Acht-Brücken-Festival in KölnTolle Musik an Kölner Orten, die man sehen muss

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Kölner Philharmonie

Die Kölner Philharmonie

Köln – Für Louwrens Langevoort ist die Mission des Kölner Musikfestivals Acht Brücken klar: „Es ist ein Festival für die Musik von heute, ein Festival das da ist, um die Stadt zu beglücken mit Musik an Orten, die man nicht immer kennt.“ Das Festival sei halt nicht nur eines der Philharmonie, sondern sei auch an Orten präsent, die man zuvor gar nicht gekannt habe, sagte der Philharmoniechef und Leiter des Festivals.

„Wer kannte schon die Lagerstätte für die mobilen Hochwasserschutzelemente der Stadtentwässerungsbetriebe der Stadt Köln?“, fragte er bei der Vorstellung des Programms im Foyer der Philharmonie in die Runde. Und fuhr fort: „Jetzt kann jeder das aussprechen!.“ Wer den Ort aber tatsächlich noch nicht kennen sollte, kann dies am 10. Mai, 15 Uhr, bei einem Konzert des Trio Catch nachholen, das unter anderem Musik von Beat Furrer und Karlheinz Stockhausen spielen wird.

Auftakt im Rhein-Energie-Stadion

Auch wenn der Markenkern des Festivals untrennbar mit sehr speziellen Kölner Orten von der Philharmonie über den WDR Sendesaal bis hin zu Clubs wie dem Gloria oder King Georg lokal geerdet ist, geht man in der zehnten Ausgabe von Acht Brücken inhaltlich weit über Köln hinaus in Richtung Unendlichkeit. Denn das Motto lautet vom 30. April bis zum 10. Mai „Musik und Kosmos“ und startet sehr spektakulär im Rheinenergie-Stadion mit einer Aufführung von Stockhausens „Sternklang“.

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Die Birmingham Contemporary Music Group und das Neue Ensemble spielen die in den 1970er Jahren entstandene „Parkmusik für fünf Gruppen“. „Es ist ein unglaubliche Musik, die aus verschiedenen Richtung kommt“, skizzierte Langevoort das zu erwartende Ereignis. Selbst der freie Blick auf den Himmel, den der kosmologisch versierte Komponist bei Aufführungen seines „Sternklangs“ für Musiker wie Zuhörer und -schauer vorsah, ist hier gewährleistet.

Acht Brücken Festival: Junge Deutsche Philharmonie

Einen Composer in Residence präsentiert das Festival in der zehnten Ausgabe zwar nicht, dafür aber gleich drei Namen als Schwerpunkte. Neben dem 2007 verstorbenen Kölner Stockhausen sind das der Amerikaner John Cage (1912-1992) und der Franzose Gérard Grisey (1946-1998). Von Letzterem ist im Rahmen der diesjährigen „Freihafen“-Veranstaltungen, die bei freiem Eintritt stattfinden, am 1. Mai das Stück „Les espaces accoustiques“ zu erleben, das, so Langevoort, mit einem ausgedehnten Bratschensolo beginne und sich zu einem großvolumigen Orchestersound steigere. Es spielen die Junge Deutsche Philharmonie und das Ensemble Modern. Darauf folgt im Theater am Tanzbrunnen Griseys „Le noir l’étoile“, die Sternennacht erklingt hier als „kosmisches Metronom“, das vom Slagwerk Den Haag spektakulär zum Klingen gebracht wird.

Bei so viel kosmischen Klängen darf auch Charles Ives’ Universe Symphony nicht fehlen, die der Komponist dem Sujet entsprechend sehr groß dachte und für mehrere Orchester vorsah. Trotz der vielen Jahre, die der visionäre Amerikaner daran arbeitete, ist aber nur ein Torso überliefert, an dessen schwierige  Vollendung sich schon mehrere Musiker versucht haben.

WDR als Gastgeber überträgt zahlreiche Konzerte

Die Bochumer Symphoniker spielen die von Johnny Reinhard erarbeitete, gut einstündige Fassung am 6. Mai in den Sartory-Sälen. Und weil das Stück „multiple Orchester“ verlangt, koordinieren mit Steven Sloane und Magdalena Klein gleich ein Dirigent und eine Dirigentin die Aufführung. Natürlich sind in dem neue-Musik-Festival auch jede Menge lebende Komponisten vertreten, darunter Chaya Czernowin, Georg Friedrich Haas, Annesley Black oder MArcel Sijm und Niel Vermeulen, von denen Uraufführungen zu erleben sind. Es gibt Jazz unter anderem mit dem Sun Ra Arkestra im Kölner Gloria, Crossover und vieles mehr.

Das Festival hat zahlreiche Unterstützer, darunter den WDR, der zahlreiche Konzerte überträgt und auch als Gastgeber auftritt, und die Kunststiftung NRW. Wichtigster Geldgeber ist die Stadt Köln, die jährlich 450 000 Euro des 1,5 Millionen Euro betragenden Gesamtetats übernimmt. „Ich wünsche mir, dass da finanziell in den nächsten Jaahren noch etwas draufkommt“, machte Kulturdezernentin Susanne Laugwiitz-Aulbach dem Festival am Mittwoch Hoffnung.

Höhepunkte des Festivals

30. April, 19.30 Uhr, Rheinenergie-Stadion: Stockhausen: Sternklang; Birmingham Contemporary Music Group, Das Neue Ensemble.

1. Mai, ab 11 Uhr: „Freihafen“: Ein ganzer Tag mit Konzerten bei freiem Eintritt. Unter anderem im Programm: 14 Uhr in der Philharmonie: „112 ins All“ von 112 ins All.Marcel Sijm / Niels Vermeulen mit Sängerinnen und Sänger aller Altersgruppen aus der Region Köln. 20 Uhr bis Mitternacht: Musik von Grisey und Stockhausen im Theater am Tanzbrunnen.

5. Mai, 22 Uhr, Lounge, King Georg — Club & Bar: Yonic - Von kleinen Welten und großen Herzen.

6. Mai, 20 Uhr, Sartory-Säle: Charles Ives: Universe Symphony, Bochumer Symphoniker, Steven Sloane.

7. Mai, 20 Uhr, Kölner Philharmonie: Iannis Xenakis: TerretektorhEnsemble Musikfabrik, NDR Jugendsinfonieorchester, Enno Poppe.

10. Mai: 20 Uhr, Hochschule für Musik und Tanz: Karlheinz Stockhausen: INORI, WDR Sinfonieorchester, Titus Engel, Jaamil Attar und Emmanuelle Grach, Tanz-Mime.  (EB)

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