an die Hitze unterstützt. Vitamin C könnte als Immun-Booster auch vor der Sommergrippe schützen, doch noch zuverlässiger schützt da wohl eine Impfung. Allerdings sollte man dabei weniger an die klassische Influenza-, als an die FSME (Frühsommer-Enzephalitis)-Impfung denken. Denn Schweizer Wissenschaftler konnten bei fast 50 Prozent der typischen Sommer-Grippe-Symptome – wie etwa Schnupfen, mäßiges Fieber sowie Hals- und Kopfschmerzen – einen Zusammenhang mit einer Infektion durch Zecken finden. In Hessen und Baden-Württemberg fand man bei zehn Prozent der Sommergrippe-Patienten Antikörper auf FSME. Und diese Erkrankung muss ja nicht beim Schnupfen bleiben. Sie kann auch zu Hirn- und Hirnhautentzündungen führen.

Weniger gefährlich, dafür aber im Sommer noch deutlich häufiger sind Infektionen der Harnblase. Sie verantworten hierzulande etwa zehn Prozent aller Antibiotika-Verschreibungen. Betroffen sind vor allem Frauen, und bisher dachte man, dass dies vor allem an ihren kurzen Harnwegen liegen würde, die den Keimen ihren Weg aufwärts zu Blase und Nieren erleichtern würden. Doch an der Washington University School of Medicine in St. Louis hat man einen neuen Hauptschuldigen gefunden: Gardnerella vaginalis. Diese Bakterie schädigt die Blasenwand und macht dadurch den Weg frei für Escherichia coli, den eigentlichen Verursacher der Erkrankung.

Von dieser Erkenntnis könnten künftig Patientinnen profizieren, die immer wieder mit Blaseninfektionen zu tun haben. Man könnte etwa ihre Scheidenflora durch gezielte mikrobiotische Behandlung so beeinflussen, dass Gardnerella draußen bleibt. Die besten Präventionsstrategien für den Sommer lauten weiterhin: Nicht im nassen Badeanzug herumzulaufen und auch nicht auf kalten Steinen sitzen. Viel trinken, damit die Harnwege gut durchgespült werden.

Escherichia coli ist auch bei einem anderen treuen Begleiter des Sommers beteiligt: Montezumas Rache, dem Reisedurchfall. Die Betroffenen greifen wegen ihm oft zu Antibiotika, was oft nur wenig hilft und stattdessen in jedem dritten Fall dafür sorgt, dass man resistente Erreger mit nach Hause bringt.

Mit Anti-Histaminen gegen Reisekrankheit

Besser also, man ergreift Vorsorgemaßnahmen. Beispielsweise, indem man sich über den Mund eine Cholera-Impfung geben lässt. „Sie zeigte in Studien einen Schutz von immerhin 57 Prozent“, betont Tomas Jelinek vom Berliner Centrum für Reise- und Tropenmedizin. Die Impfung ist auch für Kinder ab zwei Jahren geeignet und ihre Schutzwirkung beginnt etwa eine Woche nach Einnahme der letzten Impfdosis. Der Cholera-Impfstoff besitzt eine so genannte „Kreuzprotektion“, er aktiviert also das Immunsystem auch gegenüber Escherichia coli, die den Darm mit giftigen Stoffwechselprodukten überfluten.

Ansonsten gelten die üblichen Regeln der Infektionsprophylaxe auf Reisen: Immer wieder gründlich die Hände waschen. Und für das Essen in exotischen Gefilden heißt es: Koch es, brat’ es, schäl’ es – oder vergiss es!

Typisches Vor-Urlaubsproblem: Die Reisekrankheit. Ihr Hauptauslöser liegt – auch wenn sie sich durch Übelkeit und Erbrechen zeigt – weniger im Bauch als im überforderten Hirn. Es verkraftet nicht, dass die Augen das bewegungslose Standbild einer Flugzeugkabine, eines Autorücksitzes oder eines Schiffsdecks übermitteln, während das Gleichgewichtsorgan im Innenohr deutlich Bewegung vermeldet. In der Folge werden Stresshormone ausgeschüttet, die den Magen in Wallung bringen. Eine wichtige Rolle in diesem Prozess spielt der Botenstoff Histamin, weswegen Antihistamine, die eigentlich als Medikamente gegen Allergien eingesetzt werden, auch bei Reisekrankheit helfen.

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