AKW-DebatteGenervter Kretschmann fällt ZDF-Moderator mehrfach ins Wort

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Kretschmann heute journal 260722

 Winfried Kretschmann geriet im ZDF-„heute journal“ mit Christian Sievers aneinander. (Archivbild)

Köln – In einem ZDF-Interview zur Debatte um längere AKW-Laufzeiten hat Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried sichtlich genervt auf die Fragen von Christian Sievers reagiert. Ein Wort wiederholte er dabei mehr als zehn Mal.

Es startete durchaus harmonisch. Als Christian Sievers Winfried Kretschmer am Montagabend per Schalte zum Interview im ZDF-„heute journal“ begrüßte und seine erste Frage an den Ministerpräsidenten stellte – er wollte wissen, ob Deutschland angesichts der Gasdrosselung durch Russland zumindest vorübergehend mit Kernenergie weitermachen müsse – antwortete Kretschmann zunächst ruhig und sachlich.

Winfried Kretschmann fällt Christian Sievers ins Wort: „Nein, nein, nein ...“

Auch im weiteren Verlauf des Gesprächs blieb der Grünen-Politiker zunächst souverän, dann aber brachte ihn eine Aussage von Christian Sievers etwas aus der Fassung.

„Herr Kretschmann, Sie sind ja Politprofi“, leitete der ZDF-Moderator seine Frage ein. „Wenn Sie jetzt bei einer klaren Ablehnung von verlängerten Atomkraftlaufzeiten bei den Grünen bleiben, dann...“. Weiter kam Sievers nicht, Kretschmann fiel ihm energisch ins Wort. „Nein, nein, nein ...“, schrie er zunächst mehr als zehn Mal. „Das habe ich nicht behauptet“, fuhr Kretschmann sichtlich genervt fort.

Winfried Kretschmann liefert sich im ZDF-„heute journal“ Schlagabtausch

Sievers reagierte auf die ungestüme Unterbrechung locker. „Nein, nein sagen Sie? Also keine klare Ablehnung? Im Moment ist das ja die Parteilinie“, hakte der Moderator nach. Kretschmann war ihm da allerdings bereits erneut mit einem mehrfachen „Nein“ ins Wort gefallen, der Ministerpräsident von Baden-Württemberg rollte dabei offensichtlich genervt die Augen.

„Ich habe gesagt, weder die Grünen noch sonst eine demokratische Partei will zurück zur Atomkraft in Deutschland.“ Es gehe lediglich um eine temporäre Übergangslösung, diese Option werde nun durch einen zweiten sogenannten „Stresstest“ derzeit geprüft.

ZDF-Moderator hakt immer weiter nach

Moderator Sievers reichte das als Antwort nicht, das Auftreten Kretschmanns verleitete ihn zu einer Vermutung: „Gut, aber durch Ihr sehr engagiertes 'Nein, nein, nein' gerade eben, kann ich doch annehmen, dass diese Prüfung am Ende durchaus so ausfallen könnte, dass wir Ende des Jahres erst mal zumindest weiter auf Atomkraft setzen?“

Kretschmann jedoch ließ sich nun nicht weiter aus der Reserve locken und verwies auf das Ergebnis der Prüfung Ende August, vorher mache es keinen Sinn „da jetzt rumzuspekulieren“, so Kretschmann, der nach dieser Antwort auffällig zufrieden wirkte und sich ein breites Lächeln nicht verkneifen konnte.

Streit über AKW-Laufzeiten auf Bundesebene

Derzeit wird in der Bundesregierung debattiert, ob eine Laufzeitverlängerung angesichts der derzeitigen Probleme bei Gas- und Energieversorgung Sinn mache. Ein Vorstoß der FDP hatte für Unmut in der Ampelkoalition gesorgt, SPD und Grüne sind noch skeptisch. Derzeit läuft ein weiterer Stresstest zu Sicherheit der Stromversorgung im Winter 2022/23. Die Grünen bestehen darauf, eine AKW-Laufzeitverlängerung von Fakten abhängig zu machen.

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Kretschmann hatte vor wenigen Woche noch betont, dass die Atomkraftwerke in Baden-Württemberg regulär vom Netz gehen sollen. Atomkraftwerke produzierten „bekanntlich Strom und kein Gas“, sagte Kretschmann Emde Juni im SWR.

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