Urlaub am MeerWarum zieht mir das Watt die Stiefel aus?

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Wer im Watt wandert, kann leicht mit den Stiefeln stecken bleiben – aber warum ist das so?

Wer im Watt wandert, kann leicht mit den Stiefeln stecken bleiben – aber warum ist das so?

Ein Urlaub am Meer ohne fragende Kinder? Undenkbar! Antworten finden Sie hier:

Warum spucken Taucher in die Taucherbrille?

Wenn Taucher in ihre Taucherbrille spucken, bevor sie abtauchen, dann ist das zwar nicht so schön anzuschauen, es hilft aber tatsächlich das Beschlagen der Brille zu verhindern. Und das kommt so: In der Taucherbrille ist auch immer eine gewisse Menge Luft vorhanden. Diese Luft ist in der Regel wärmer als das Wasser, in das es abzutauchen gilt, entweder, weil die Lufttemperatur am Strand beim Aufsetzen der Brille relativ hoch war, oder aber auch, weil die Körperwärme des Kopfes die Luft in der Brille erwärmt.

So oder so: Unter Wasser hat das Brillenglas Kontakt mit dem kalten Nass und verliert so an Temperatur. Die Luftschicht unmittelbar über dem Glas kühlt dabei gleich mit aus. Weil kalte Luft aber nun einmal nicht so viel Wasserdampf aufnehmen kann wie warme Luft, gibt diese dünne kühle Luftschicht direkt über dem Glas ihren Wasserdampf wieder ab. Er kondensiert auf dem kalten Brillenglas in vielen kleinen Tröpfchen, die Brille beschlägt. Wird das Brillenglas nun aber zuvor mit Speichel eingerieben, passiert Folgendes: Die Glykoproteine im Speichel verringern die Oberflächenspannung des Wassers, das sich nun nicht mehr in kleinen wohlgeformten Tröpfchen am Glas abschlagen kann, sondern vielmehr als einheitlicher Wasserfilm nach unten hin abläuft. Das funktioniert sogar dann, wenn man die Spucke nach der Behandlung des Brillenglases anschließend kurz mit Wasser ausspült. Die Proteine selbst sind nämlich nicht wasserlöslich, und können sich ganz gut am Brillenglas festhalten

Warum ist der Schnorchel so kurz?

Wer hat sich beim Schnorcheln nicht schon einmal darüber geärgert, dass der Schnorchel so kurz ist? Bei guten 30 Zentimetern ist ja schon Schluss – aber das hat durchaus seinen guten Grund, meint Werner Gruber von der Universität in Wien. „Wenn der Schnorchel zu lang ist“, sagt der Experimentalphysiker, der als Kind selbst einmal von größeren Wassertiefen beim Schnorcheln geträumt hat, „atmet man genau die Luft wieder ein, die man gerade ausgeatmet hat“.

Mit anderen Worten: Die ausgeatmete Luftmenge ist dann ganz einfach viel zu gering, um den Schnorchel einmal kräftig durchzupusten, damit wieder frische Luft von oben nachströmen kann. Ja es gibt sogar ein noch sehr viel größeres Problem, das jeder ausgebildete Taucher kennt, oder zumindest kennen sollte: der Wasserdruck, der mit zunehmender Tiefe immer stärker auf den gesamten Organismus einwirkt. „Ist die Lunge nun über den Schnorchel mit der Luft verbunden“, warnt Gruber, „nimmt die Lunge den Luftdruck wahr, während der Körper den Wasserdruck spürt“. Durch den großen Druckunterschied kann es schon in einer Wassertiefe von nur 60 Zentimetern dazu kommen, haben Forscher festgestellt, dass Blut und Gewebeflüssigkeit in die Lunge einströmen und so ein lebensbedrohliches Lungenödem verursachen. Wer also in größere Wassertiefen vordringen möchte, sollte lieber zum Presslufttauchgerät greifen, mit dem sich die Druckunterschiede recht komfortabel in den Griff bekommen lassen, oder aber auch einfach nur mal kräftig die Luft anhalten.

Warum keine Muscheln in Monaten ohne „R“ ?

