Nach dem Vorbild eines Fischschwarms

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MECKENHEIM. Albert Gschwendner, Hauptgeschäftsführer und Inhaber der TeeGschwendner GmbH, mag das Bild mit den Fischen: Wenn die kleinen sich dicht zu einem großen Fisch formieren, wächst ihre Überlebenschance, frei nach dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“.

Dieses Leitmotiv hat Albert Gschwendner mit seinem Konzept auf den Markt der Tee-Fachhändler übertragen. 118 Franchise-Nehmer sind Partner von TeeGschwendner, dem bundesweiten Marktführer im Tee-Facheinzelhandel, der nun im ehemaligen Plenarsaal sein 25-jähriges Bestehen feierte. Vertreter der Teewirtschaft, Teepflanzer aus Indonesien, Indien, Sri Lanka, Japan und Afrika, die 70-köpfige Belegschaft aus der Meckenheimer Unternehmenszentrale und Lieferanten - 500 geladene Gäste waren zum Jubiläum gekommen. Es war ein „elysisches Fest“, schwärmt Albert Gschwendner.

„Himmlisch“ kann er auch den Erfolg seines Unternehmens nennen. 1976 legten der damals 22-Jährige und seine 17 Jahre alte Ehefrau Gwendalina den Grundstein mit einem Teeladen in Trier. Das Geschäft lief schlecht, Gschwendners Bruder Karl kaufte es ihm 1977 ab, und das junge Ehepaar eröffnete eine Filiale in Bonn. Ein dritter Bruder, Ottmar Gschwendner, setzte die Geschäftsidee in Mainz um. 1978 schlossen sich die drei Brüder zur TeeGschwendner GmbH zusammen. Im gleichen Jahr gab es den ersten Lizenznehmer in Nürnberg, bald kamen weitere Filialen hinzu.

1980 begann von einer Lagerhalle in Bornheim aus der Großhandel mit Tee. Dann kam die Talsohle: Rezession Anfang der 80er Jahre. „Da standen wir am Abgrund“, sagt Gschwendner. 1981 trennen sich Albert und Karl von Ottmar. Mit dem Einstieg ins Franchising beginnt 1982 die bundesweite Expansion. Für Gschwendner ist das Franchising eine Möglichkeit, die Selbstständigkeit zu fördern. Die Bereitschaft dazu in Deutschland sei aber gering: „Versorgungsdenker sind nicht bereit, eigene Verantwortung zu übernehmen.“

1993 zieht die Firma nach Meckenheim, erweitert dreimal, bis alle „Baugrenzen erreicht“ sind. Mittelfristig will die Gruppe ihr Netz um 17 Partner in Deutschland ausbauen. Dann heißt das Ziel Europa. Im Ausland gibt es bereits Geschäfte in Luxemburg, der Schweiz, Österreich und Brasilien. Frankreich, England, Belgien, Holland und Spanien stehen auf der Liste. Gschwendners visionärer Blick liebäugelt mit dem Sprung über den großen Teich nach Nordamerika. Die Unternehmens-Philosophie ebnet dafür den Weg: „Die Geschmacksvielfalt der Tees sichtbar machen.“ 300 lose Teesorten, die der Meckenheimer Händler importiert, veredelt, verpackt und exportiert, bietet das Sortiment.

Ein Meilenstein in der Firmengeschichte liegt im Jahr 1999, als das Unternehmen seine „Corporate Identity“ verändert und den Namen „Der Teeladen“ gegen „TeeGschwendner“ auswechselt. Den Markennamen weltweit zu verbreiten, hilft neben dem Internet die Lufthansa, seit 1999 Kunde von TeeGschwendner. Seit 2001 richtet TeeGschwendner seinen Blick auch auf die gehobene Gastronomie und Hotellerie, denen das Unternehmen ein Produkt- und Dienstleistungskonzept anbietet.

Der Marktanteil von TeeGschwendner am Tee-Facheinzelhandel liegt bei 30 Prozent. 2002 hat die Gruppe nach eigenen Angaben 65 Millionen Euro Umsatz gemacht. „Mit Tee sind wir konjunkturresistent. Man kann an vielem sparen, aber nicht an gutem Tee“, erklärt Albert Gschwendner die stabile Situation seines Unternehmens. Hoffnung legt der Unternehmensgründer zudem in neue Forschungsergebnisse aus den USA. Im April berichteten Forscher in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Science“, dass grüne und schwarze Teesorten das Immunsystem stärken. Für 2003 hat sich das Unternehmen das „sehr ehrgeizige“ Ziel gesteckt, drei Prozent Plus zu machen. Das erste Quartal hat ein Prozent Gewinn gebracht. Die Zukunft wird „schwierig“, schätzt Albert Gschwendner. Aber: „Wenn wir die Form des großen Fisches einhalten, brauchen wir keine Angst zu haben“.

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