Kommentar zum CoronavirusZu wenig gelernt aus der Schweinegrippe

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Coronavirus Mittel Aushang

Hamburg: Ein Informationszettel für Kunden mit der Aufschrift «Liebe Kunden, zur Zeit haben wir leider kein Desinfektionsmittel jeglicher Art zu verkaufen!» hängt am Eingang zu einem Drogeriemarkt.

  • Der Coronavirus verbreitet sich in Deutschland. Das Krisenmanagement verläuft bisher eher holprig.
  • Dabei hatten die Behörden viel Zeit, sich vorzubereiten.
  • Ein Kommentar.

Berlin – Vogelgrippe, Sars, Schweinegrippe - das Coronavirus trifft das deutsche Gesundheitssystem und die verantwortlichen Behörden nicht unvorbereitet. Dennoch läuft das Krisenmanagement nicht wirklich rund. Zu Gute halten muss man den Verantwortlichen, dass ein nicht-erforschtes Virus in einem freien Land zur Karnevalszeit leichtes Spiel hat und auch in den besten Strukturen für Unwucht sorgt. So viel sei vorausgeschickt.

Die Verbreitung eines Virus trifft ein Land wie ein schwerer Orkan. Man sieht ihn kommen, ist vorbereitet und kann dennoch nicht verhindern, dass Schäden eintreten. Nach dem Orkan stellt sich die Frage, ob die Schutzmaßnahmen ausreichend waren und ob die Rettungskräfte ihren Job bewältigen konnten. Anders als Feuerwehren, die ständig ausrücken müssen und dadurch viel praktische Erfahrung im Löschen, Retten und Bergen haben, werden Virus-Epidemien nicht geprobt. Nach der Schweinegrippe 2009/2010 hatte man eigentlich festgelegt, nicht nur Pandemie-Pläne zu erstellen, sondern den Ernstfall auch zu üben. Dies ist offensichtlich nicht geschehen, wie der Gesundheitsminister einräumen musste.

Kliniken leiden unter Lieferengpässen

Zu wenig vorausschauend haben Bundesregierung und Behörden beim Thema Schutzmasken gehandelt. Als das Coronavirus in China ausbrach, wurden die Masken aus deutscher Produktion dorthin verkauft. Besser wäre es gewesen, auch hiesige Institutionen zu bevorraten. Die Kliniken leiden nun unter Lieferengpässen.

Bei der Information der Bevölkerung muss noch nachgesteuert werden. Dies ist insbesondere notwendig, um Panik wie in Italien zu vermeiden. Dafür müssen die Server-Kapazitäten der Info-Seiten verstärkt und die Hotlines noch besser besetzt werden.

Umsichtig verhalten und Hygieneregeln beachten

Am Ende aber können Bund, Länder, Gesundheitseinrichtungen und Kommunen das Coronavirus nicht alleine eindämmen. Es bedarf der Hilfe der Bevölkerung. Nur wenn sich die Bürger umsichtig verhalten, Großveranstaltungen meiden, Hygieneregeln beachten und im Verdachtsfall ihren Arzt anrufen, statt die möglichen Viren in der Praxis zu verbreiten, wird sich die Ausbreitung verlangsamen können.

Spahn erhält für sein akutes Krisenmanagement zu Recht viel Zuspruch. Dass in Deutschland inzwischen fast alle Labore auf Coronavirus testen können und dass dies die Kassen auch finanzieren, ist vorbildlich. Die Kommunikation des Gesundheitsministers ist transparent. Nur so kann man einer aufgeheizten Lage, wie sie nach dem Ausbruch vieler Corona-Fälle in Deutschland herrscht, Herr werden. Entscheidend wird am Ende sein, ob das System tatsächlich die Kapazitäten hat, alle Kranken, die Hilfe brauchen, auch zu versorgen. Dieser Beweis steht noch aus.

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