„Ich bin keine Barbie-Puppe“Die US-Sängerin Dolly Parton wird 75 Jahre alt

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Eine Ikone: Dolly Parton wird 75 Jahre alt.

So kann man sich irren. Ungekämmt, im Schlafanzug – so erschien Jane Fonda einst zum Frühstück, um dann mit einer Hausherrin konfrontiert zu werden, die von Kopf bis Fuß – also von der hochtoupierten Perücke über das perfekt geschminkte Gesicht bis hin zu den endlos hohen High Heels – zurecht gemacht war, als sollte sie im nächsten Moment in einer großen TV-Show oder in der Grand Ole Opry auftreten. „Ambulance ready“ nennt sie das, immer bereit sein, falls man von fremden Menschen im Krankenwagen abtransportiert werden muss. Willkommen daheim bei Dolly Parton!

Themenpark „Dollywood“

„Dumb blonde“ hieß die erste Single, mit der Parton 1967 in die US-Country-Charts kam. „Dumme s Blondchen“ – davon gab es seinerzeit viele: solche, die es waren, und solche, die nur dafür gehalten wurden. Und dann war da Dolly, die sich dagegen singend zur Wehr setzte: „Ich bin kein dummes Blondchen, ich bin keine Barbie-Puppe!“ Das Lied hatte noch Curly Putman (der Autor von „Green, green grass of home“) für sie geschrieben, aber die meisten ihrer Lieder komponierte und textete sie selber oder mit Kollegen – in den 60er Jahren generell eher eine Seltenheit, im konservativen Country-Geschäft fast eine Rarität. Es folgen in den USA Hits wie „Jolene“, „Coat of many colors“ oder „I will always love you“, das natürlich viel später durch Whitney Houston weltberühmt wurde.

Da war also keine nur körperlich üppig ausgestattete Landpomeranze aus dem Osten Tennessees in die Hauptstadt Nashville gekommen, sondern eine Musikerin mit sehr viel Talent, hinzu kam das nötige Durchsetzungsvermögen in einem von Männern gepräg ten Business. Mit dieser Kombination schaffte es das Kind einer 14-köpfigen, sehr armen Familie zum Superstar mit einer Karriere, die bis heute andauert, – und deren schrägster Höhepunkt sicherlich ihr eigener Themenpark „Dollywood“ ist.

Glanz, Glamour und Glitzer

Diesem Erbe – ihrer, wie es nennt, „Smoky Mountains DNA“ – setzt sie von Anfang an Glanz, Glamour und Glitzer entgegen – und macht gleichzeitig Witze über den eigenen Schönheitswahn: „Es ist ziemlich teuer, so billig auszusehen!“ ist sicherlich ihr bekanntester Spruch. Dazu gesellte sich zuletzt „I look fake but inside of me everything is real!“ Und so konnte sie nach einem Karriereknick um die Jahrtausendwende ohne mit den künstlichen Wimpern zu zucken zu ihren musikalischen Wurzeln zurückkehren und drei Alben mit Bluegrass-Mucke veröffentlichen. Dass dann bei Konzerten sogar das Mikrofon und praktisch alles, was sich nicht bewegt, großzügig mit Strasssteinen versehen wird, tut dem keinen Abbruch. Im Gegenteil.

Da steht eine Frau, die selbstbewusst zu sagen scheint: „Ich mache das alles für mich selber und schieße absichtlich weit übers Ziel hinaus – was für ein Spaß!“ Das Herz am rechten Fleck hat sie aber auch in Sachen Wohltätigkeit, so fördert sie unter anderem benachteiligte Kinder – und spendete im vergangenen Jahr eine Million Dollar zur Erforschung eines Corona-Impfstoffes an die Firma Moderna, was sich ja, wie wir mittlerweile wissen, als sehr sinnvoll erwiesen hat.

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