Karl Lauterbach zu Astrazeneca„Ich hätte auf einen Impfstopp verzichtet“

Lesezeit 2 Minuten
Karl Lauterbach

 Karl Lauterbach, SPD-Gesundheitsexperte

  • Der SPD-Gesundheitsexperte spricht im Interview über den Impfstopp des Vakzins von Astrazeneca

Warum sind Sie dafür, den Impfstoff von Astrazeneca trotz der aufgetretenen Thrombose-Fälle weiter zu verimpfen?

Es ist richtig, die aufgetretenen Fälle zu prüfen. Und ich gehe auch davon aus, dass sie mit dem Impfstoff Astrazeneca etwas zu tun haben. Dennoch hätte ich auf einen Impfstopp verzichtet, um einen weiteren Vertrauensverlust in Astrazeneca zu vermeiden.

Aber wird nicht gerade Vertrauen hergestellt, wenn man beim Auftreten solcher Fälle genau prüft?

Alles zum Thema Karl Lauterbach

Das ist keine Kritik an Gesundheitsminister Jens Spahn oder dem Paul-Ehrlich-Institut. Für beide Entscheidungen gibt es gute Argumente. Und ich verstehe auch, warum man so entschieden hat. Mein Ansatz ist nur, dass wir Astrazeneca dringend in den kommenden Wochen und Monaten brauchen, um der Pandemie Herr zu werden. Und das Vertrauen in den Impfstoff besserte sich gerade wieder. Das ist nun wieder gefährdet.

Wie kann man aber Vertrauen erhalten oder aufbauen, wenn man über bestehende Gefahren hinwegsieht?

Es geht nicht darum, Gefahren nicht zu benennen, im Gegenteil. Ich bin dafür, dass man die Risiken und Wirkungen einer Astrazeneca-Impfung den Menschen klar kommuniziert. Meiner Ansicht nach kann man mit den Fakten den Großteil der Bevölkerung auch überzeugen. Das Risiko, an einer solchen Thrombose, wie die jüngst aufgetreten Fälle, zu erkranken liegt bei 1:300 000. Diese Gefahr ist weitaus geringer als die Gefahr, dass sowohl jüngere und erst recht ältere Menschen an Covid-19 schwer erkranken oder sterben. Für Über-80-Jährige, die sich mit Corona infiziert haben, liegt die Sterberate bei 1:6. Also kann man ihnen derzeit nur empfehlen, sich mit Astrazeneca impfen zu lassen.

Rundschau abonnieren