Kurz vor RauswurfEx-Geliebte nennt Juan Carlos gierig nach Gold und Diamanten

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Juan Carlos

Spaniens früheres Staatsoberhaupt, König Juan Carlos

  • Der Skandal weitet sich immer mehr aus und König Felipe könnte mit einem Rauswurf die Reißleine ziehen.
  • Jahrzehntelang soll Juan Carlos Millionengelder auf Geheimkonten versteckt haben.
  • Auch seine Ex-Geliebte Corinna zu Sayn-Wittgenstein spricht wenig Gutes.

Madrid – „Das Verhalten von Juan Carlos als Privatperson hat die große Mehrheit der Spanier enttäuscht“, kommentierte Spaniens einflussreichste Tageszeitung „El País“ dieser Tage. Die Enttäuschung in der Bevölkerung über die lange Serie von Fehltritten des früheren königlichen Staatsoberhaupts ist mittlerweile so gewaltig, dass Juan Carlos I. nun sogar der Rauswurf aus dem königlichen Palast in der Hauptstadt Madrid droht. Mit diesem Schritt, so hört man aus gut informierten Kreisen, wolle König Felipe, der 2014 die Krone von seinem Vater erbte, weiteren Schaden von der Monarchie abhalten.

Millionengelder auf Geheimkonten versteckt

Immer neue Dokumente, die den Medien zugespielt werden, untermauern den Verdacht, dass der heute 82-jährige Juan Carlos jahrzehntelange Millionengelder auf Schweizer Geheimkonten versteckte. Deswegen ermitteln derzeit Staatsanwälte in Genf und in Madrid wegen mutmaßlicher Geldwäsche und Steuerbetrugs. Zudem gehen die Ermittler Hinweisen nach, wonach die Bankkonten mit Schmiergeldern gefüllt worden sein sollen. Hohe Summen, die Juan Carlos für die Vermittlung von Geschäften zwischen der spanischen Industrie und mehreren arabischen Ländern kassiert haben könnte.

Auszug scheint schon beschlossen

Wegen der massiven Vorwürfe, die bisher vom Königshaus nicht dementiert worden sind, scheint der Auszug Juan Carlos aus dem Zarzuela-Palast am Madrider Stadtrand beschlossene Sache zu sein, berichten die großen Blätter Spaniens übereinstimmend. Der weitläufige Zarzuela-Komplex ist der offizielle Wohnsitz der spanischen Königsfamilie. Unklar sei nur noch, wohin der in Ungnade gefallene König im Ruhestand dann ziehen werde. Derzeit werde nach einem diskreten und von der Öffentlichkeit abgeschirmten Alterssitz gesucht. Auch ein Wohnort im Ausland sei nicht ausgeschlossen, berichtet die Zeitung „El Mundo“. „Juan Carlos hat akzeptiert, dass er sich zurückziehen muss, um die Monarchie vor den Untersuchungen seiner Konten in Finanzparadiesen zu schützen“, schreibt „El País“. Nach Informationen des Online-Blattes „El Español“ werde Juan Carlos demnächst persönlich mit einer schriftlichen Erklärung die Öffentlichkeit über seinen definitiven Abschied aus dem Königspalast informieren. Ob er dann auch zu der Anschuldigung Stellung nehmen wird, sein Amt zur Bereicherung missbraucht zu haben, bleibt abzuwarten.

Beim ersten Mal öffentliche Abbitte geleistet

Wird er gar gegenüber seinem Volk Abbitte leisten? So wie er es schon einmal 2012 machen musste? Damals hatte sich Juan Carlos auf einer luxuriösen Elefantenjagd in Botswana die Hüfte gebrochen. Dadurch war herausgekommen, dass er nicht von Königin Sofía, sondern von seiner bis dahin unbekannten Geliebten, der deutschen Geschäftsfrau Corinna zu Sayn-Wittgenstein, begleitet wurde. Die Luxussafari fand zudem mitten in der spanischen Finanz- und Wirtschaftskrise statt, die Hunderttausende spanische Familien in die Armut getrieben hatte. 

„Es tut mir sehr leid“, sagte er damals vor laufenden Kameras. „Ich habe einen Fehler gemacht. Das wird nicht mehr vorkommen.“ Kurz nach diesem Sündenfall ging seine Beziehung zu Sayn-Wittgenstein in die Brüche.

Seitdem ist es mit der Freundschaft zwischen den Beiden aus. Gerade erst sind wieder neue Audio-Bänder aufgetaucht, in denen man hört, wie die Ex-Geliebte gegenüber einem spanischen Polizeioffizier ihr Herz ausschüttet. In den Tonaufnahmen berichtet sie wenig Schmeichelhaftes über Juan Carlos, mit dem die Deutsche eine jahrelange Beziehung hatte. Die Aufnahmen, die 2016 in dem vertraulichen Gespräch mit dem Polizeikommissar in London entstanden, wurden offenbar ohne ihr Wissen von dem Beamten gemacht und nun von der Online-Zeitung „OkDiario“ veröffentlicht.

„Er ist besessen – von Gold, Diamanten und Uhren.“ 

Auf den Tonbändern, deren Echtheit bisher nicht angezweifelt wurde, plaudert die frühere „amiga“ über die illegalen Praktiken Juan Carlos’. So habe er öfter, wenn er aus arabischen Staaten zurückgekehrt sei, große Mengen von Geld mitgebracht. Die nicht deklarierten Summen habe er bei seiner Rückreise nach Madrid im Diplomatengepäck versteckt. Im Palast habe er sogar eine Geldzählmaschine gehabt. „Ich habe ihn das Geld zählen sehen. Er verhält sich dabei wie ein Kind.“ Juan Carlos sei „süchtig“ nach Reichtümern: „Er ist besessen – von Gold, Diamanten und Uhren.“

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Inzwischen ging auch Spaniens sozialistischer Regierungschef Pedro Sánchez auf Distanz zu Juan Carlos, der von 1975 bis 2014 königliches Staatsoberhaupt war. „Es gibt keinen Raum für Straflosigkeit“, sagte Sánchez hinsichtlich der Ermittlungen gegen den alten König. Alle staatlichen Institutionen müssten „Transparenz und Beispielhaftigkeit“ an den Tag legen. „Alles was das Königshaus in diesem Sinne unternimmt, werde von der Regierung unterstützt und von der Bevölkerung begrüßt.“ Klare Worte, die als Rückendeckung für Felipes Bemühen interpretiert werden, den Ruf der Monarchie mit einer Abstrafung seines Vaters zu retten. (ze)

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