Schon in wenigen JahrenUS-Forscher wollen das Mammut „wiederauferstehen“ lassen

Lesezeit 3 Minuten
Der von Forschern kreierte Elefant soll in Aussehen und Eigenschaften dem Mammut ähneln.

Der von Forschern kreierte Elefant soll in Aussehen und Eigenschaften dem Mammut ähneln.

Moskau – Mammuts mit wuchtigem Körperbau und langen Stoßzähnen sollen wieder durch Sibirien stampfen. Neu ist diese Idee nicht. Sie könnte nun aber schneller Realität werden als gedacht, wenn es nach den kühnen Vorstellungen von US-Forschern geht. Das Problem ist: Diese Tiere sind seit Tausenden Jahren ausgestorben.

Große Skepsis unter Experten

Wissenschaftler aus den USA wollen nun mit Gentechnik eine Art Wollhaarmammut wieder auferstehen lassen. Wenn alles nach Plan läuft, sogar schon in sechs Jahren. Das Startkapital dafür haben sie nach eigenen Angaben inzwischen gesammelt. Doch die Skepsis unter Experten ist groß.

Das Vorhaben des Genforschers George Church von der Harvard University in Cambridge nimmt nach eigener Darstellung Gestalt an. Seit ein paar Tagen kümmert sich ein Start-up mit dem Namen Colossal um die ehrgeizigen und zugleich umstrittenen Pläne. „Das Aussterben ist ein kolossales Problem, mit dem die Welt konfrontiert ist“, steht auf der frisch freigeschalteten Internetseite. „Wir haben die DNA, die Technologie und die führenden Experten auf dem Gebiet“, heißt es weiter. Church wirbt seit Jahren für die Idee, die ausgestorbene Tierart wiederzubeleben. Bislang fehlte ihm das Geld dafür. US-Medien zufolge haben Investoren 15 Millionen US-Dollar (12,7 Mio. Euro) zugesichert.

Aussehen und Verhalten eines Mammuts

Church hält es für realistisch, dass im Jahr 2027 das erste Kalb geboren werden könnte, wie er dem US-Sender CNBC sagte. Genau genommen wird kein Wollhaarmammut kreiert, wie es vor seinem Aussterben in den kalten Gebieten Eurasiens und Nordamerikas gelebt hatte. „Ziel ist es, einen kälteresistenten Elefanten zu schaffen, der aber wie ein Mammut aussehen und sich so verhalten wird.“ Eine Leihmutter soll dann das hybride Mammut austragen.

Dafür sollen Church zufolge Zellen des bedrohten Asiatischen Elefanten mit gefundenen Urzeit-Genen des Mammuts kombiniert werden. Die Experten wollen hierfür neue Technologien wie die Genschere CRISPR-Cas9 nutzen, mit der DNA gezielt geschnitten werden kann. „Mit ihr sollen in die DNA Asiatischer Elefanten mehrere Mammutgene eingefügt werden, zum Beispiel für ein dichtes Fell und für zusätzliche Fettschichten“, sagt die Paläontologin Victoria Herridge dem „Spiegel“ und spricht von einem „extrem komplizierten“ Verfahren.

Klonen eines Mammuts nicht möglich

Nach früheren Angaben von Church reicht das vorhandene Genmaterial eines Mammuts nicht aus, um es zu klonen. Mit dem tauenden Permafrostboden werden zwar immer wieder Reste der einst riesigen Tiere gefunden. Doch Blut, Gewebe oder die zuletzt in Stoßzähnen freigelegten Erbgut-Reste haben den Forschern bislang nur Einblicke in die Evolution gegeben.

Selbst wenn US-Genforscher Church der Durchbruch gelingen sollte, ist für die russische Wissenschaftlerin Lena Grigorjewa längst nicht ausgemacht, dass die Tiere auch langfristig in freier Natur überleben können. Um etwa Nachkommen zu erzeugen, müsste das Ökosystem der Tiere wiederhergestellt werden, sagt die Paläontologin dem Fachportal „Nachrichten der Wissenschaft Sibiriens“. Schon die Eisbären müssen sich immer weiter südlicher auf Futtersuche begeben, weil das Eis nicht mehr dick genug für die Robben-Jagd ist.

Das könnte Sie auch interessieren:

Der russische Forscher Simow will zumindest eines ausschließen: dass Mammuts den Menschen gefährlich werden könnten. „Sie werden niemandem schaden.“ Er sei sich sicher, dass die Population auch „in der modernen Welt“ unter Kontrolle gehalten werden könnte. (dpa)

Rundschau abonnieren