„Doc Caro“ bei Lanz„Könnte neun von zehn Menschen von Impfung überzeugen“

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Doc Caro

„Doc Caro“ Carola Holzner bei Markus Lanz 

Am Dienstagabend ging es im ZDF in der Runde bei Markus Lanz unter anderem um das Thema Corona. Zu Gast war auch Intensiv- und Notfallmedizinerin Carola Holzner, besser bekannt als „Doc Caro“. Warum ist die Impfquote in Deutschland einfach nicht zu steigern, fragt Lanz die Ärztin, die in ihrem Buch „Eine für alle“ aus dem Krankenhaus-Alltag berichtet und einen Bestseller gelandet hat.

Die „Welt“-Journalistin Claudia Kade zeigt sich zunächst fassungslos angesichts der Corona-Lage. Wie konnte die Politik derart unvorbereitet in die vierte Welle rauschen, wo doch alle Experten seit Wochen und Monaten genau dieses Szenario mit Rekordwerten bei Inzidenzen und Neuinfektionen vorhergesagt hatten?

Markus Lanz kontert Peter Altmaier

Lanz spielt das mittlerweile zu trauriger Berühmtheit gelangte Presse-Statement des bayerischen Gesundheitsministers Klaus Holetschek vom 3. November ein, in dem er von einer „Dynamik, die wirklich nicht vorhersehbar war“ spricht. Kade nennt das „Wählerverarsche oder intellektueller Unterforderung“, und der geschäftsführende Wirtschaftsminister Peter Altmaier sieht nicht gut aus beim Versuch, die politischen Akteure zu verteidigen. Er spielt den Ball zurück mit dem Hinweis auf die Medien, die vielfach eine Aufhebung der Corona-Maßnahmen gefordert hätten. Lanz kontert: „Herr Altmaier, Sie sind die Bundesregierung! Hören Sie auf öffentliche Meinung oder geht's hier um politische Führung?“ Es kommt zu einem Schlagabtausch zwischen Altmaier und Lanz.

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Vor einem Jahr saß Carola Holzner ebenfalls bei Lanz. „Mit sträuben sich die Nackenhaare, dass wir immer wieder über das Gleiche diskutieren“, resümiert sie. Man habe alle Strukturen wie kostenlose Tests und Impfzentren abgeschafft, mit denen man jetzt schnell reagieren könnte. Außerdem sei die Zahl der Intensivbetten seit vergangenem Jahr zurückgegangen, ergänzt Kade.

Carola Holzner kritisiert Kommunikation der Politiker

Holzner kritisiert die Kommunikation der Politiker. Erst sei die epidemische Lage abgeschafft worden, dann habe man verbal zurückrudern müssen, um auf die sich verschärfende Situation zu reagieren. Spahns Argumentation gegen eine Impfpflicht unter Hinweis auf eine „Spaltung der Gesellschaft“ bringt „Doc Caro“ auf die Palme. Das seien alles falsche Signale. „Es ist so ernst, dass wir tatsächlich so Themen wie eine Impfpflicht diskutieren müssen“. Schriftsteller Frank Schätzing unterstützt sie: „Wir eiern rum“, meint er. Er möchte auch ehrlich über das Thema sprechen, zumindest für bestimmte Berufsgruppen. Selbst bei Altmaier stößt er damit grundsätzlich auf Zustimmung.

Holzner will aber nicht nur eine Impfpflicht fürs Personal im Gesundheitswesen, sondern möchte diese auch für die gesamte Gesellschaft zumindest diskutieren. Sie glaubt jedoch auch, dass sich viele Menschen im persönlichen Gespräch von einer Impfung überzeugen lassen würden. In den Notaufnahmen, wo ja Fälle vom gebrochenen Bein bis hin zu Hautausschlag landen, sei es so, das ein Drittel der Patienten nicht geimpft sei – was ungefähr dem Anteil in der Gesamtbevölkerung entspricht.

Carola Holzner: Viele Menschen lassen sich von Impfung überzeugen

Auf ihre Nachfrage nach den Gründen stelle sie fest, dass nur ein ganz kleiner Teil von ihnen „militante Impfgegner“ seien. Die meisten hätten kleinere Bedenken, die sich direkt ausräumen ließen. „Wenn ich so ein Revers anhätte mit Impfdosen, dann würde ich tatsachlich neun von zehn Menschen überzeugen können, sich impfen zu lassen“, meint sie scherzhaft. Viele Menschen seien noch erreichbar.

Schätzing sagt, es würden auch viele Menschen auf Fake News hereinfallen. Neben persönlicher Ansprache helfe es auch, flächendeckend 2G einzuführen. In Köln hätte diese Ankündigung für den Karnevalsauftakt am 11.11. offensichtlich funktioniert. (cme)

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