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Auto rast in Karnevalsumzug18 Kinder verletzt – Zweite Festnahme nach „Gaffervideo“

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 Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr und ein Abschleppwagen stehen an dem Ort, wo am Vortag ein Mann mit seinem Auto in einen Karnevalsumzug gerast war.

Kassel – Nach dem Zwischenfall mit Dutzenden Verletzten bei einem Rosenmontagszug in Nordhessen hoffen die Fahnder mehr über das Motiv des mutmaßlichen Täters zu erfahren. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, sagte der Sprecher der Behörde, Alexander Badle.

Am Montag war ein Auto in eine Menschenmenge gefahren. Dabei wurden nach neuesten Ermittler-Angaben 52 Menschen verletzt. Wie die Polizei am Dienstag in Kassel mitteilte, befinden sich derzeit noch 35 Personen in stationärer Behandlung. Weitere 17 Menschen wurden demnach ambulant behandelt. Die Zahl der verletzten Kinder liege bei 18. Wie stark die Kinder verletzt sind und ob unter den Opfern auch Schwerverletzte sind, konnte eine Polizeisprecherin zunächst nicht sagen.

Auch der Fahrer wurde verletzt. Über seinen Zustand und zur Frage, ob dieser am Dienstag vernehmungsfähig sei, wollte Badle keine Auskunft geben.

Zweiter Festgenommener soll Tat gefilmt haben

Ein sogenanntes Gaffervideo hat unterdessen zu einer zweiten Festnahme bei dem Zwischenfall im nordhessischen Volkmarsen geführt. Ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt sagte am Dienstag, gegen den Festgenommenen werde wegen „Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Filmaufnahmen“ ermittelt. Ob es darüber hinaus einen Zusammenhang zu dem Vorfall am Montag gegeben habe, müsse noch ermittelt werden.

Daneben hätten sich bereits Zeugen gemeldet, die während des Rosenmontagszuges Handyfotos oder Videos gemacht hatten, um ihre Aufnahmen den Ermittlern zur Verfügung zu stellen. „Das hilft natürlich für die Ermittlungen der Gesamtsituation“, sagte der Sprecher. 

Die Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft ermittelt wegen eines versuchten Tötungsdelikts. Hinweise auf eine politisch motivierte Straftat lagen nicht vor. Das Innenministerium schloss einen Anschlag nicht aus. Ein Sprecher der Behörde begründete das am Montag mit der Situation vor Ort. Der Fahrer war nach ersten Erkenntnissen den Behörden nicht als Extremist bekannt, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr. Allerdings war der Mann der Polizei nach dpa-Informationen in der Vergangenheit durch Beleidigung, Hausfriedensbruch und Nötigung aufgefallen.

Polizei warnt vor Verbreitung von Täter-Fotos

Die Polizei warnte vor dem Verbreiten angeblicher Fotos des Täters. „Bei der abgebildeten Person handelt es sich definitiv nicht um den Täter“, schrieb die Polizei Nordhessen am späten Montagabend bei Twitter über ein Foto, das den Angaben zufolge kursierte. „Teilen Sie keine Falschnachrichten!“, hieß es.

Am Montagabend sprach CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer den Betroffenen ihr Mitgefühl aus. „Meine Gedanken & Gebete sind bei den Verletzten des schlimmen Vorfalls in Volkmarsen. Ich wünsche allen Verletzten eine schnelle Genesung“, schrieb Kramp-Karrenbauer bei Twitter. „Ich habe Vertrauen darin, dass die Polizei die Hintergründe schnell aufklärt. Mein Dank gilt allen Helfern vor Ort, die im Einsatz sind.“

Rund ein Drittel der Verletzten waren Kinder

Am Dienstag befanden sich noch 35 Menschen in stationärer Behandlung, wie die Polizei am Dienstag in Kassel mitteilte. Weitere 17 Menschen wurden demnach ambulant behandelt. Die Zahl der verletzten Kinder liege bei 18. Wie stark die Kinder verletzt sind und ob unter den Opfern auch Schwerverletzte sind, konnte eine Polizeisprecherin zunächst nicht sagen. Hessens Innenminister Peter Beuth hatte zunächst von etwa 30 Verletzten gesprochen, rund ein Drittel davon Kinder.

Karnevalszüge können starten

Die hessischen Karnevalsumzüge können am Dienstag trotz des Zwischenfalls mit vielen Verletzten in Volkmarsen starten. Es gebe keine konkreten Hinweise darauf, dass sich die Gefährdungslage nach den Vorkommnissen in Nordhessen für die noch geplanten Umzüge im Land erhöht habe, teilte das hessische Innenministerium nach Abstimmung mit dem Landeskriminalamt mit. 

Die Veranstalter der Umzüge wurden jedoch nachdrücklich dazu aufgefordert, ihre Sicherheitskonzepte nochmals zu überprüfen und bei Bedarf anzupassen. Die hessische Polizei werde das Schutzniveau auch noch einmal erhöhen und eine deutlich stärkere Präsenz bei den Veranstaltungen zeigen. Ob Faschingsumzüge stattfinden oder nicht, werde jeweils durch die Entscheidungsträger vor Ort entschieden. (dpa)

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