Die Monate ohne „R“ sind die Sommermonate Mai, Juni, Juli und August. In früheren Zeiten, in denen es noch keine Kühlschränke gab, konnten die sommerlichen Temperaturen für die leicht verderblichen Muscheln natürlich schnell zum Problem werden, klar. Es gibt aber noch einen weiteren Grund für die R-Regel: die Algenblüte. In den heißen Sommermonaten blühen in unseren Breitengraden nämlich die Algen auf und bilden dabei gefährliche Toxine aus, also Giftstoffe. „Durch Filtriervorgänge nehmen Muscheln die Algentoxine mit dem Wasser auf“, weiß man bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Bonn. „Die Toxine können sich so in gefährlichen Konzentrationen in den Muscheln anreichern.“

Heute sei das „Risiko einer Muschelvergiftung durch Algentoxine oder bakteriellen Verderb in der warmen Jahreszeit“ allerdings „sehr gering“ ist sich die DGE sicher, denn die EU-Gesetzgebung schreibe bestimmte Kontrollen im Hinblick auf die Nahrungsmittelsicherheit vor. Es gibt aber auch noch einen dritten Grund für die R-Regel: In den Sommermonaten vermehren sich die Muscheln nämlich, und genau das kostet Kraft und Energie, worunter nun wieder der Geschmack leidet, bemängeln Gourmets.

Warum sinkt man im Schlick ein?

Wer durch das Watt wandert, kann an vielen Stellen durchaus mit dem Stiefel stecken bleiben. In der Regel ist das nicht weiter schlimm, denn mit ein bisschen Gezerre rückt der Schlick den Stiefel ja zumeist wieder heraus. Es kommt allerdings auch immer darauf an, wo genau man stecken bleibt.

Watt ist nämlich nicht gleich Watt. Fachleute unterscheiden das Sand- und Mischwatt vom sogenannten Schlickwatt, wobei vor allem letzteres am Stiefel zerrt. Es ist sehr viel weniger tragfähig, da sich im Boden noch relativ viel Wasser befindet, nämlich 50 bis 70 Prozent. Der Rest sind allerfeinste sandige Körnchenund eine relativ große Menge organische Substanzen, wie etwa Algen.

Das alles vermengt sich zu einem wabernden und wenig tragfähigen Untergrund, in den man leicht einsinken kann. Oft geht es nicht viel tiefer runter als etwa 20 bis 40 Zentimeter, danach verfestigt sich der Boden im Allgemeinen wieder. Aber Vorsicht: Das ist nicht überall so. Vor allem in der Nähe von Wasseransammlungen, Flussmündungen und Prielen kann Lebensgefahr bestehen, und so sollte man im Watt lieber immer nur mit einem kundigen Führer umher wandern. Sonst kann es leicht passieren, dass nicht nur die Stiefel im Watt zurückbleiben.

Warum kann man auf hoher See verdursten?

Schiffbrüchige können auf hoher See durchaus in die Versuchung kommen, das salzige Meerwasser zu trinken. Doch auf diese Weise bekommen sie immer mehr Durst, ja sie trocknen förmlich aus – und das, obwohl ja eigentlich reichlich Wasser vorhanden ist. Warum also kann man auf hoher See verdursten? Meerwasser enthält im Schnitt etwa 3,5 Prozent Salz. Das bedeutet nichts anderes, als dass in einem einzigen Liter Meerwasser ganze 35 Gramm Salz enthalten sind. Das ist eine ganze Menge. Da Salz den Organismus schädigen kann, ist dieser bestrebt, überschüssiges Salz wieder auszuscheiden.

Genau da liegt das Problem, denn unser Urin lässt sich nicht in gleichem Maße wie das Meerwasser mit Salzen anreichern. Das bedeutet, dass wir mehr als einen Liter Flüssigkeit in Form von Urin ausscheiden müssen, um das Salz wieder loszuwerden, das wir mit einem Liter Meerwasser zu uns genommen haben. Unterm Strich steht beim Trinken von Meerwasser also ein Wasserverlust. Der Körper trocknet aus und verlangt jetzt nach noch mehr Wasser. Das Durstgefühl nimmt zu. Wem jetzt auch noch schlecht wird vom vielen Salzwassertrinken, der beschleunigt diesen Vorgang sogar noch, denn auch auf diese Weise geht viel Flüssigkeit gleich mit über Bord.

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