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Beim Joggen getötetMord an junger Lehrerin wühlt Irland auf – Weitere Festnahme

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Irland Tötung

Eine Mahnwache für die getötete Lehrerin

Tullamore – Nach dem aufsehenerregenden Mord an Ashling Murphy in Irland haben Ermittler einen weiteren Mann festgenommen. Der Mann im Alter zwischen 30 und 40 Jahren werde verdächtigt, Informationen zurückgehalten zu haben, berichtete der Sender RTÉ am Mittwoch. Er soll mit dem 31-Jährigen bekannt, aber nicht verwandt sein, der am Vortag wegen Mordverdachts festgenommen wurde. Der Tatverdächtige wurde am Mittwoch erneut stundenlang verhört.

Beim Joggen getötet

Die 23 Jahre alte Murphy war am vergangenen Mittwoch in der Kleinstadt Tullamore rund 80 Kilometer westlich von Dublin getötet worden, als sie joggen war. Der Fall sorgte landesweit für Bestürzung und löste eine neue Debatte über Gewalt gegen Frauen in dem EU-Land aus. Die Ermittler untersuchen derzeit vor allem, wie der mutmaßliche Mörder vom Tatort an einem bei Joggern und Bikern beliebten Kanal entkam. Vermutet wird, dass sich der 31-Jährige, der tagelang wegen mehrerer Wunden in einem Krankenhaus betreut wurde, sich bei der Attacke auf die Lehrerin verletzte. Er soll ein Mountainbike zurückgelassen haben und wurde offenbar von einem Auto abgeholt.

„Sie war alles, was man sich von einer Tochter wünscht“

Während einer Mahnwache im Town Park von Tullamore flossen bei den Tausenden Teilnehmern viele Tränen, während Kerzen angezündet und Gebete gesprochen wurden. Freunde und Bekannte der jungen Frau, darunter ihre erste Geigenlehrerin Attracta Brady, spielten bei dem Gedenken in der Stadt gut 80 Kilometer westlich von Dublin traditionelle irische Musik.

„Sie war innerlich wie äußerlich das schönste Mädchen“, sagte Brady. „Sie war der Traum aller Eltern. Sie war alles, was man sich von einer Tochter wünscht.“ Der Vater der Frau, Ray Murphy, spielte nach Angaben der Nachrichtenagentur PA auf einem weiteren Gedenken am Abend in Tatortnähe ihr Lieblingslied „When You Were Sweet Sixteen“ auf dem Banjo. Ihre Schule bezeichnete sie als „ein strahlendes Licht, eine sehr professionelle und talentierte junge Lehrerin, eine Frau mit außergewöhnlichen sportlichen, musikalischen und gesanglichen Talenten“. Sie hatte demnach im März 2021 begonnen, an der Grundschule zu unterrichten, und war Lehrerin einer ersten Klasse gewesen.

In Belfast wurde ebenfalls an die Frau erinnert. Auch hier spielten junge Musiker, die die 23-Jährige kannten und mit ihr zusammengespielt hatten. Hunderte Menschen, die unter anderem eine Schweigeminute einlegten, kamen vor dem Rathaus der Hauptstadt des britischen Landesteils Nordirland zusammen. Alle hätten die Nachrichten gesehen und das Gefühl bekommen, etwas tun zu müssen, sagte eine der Organisatorinnen, Emma Gallen. „Wir konnten nicht einfach so herumstehen und nicht einräumen, dass bei Tageslicht ein Mord an einer passiert ist, die am Anfang ihres Lebens stand.“

Das Verbrechen hat eine neue Debatte über die Sicherheit von Frauen auf der irischen Insel ausgelöst. „Es gibt eine Epidemie der Gewalt gegen Frauen. Das ist schon seit Jahrtausenden so“, sagte Vizeregierungschef Leo Varadkar.

Präsident Michael D. Higgins rief die Bevölkerung dazu auf, darüber nachzudenken, was nötig sei, um Gewalt jeder Art gegen Frauen zu beseitigen, und eine „freundlichere, mitfühlendere und empathischere Gesellschaft“ für alle zu bauen. Weitere Mahnwachen waren auch am Wochenende geplant. (dpa)

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