„Polizeiruf 110”-Kritik„Totes Rennen” wollte viel, vielleicht auch zu viel

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Claudia Michelsen als Doreen Brasch im neuen „Polizeiruf 110”

Magdeburg – Am Elbufer nahe der Galopprennbahn Herrenkrug wurde ein junger Mann tot aufgefunden. Milan Siebert (Vincent Krüger) war offensichtlich spielsüchtig und hoch verschuldet. Das Motiv schien klar zu sein. Während der Ermittlung fand Hauptkommissarin Brasch jedoch eine überraschende Verbindung des Toten zum LKA: Milan hatte als Informant für Hannes Kehr (Michael Maertens) in der Abteilung Wettbetrug gearbeitet. War er womöglich aufgeflogen? Den LKA-Kollegen schienen die Ermittlungsarbeiten auch sehr zu interessieren.

Auflösung

Der Vater Steffen Siebert war schließlich geständig, doch nicht allein schuldig. Er hatte den Sohn in einem Streit um dessen Schulden schwer verletzt und ihn im Glauben, dass er tot sei, am Elbufer abgelegt. 

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Der entscheidende Hinweis kam jedoch von LKA-Kommissar Kehr. Der war – welch Überraschung – nämlich in den Mord verwickelt. Milan Siebert und er hatten sich in einer Selbsthilfegruppe für Spielsüchtige kennengelernt. Nachdem Siebert seiner Mitarbeit bei der Wettmafia auf die Spur gekommen war, erpresste er diesen. Deshalb folgte Kehr dem Vater und vergiftete das verwundete Opfer.

Das Thema

Die Drehbuchautoren Stefan Dähnert und Lion H. Lau legten in diesem Krimi ihr Augenmerk auf die Wettmafia und deren Geschäfte mit dem Glücksspiel. Die Hauptkommissarin musste im Laufe der Ermittlungen an eigenem Leib erfahren, dass es durchaus gefährlich werden kann, sich mit dem Klub der Wettbetrüger anzulegen. Der moralische Zeigefinger durfte hier natürlich nicht fehlen, denn auch Brasch verfiel für kurze Dauer dem Reiz des Spiels.

Ein wenig plakativ geraten ist das Ende, als sich Kehr, der Kopf der Wettbetrüger, selbst die Kugel gab.

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Hauptpersonen 

Claudia Michelsen, die nach dem Ausscheiden von Matthias Matschke als Solo-Ermittlerin unterwegs ist, hatte durchaus starke schauspielerische Momente. So machte sie Braschs Sturheit glaubhaft deutlich, als diese sich trotz Schulterverletzung am Tatort vom Rechtsmediziner Schmerzmittel zustecken ließ. Auf weiten Strecken fehlten jedoch die Zänkereien zwischen den beiden ewig uneinig gebliebenen Ermittlern.

Fazit

Die wohl interessanteste Rolle in der Mordauflösung spielte  die Technik. Die Daten von Siebers Fitness-Armband, die – dank sei der Cloud – noch abrufbar waren, halfen letztendlich den Mordfall zu lösen. Dies war die Stelle, an denen die Drehbuchautoren dem Zuschauer Denkstoff gaben. Brasch konnte einen noch so guten Ermittlerinstinkt haben, ohne das neongelbe Gadget wäre Kehr davon gekommen.

Der Krimi-Plot hingegen war weniger überraschend. Zwar stieg Torsten C. Fischer in diesen neuen „Polizeiruf 110“ erst einmal interessant ein – mit rot fluoreszierenden Traumbildern von Pferderennen, Blut und Kehr, der dort bereits wie ein böses Omen auftauchte.

Jedoch nahmen diese leider auch vorweg, dass der LKA-Kollege in den Mord verwickelt war. Am Ende des Films wurden diese Traumsequenzen Wirklichkeit.

„Totes Rennen” wollte viel, vielleicht auch zu viel. Die Hinweise auf den Täter wurden zu früh eingestreut, um echte Spannung aufkommen zu lassen. Dass gerade die große Cloud zum Freund und Helfer wurde, verlieh dem Magdeburger „Polizeiruf 110” allerdings einen gelungenen gesellschaftskritischen, fast schon ironischen Unterton.

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