TrainingsmethodenStress abbauen und entspannen beim Sport

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Ob eher fitnessbetont oder auf Entspannung bedacht: Wer Lust auf Yoga hat, findet meist auch die Form, die ihm am meisten liegt.

Ob eher fitnessbetont oder auf Entspannung bedacht: Wer Lust auf Yoga hat, findet meist auch die Form, die ihm am meisten liegt.

Nicht nur Fitness, sondern auch innere Ruhe und Ausgeglichenheit: Das wünschen sich viele von ihrem Sportprogramm. Kleine Auszeiten vom Alltag bieten Entspannungssportarten. Sie rücken neben dem Körper auch den Geist in den Fokus. Je nach Trainingstyp, gesundheitlichen Erfordernissen und individuellen Vorlieben gibt es die richtige Entspannungssportart für jeden. Ein Überblick.

1. Yoga

Die Mutter aller Entspannungssportarten ist eigentlich viel mehr als das: eine philosophische und religiöse Lehre aus Indien, die geistige und körperliche Übungen beinhaltet. In der westlichen Gesellschaft fand vor allem das körperliche Training Verbreitung, modifizierte Variationen wie Power-Yoga konzentrieren sich auf Fitness und Ausdauer.

„Es gibt heute sehr viele Yogaformen“, erklärt Ulrika Eiworth, Trainerin für Yoga, Pilates und Nia aus Mosbach. „Einige sind dynamischer, einige eher meditativ.“ Dadurch findet jeder den Schwerpunkt, der ihm am meisten liegt. Meiden sollten Yoga frisch Operierte, zum Beispiel nach einem Bandscheibenvorfall.

2. Pilates

Der Deutsche Joseph Hubert Pilates entwickelte dieses Prinzip ursprünglich für Soldaten während des Ersten Weltkriegs. Pilates ist ein schonendes, ganzheitliches Körpertraining und konzentriert sich neben dem Fitness-Aspekt auch auf Atmung, Haltung und Koordination. Bei Pilates steht die Körpermitte im Fokus: Rumpf, Bauch, Rücken und Beckenboden. „Im Unterschied zu Yoga, wo viele Übungen statisch gehalten werden, wird hier fließend gearbeitet, unterstützt von Hilfsmitteln wie Bällen, Ringen oder Bändern“, erklärt Yoga- und Pilates-Trainerin Eiworth.

3. Qigong

„Qigong ist ein harmonischer Fluss an Bewegungen“, sagt Qigong- und Taiji-Lehrerin Karin Sedlmeier aus Wolnzach in Oberbayern. „Man hört kurz vor der stärksten Anspannung auf und geht dann in die Gegenbewegung.“ Das alles sehr langsam, aber stetig. „Qigong fördert das Immunsystem, verbessert Kraft und Kondition“, erklärt Sportwissenschaftler Yu Zhejun von der Universität Mainz.

Durch die meditativen Anteile und die Atmung wirkt Qigong beruhigend. Gesundheitliche Einschränkungen gibt es kaum. Im Gegenteil: „Qigong hält die Wirbelsäule in Bewegung und ist gerade für Leute mit Rückenproblemen geeignet“, sagt Sedlmeier. Durch Lockerungsübungen für Schultern und Nacken finden Bürohengste hier Entspannung. Da Qigong gut zu modifizieren ist, trainiert Sedlmeier viel mit Schlaganfallpatienten. „Das ist so langsam, so behutsam und achtsam, dass jeder es praktizieren kann.“

4. Taijiquan oder Tai Chi

Taijiquan – kurz Tai Chi – ist eine chinesische Kampfkunst. „Der Bewegungsfluss ist ähnlich wie bei Qigong“, sagt Sedlmeier. Während man bei Qigong aber eher stehend dieselben Übungen wiederholt, lernen die Schüler beim Tai Chi ganze Choreographien. Das trainiere Beine und Rücken sehr effektiv, sei aber anspruchsvoller zu lernen. „Tai Chi erfordert viel Koordination und Konzentration“, sagt sie. Aber es schult eben auch beides.

Kursteilnehmer sollten bereit sein, das Training zu Hause fortzusetzen. Wer mit Knieproblemen zu kämpfen hat, sollte beim Tai Chi vorsichtig sein, sagt Yu. „Bei den Übungen sinkt oft der Körperschwerpunkt, so dass die Knie stark belastet werden.“ Jeder muss seine eigene angenehme Körperposition finden, um Verletzungen zu vermeiden.

5. Nia

Nia steht für „Non-Impact Aerobics“, ist also ein gelenk-schonendes Aerobic-Training, das in den achtziger Jahren in San Francisco begründet wurde. Bei Nia wurde kombiniert, was die Menschen an Entspannungssportarten mögen: Tanz, Kampfsport, Yoga, Musik.

Ähnlich wie bei Yoga und Pilates stehen Stressabbau und Körperwahrnehmung im Mittelpunkt, sagt Nia-Trainerin Ulrika Eiworth. Im Vergleich zu Yoga sei Nia aber viel dynamischer. Trainiert wird zu Musik, barfuß und ohne Hilfsmittel. „Es ist eine Mischung aus Choreographie und freier Bewegung.“

6. PME

Der amerikanische Arzt Edmund Jacobs begründete die Progressive Muskelentspannung, kurz PME, schon vor mehr als hundert Jahren. Anspannen und entspannen – mit dieser Technik lassen sich Muskelverspannungen lockern. „Oft wird es dem Autogenen Training vorangestellt“, sagt Sedlmeier, die in ihrer Praxis auch PME anbietet.

Während autogenes Training mit Autosuggestion arbeitet, bewirkt bei PME das bewusste Anspannen und Lösen der Muskeln die Entspannung von Körper und Geist. „Den Körper anspannen, um in eine Entspannung zu kommen: Das folgt demselben System wie Qigong“, erläutert Sedlmeier. PME findet aber eher liegend statt, während man bei Qigong meist steht. Darum sei PME für Leute geeignet, die ihre perfekte Entspannung in der perfekten Entspannungsposition finden: im Liegen. (dpa)

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