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„Sprücheklopfender Freund“Nora Tschirner macht ihre Depressionen öffentlich

Lesezeit 3 Minuten
Tschirner dpa

Schauspielerin Nora Tschirner

Berlin/Köln – Immer mehr TV-Stars sprechen offen über ihre psychischen Erkrankungen. Nachdem Comedian Krömer bereits vor ein paar Wochen über seine Depression ausgepackt hatte, redete nun Nora Tschirner über ihre Leidenszeit. „Meine erste depressive Episode hatte ich schon mit 18, aber vor zehn Jahren kam der Tiefpunkt“, sagte die 39-Jährige dem „Süddeutsche Zeitung Magazin“.

Als Symptome nannte die Schauspielerin („Keinohrhasen“, „Soloalbum“) Antriebslosigkeit, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Angst, Lustlosigkeit und Schlaflosigkeit. Mit 25 Jahren habe sie ihre erste Therapie gemacht.

„Ich hatte den Kontakt zu mir verloren“

Später war sie nach eigenen Angaben zwei Wochen in stationärer Behandlung und nahm ein Jahr Psychopharmaka. Im Jahr zuvor habe sie neue Projekte abseits der Filmwelt gestartet, wie etwa ihre Band. „Ich hatte keinen Halt mehr. Ich war allein mit mir“, sagte Tschirner.

Beratung und Seelsorge in schwierigen Situationen

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Ihre Gedanken hören nicht auf zu kreisen? Sie befinden sich in einer scheinbar ausweglosen Situation und spielen mit dem Gedanken, sich das Leben zu nehmen? Wenn Sie sich nicht im Familien- oder Freundeskreis Hilfe suchen können oder möchten – hier finden Sie anonyme Beratungs- und Seelsorgeangebote.

Telefonseelsorge

Unter 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222 erreichen Sie rund um die Uhr Mitarbeiter, mit denen Sie Ihre Sorgen und Ängste teilen können. Auch ein Gespräch via Chat ist möglich. telefonseelsorge.de

Kinder- und Jugendtelefon

Das Angebot des Vereins "Nummer gegen Kummer" richtet sich vor allem an Kinder und Jugendliche, die in einer schwierigen Situation stecken. Erreichbar montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr unter 11 6 111 oder 0800 – 111 0 333. Am Samstag nehmen die jungen Berater des Teams "Jugendliche beraten Jugendliche" die Gespräche an. nummergegenkummer.de

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Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention

Eine Übersicht aller telefonischer, regionaler, Online- und Mail-Beratungsangebote in Deutschland gibt es unter suizidprophylaxe.de

Die Depression habe ihr das Gefühl gegeben, dass etwas nicht stimmte. „Ich hatte den Kontakt zu mir verloren, und sie war die Erste, die sich getraut hat, mich drauf aufmerksam zu machen, mein Mahnmal quasi“, sagte Tschirner. „Ein sprücheklopfender, nerviger, aber wohlmeinender Freund.“

Nora Tschirner verbringt viel Zeit mit ihren Pferden

Die Psychologin fragte sie, wann die depressiven Zustände eintreten würden. „Es stellte sich raus: an den krassen Pressetagen, an denen ein Interview dem nächsten folgt, und die kein Ende nehmen – und an 16-Stunden-Drehtagen. Also in zeitlich begrenzten Arbeitsphasen“, so Tschirner.

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Mittlerweile sei die Angst komplett weg, denn sie wisse, was zu tun sei. „Ich bin seit vielen Jahren frei von Symptomen, habe mir ein gutes Umfeld gebaut, treffe Vorkehrungen“, sagte Tschirner. Ihr helfe es, mit ihren Freunden zu reden oder Zeit mit ihren Pferden zu verbringen. „Einmal komplett aufzuladen.“

Mitte März hatte Krömer, ein bekannter Berliner Humorist und Schauspieler, erstmals öffentlich über seine eigenen Depressionen geäußert. „Was mich immer gestört hat bei dem Thema, war dieser Satz, dass das ein Tabuthema sei“, sagte der 46-Jährige damals dem „Tagesspiegel“. (mbr/dpa)

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