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Menschenbilder im Zyklus des Lebens

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BRÜHL. Für begrenzte Zeit hat sich die Bundesakademie für öffentliche Verwaltung in eine weitläufige Galerie verwandelt. Der Lichthof und das großzügige Treppenhaus bieten acht Künstlerinnen, die der Fördergemeinschaft Junge Kunst (FJK) angehören, bis Mitte April ein ansprechendes Forum für Installationen und Gemälde zum Thema „Menschenbilder“.

Karina Wellmer-Schnell präsentierte den Besuchern der Vernissage bei einer Performance dazu ihre ganz persönliche Sicht: als Doppelwesen mit weiblicher und männlicher Seite schuf sie mittels eines Fadens eine symbolische Verbindung zwischen den Anwesenden. Um Kommunikation im weitesten Sinne geht es auch bei der Raum-Installation, die Angela Wittek eigens für die Ausstellung geschaffen hat. 70 etwa zwei Meter hohe androgyne Gestalten aus weißer Plane baumeln einzeln oder in kleinen Gruppen von den Geländern herab.

„Men“ ist der schlichte Titel der aufsehenerregenden Arbeit, mit der Angelika Wittek das Menschsein als „ewigen Prozess von Kommen und Gehen auf den verschiedenen Stufen des Lebens“ verbildlicht. Karina Wellmer-Schnell ist mit einem Objekt vertreten, das sie „Zirkulation“ nennt. Das luftige Gebilde aus Pergament und Eisen, das ein Windhauch in kreisende Bewegung versetzt, nimmt ebenfalls Bezug auf den Lebenszyklus.

Ungewöhnlich ist auch der Beitrag der Bonnerin Sabine Hack. Festgeklammert und säuberlich geordnet auf den Leinen eines Wäscheständers präsentiert sie „Nachtigallenpoesie“ - lyrische Bekenntnisse auf leinölgetränktem Papier, dessen rosa-rote Färbung auf heftige Emotionen hinweist.

Die übrigen Künstlerinnen sind der Malerei verpflichtet und haben das Thema eher wörtlich genommen, wie etwa Eva Strautmann. Sie zeigt in starker Reduzierung und äußerster farblicher Beschränkung Aktdarstellungen in Öl auf Leinwand. In starkem Gegensatz dazu stehen die Bilder von Elke Roziewski. Sie konzentriert sich auf den Körper als Ganzfigur, Torso oder Paar. Fast immer befinden sich die dargestelltem Figuren in einer expressiven, gespannten Haltung, losgelöst aus Zeit und Raum, geheimnisvolle, schemenhafte Schattenwesen, die dem Betrachter Rätsel aufgeben.

In harmonischem Gleichgewicht befinden sich hingegen die fragilen Gestalten, die Ulrike Int-Veen auf ihren Bildern vereint. Leuchtende Farben sind charakteristisch für die Arbeiten auf Papier und Leinwand, die häufig Paare und Gruppen zeigen. Stefanie von Quast, in der Ausstellung mit fast 20 Bilder vertreten, kann ihre Herkunft als Bildhauerin nicht verleugnen. Mit Sand und Steinen bringt sie reliefartige, tiefe Strukturen auf den Bildgrund, häufig wird die Farbe mit dem Spachtel aufgetragen. Die Malerin aus München bevorzugt schmale Hochformate für ihre Darstellungen, in denen sie das „Über sich Hinauswachsen“ vermitteln will.

Einen humorvollen Zugang zum Thema erschließt die Kölnerin Karin Euler-Schulze, die mit den „Langnasen Europas“ die Vielfalt von Köpfen und Physiognomien hintergründig auf s Korn nimmt.

Die Ausstellung in der Bundesakademie für Öffentliche Verwaltung, Willy-Brandt-Str. 1 ist täglich von 8-18 Uhr geöffnet.

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