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„In dieser Konstellation nicht möglich“Drosten erklärt Ausstieg aus Expertenrat

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Drosten Int Deutschlandfunk 0305

Christian Drosten hat seinen Ausstieg aus dem vom Bundestag eingesetzten Sachverständigenrat erklärt.

War es richtig, während der Corona-Pandemie die Schulen so lange geschlossen zu halten? Diese und viele weitere politische Entscheidungen rund um die Corona-Maßnahmen soll der Sachverständigenrat, vom Bundestag eingesetzt, nun klären. Christian Drosten möchte diesem Rat um Experten verschiedener Fachrichtungen nicht angehören. Zu den Gründen hat sich der Institutsdirektor an der Charité in Berlin nun in einem Radiointerview geäußert. 

Dabei vertiefte Deutschlands wohl bekanntester Virologe seine ursprüngliche Argumentation, Ausstattung und Zusammensetzung des Rats reichten nicht aus, um eine wissenschaftliche hochwertige Evaluierung zu gewährleisten.

Drosten spricht von „Herkulesaufgabe“

Der Rat stehe vor einer „Herkulesaufgabe“, so Drosten im Gespräch mit dem Deutschlandfunk. Von dem Gremium werde in kürzester Zeit etwas verlangt, „was die Gesamtheit der fachwissenschaftlichen Community sowieso leisten wird“, so Drosten. Das aber brauche Zeit und Ressourcen und sei nicht künstlich zu beschleunigen.

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„In dieser Konstellation, in diesem Gremium, wie es zusammengesetzt und ausgestattet ist, wird es nicht möglich sein, zu einer wissenschaftlichen Evaluation zu kommen, die die Qualität hat, die für mich die Mindestvoraussetzung ist, um zu sagen 'ich bin dabei'“, erläutert der 49-Jährige.

Laut Drosten zweifeln noch mehr Gremiumsmitglieder

Er sei auch nicht der Einzige im Gremium, der dieses Problem ausgemacht habe, viele würden am Erfolg des Rates zweifeln. Die internationale Wissenschaft brauche noch „deutlich mehr als ein Jahr“, bis abschließende Urteile möglich seien.

Auf die aktuelle Pandemie-Entwicklung angesprochen, hob Drosten noch die Wichtigkeit der Impfkampagne hervor. Deutschland erlebe „eine Welle an Nachinfektionen auf dem Boden einer Immunisierung der Bevölkerung durch die Impfung. Alle Daten zeigen, dass es die richtige Entscheidung war, dass wir möglichst die gesamte Bevölkerung impfen wollen“, so Drosten, „da gibt es kein Vertun anhand der Daten.“

Drosten äußert sich zum Wegfall fast aller Corona-Maßnahmen

Dass die Bundesregierung mittlerweile fast alle Corona-Maßnahmen beendet hat, sieht der Virologe „teilweise positiv, teilweise negativ“. Es sei wichtig, dass die Menschen nach der Impfung Kontakt zum Virus bekämen, um eine natürliche Immunität aufbauen zu können, andererseits gebe es immer noch besonders Gefährdete, die nun spezielle Unterstützung benötigten.

Auf die Frage, ob es sinnvoll sei, das Virus im Sommer bei voraussichtlich niedrigen Fallzahlen „durchlaufen zu lassen“, um größere Immunität zu erreichen, antwortet Drosten: „Das macht von außen betrachtet absolut Sinn“, ein solcher Kurs sei aber politisch schwierig. 

Virologe Christian Drosten sorgt sich nicht vor neuen Omikron-Varianten

Drostens Sorge vor den Omikron-Varianten BA.4, BA.5 oder BA.2.12.1, die in anderen Ländern große Probleme verursachen, hält sich in Grenzen. Dafür nennt er zwei Gründe.

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Zum einen habe Deutschland – im Gegensatz zu den Ländern, wo diese Varianten vorherrschen – eine BA.2-Welle erlebt, deswegen sei die Immunität viel größer. Zum anderen komme nun der Sommer, durch den Temperaturanstieg würden die Fallzahlen ohnehin sinken. (pst)

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