Modehaus Boecker schließt

Lesezeit 2 Minuten

Für die 54 Beschäftigten des Modehauses Boecker kam am gestrigen Aschermittwoch eine ganz besonders große Ernüchterung nach den Tollen Tagen: Noch vor Geschäftsöffnung teilte ihnen Unternehmenschef Johannes Boecker mit, dass das seit 1956 auf der Schildergasse ansässige Geschäft Ende Juni schließt. Die meisten Mitarbeiter hätten die Hiobsbotschaft gefasst aufgenommen, auch wenn die eine oder andere Träne geflossen sei, so Filialleiter Oliver Kirchloh. Für einen Teil der Belegschaft war die Nachricht offenbar nicht völlig überraschend. Über die schwierige Lage des Hauses wurde schon länger spekuliert.

Allein im letzten Jahr gab es nach Worten Boeckers einen Umsatzrückgang von sieben Prozent. Seit zwei Jahren schreibe das 3400 Quadratmeter große Modehaus rote Zahlen. Doch nicht nur die negative Ertragsentwicklung durch die anhaltende Flaute im Textileinzelhandel ist ausschlaggebend für den Rückzug von der 1a-Lage in der Innenstadt. Auch dem verschärften Wettbewerb nicht zuletzt durch Peek & Cloppenburg - ab 2005 auf der Schildergasse - fühlt sich das Unternehmen nicht mehr gewachsen, wie Johannes Boecker erklärte. „Wir sind zu klein für den dafür erforderlichen Werbeaufwand.“ Weil am 30. Juni dieses Jahres ohnehin der Mietvertrag ausläuft, zog Boecker nach 48 Jahren einen Schlussstrich unter den renommierten Standort. Erst 1995 hatte der weithin bekannte Textilist nach einem Totalumbau sein Sortiment grundlegend verändert. Aus dem viergeschossigen Bekleidungshaus für Damen-, Herren- und Kinderbekleidung wurde ein reines Damenhaus. Doch schon 1997 kam die Herrenmode wieder hinzu. Der Sortiments- und Zielgruppenwechsel, so Branchenkenner, habe die Kunden tief verunsichert und den Umsätzen nicht gut getan.

Den Kölner Mitarbeitern, darunter Voll- und Teilzeitkräfte, sagte die Unternehmensleitung für die nächsten vier Monate Umsatzprämien zu sowie Qualifizierungs- und Weiterbildungsangebote für neue Tätigkeiten. Einige der langjährig Beschäftigten werden in den Vorruhestand gehen. Unternehmenschef Boecker betonte, dass die Schließung weiterer Filialen auch mittelfristig nicht geplant sei. Die Jo. C. Boecker GmbH betreibt in NRW noch acht Modehäuser und machte 2003 einen Umsatz von rund 100 Millionen Euro. KOMMENTAR S. 30

Rundschau abonnieren