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Stiftung WarentestWasserfilter enttäuschen im Test

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Das beste Ergebnis bei neun Wasserfiltern im Test war ein Befriedigend. (Foto: Thinkstock)

Das beste Ergebnis bei neun Wasserfiltern im Test war ein Befriedigend. (Foto: Thinkstock)

Sie verheißen weicheres Wasser, weniger Kalkbeläge, mehr Kaffeegenuss. Manche Menschen kaufen sie aus Angst vor belastetem Trinkwasser. Die Branche eint, dass sie ihre Produkte gerne mit weichen Worten bewerben. Harte Versprechen sind rar. Vielleicht aus Sorge, sie nicht halten zu können. Meist nicht unbegründet, wie der Test von neun Tischfiltern offenbart. Im Labor müssen sie zeigen, wie gut sie mit hartem Wasser klarkommen.

Für zehn bis 34 Euro sind die Kannen zu haben, das große Gerät von Eva für stolze 185 Euro. Dazu kommen die Kosten für Kartuschen, die bei den meisten Filtern aus hygienischen Gründen etwa einmal im Monat getauscht werden sollen. Für das Geld bekommen die Kunden wenig geboten. Drei Filter schafften als einzige ein "befriedigendes" Qualitätsurteil. Vier Modelle waren "ausreichend", zwei "mangelhaft". Vor allem an ihrer Hauptaufgabe scheiterten die Filter: die Wasserhärte zu verringern. Bestenfalls kurzzeitig gelang es ihnen, aus hartem Wasser weiches zu machen.

Filter verlieren ihre Wirkung

Das Ergebnis der Warentester fällt diesmal insgesamt ernüchternd aus: Keiner der Tischfilter ist empfehlenswert. Besonders aus dem einfachen Grund, weil sie bei ihrer Hauptfunktion, Leitungswasser zu enthärten, mehr oder weniger versagen.

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Spätestens nach der Hälfte der angegebenen Filterkapazität senken alle die Wasserhärte nur noch mangelhaft. Zumindest am Anfang gelingt das dem Klin-Tec Pure Water für etwa 20 Euro sowie denBrita-Modellen Elemaris für etwa 34 Euro und Marella für zirka 19 Euro einigermaßen. Alle drei erhalten das beste Ergebnis im Test - ein Befriedigend.

Durchgefallen: Zwei Wasserfilter bewerteten die Warentester mit Gesamturteil Mangelhaft: BWT Penguin 2,7 l Mg2+ silberfrei (4,8) und EVA-Filter 700 PLC 7 l (5,5).

Ergebnisse aus dem Heft "test" der Stiftung Warentest, Ausgabe Mai 2015

Keine Kartusche schaffte das annähernd bis zu ihrer deklarierten Kapazität. Drei verkeimten leicht. Der teuerste Filter gab deutliche Mengen eines Schadstoffs ab.Das Grundprinzip ist bei den meisten Modellen gleich: Wasser läuft durch Aktivkohle im Filterelement. Die lagert organische Stoffe an. Die meisten Kartuschen enthalten zudem Kunstharz, das Kalzium und Magnesium gegen Wasserstoff austauscht. Das Filtrat ist mineralärmer und weniger hart, dafür etwas saurer. Nach einer gewissen Literanzahl ist die Kapazität des Filtermaterials so reduziert, dass die Kartusche gewechselt werden muss. Konkrete Leistungsangaben, wie lange und wie stark sich hartes Wasser und Schadstoffe mit einer Patrone filtern lassen, suchen Käufer vergebens. Viele Filter sind zwar mit einer Wechselanzeige ausgestattet, einige zählen aber lediglich, wie oft der Deckel geöffnet wird. Kaum ein Gerät informiert darüber, wann das Filtermaterial nicht mehr wirkt. #infobox

Die Anzeigen sollen vor allem verhindern, dass die Kartusche zu lange genutzt wird und verkeimt. Viele erhoffen sich weicheres Wasser von den Filtern, dadurch besseren Tee und weniger Kalk in Kaffeemaschinen. Verantwortlich für die Ablagerungen sind Magnesium und Kalzium - daraus ergibt sich die Gesamthärte. Für ein "gutes" Ergebnis sollten die Filter 16 bis 17 Grad hartes Wasser auf unter zehn Grad bringen. Erst bei weniger als 8,4 Grad spricht man von weichem Wasser. Die Anforderung ist moderat - geschmacklich würden allenfalls sensible Zungen den Härteunterschied merken. Trotzdem verfehlten alle Filter das Ziel.

Schadstoffe werden reduziert

Besser als beim Entkalken waren die Filter beim Reduzieren von Schadstoffen. Den meisten Filtern gelang es, mit Kupfer und Blei verunreinigtes Wasser deutlich zu reinigen. Einige verringerten zudem chlororganische Stoffe, etwa Rückstände einiger Pestizide. Für Haushalte mit Bleileitungen können Tischfilter nützlich sein. Bleirohre sind in Deutschland aber kaum noch ein Problem. Ein aktueller Bericht des Umweltbundesamts zeigt, dass Trinkwasser fast immer einwandfrei ist.Filter dürfen nicht verkeimen. Da kein Trinkwasser steril ist, können sich vorhandene Keime vermehren. Vor allem bei warmen Temperaturen, wenn ein Filter nicht im Kühlschrank steht. Im Test hatten die meisten Modelle kein Problem mit Keimen. Ihre Kartuschen sind mit Silberionen versetzt, die Bakterien hemmen. Das ist gut für die Hygiene, allerdings landete dafür bis zu 15 Mikrogramm Silber im Liter Wasser. Ob davon gesundheitliche Risiken ausgehen, ist nicht bekannt. Als sicher gilt: Trinkwasser ist hierzulande so gut, dass Silber überflüssig ist.Als regelrechte Keimschleuder erwies sich im Test das Modell von Eva. Anders als die anderen Filter passt der große Turm nicht in den Kühlschrank. Aufgrund seiner Konstruktion sammeln sich schnell zu viele Bakterien an. Damit nicht genug: Im Filtrat fanden die Warentester deutliche Mengen Dichlormethan - bis zu 138 Mikrogramm je Liter. Der Stoff steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Da Dichlormethan ursprünglich nicht im verwendeten Prüfwasser enthalten war, kann er also nur vom Filter stammen. Der Anbieter, die Bremer Firma Aquadec, hat bereits reagiert, nachdem die Warentester ihm die Messwerte vor der Veröffentlichung mitgeteilt haben. Er gab an, den Vertrieb des Geräts vorsorglich sofort einzustellen. Die Warentester weisen aber darauf hin, dass sich Restbestände noch im Handel befinden können.(td)

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