Booster-SonderregelKölner Gesundheitsamts-Chef stiftet bei Lanz Verwirrung

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Nießen bei Lanz

Johannes Nießen bei Markus Lanz

Köln – Am Dienstagabend ging es beim ZDF-Talk von Markus Lanz um das Thema Corona. Zu Gast war neben Mecklenburg-Vorpommers Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD), der „Welt“-Journalistin Kaja Klapsa und dem Epidemiologen Timo Ulrichs auch Johannes Nießen, Leiter des Kölner Gesundheitsamtes, des größten in Deutschland. 

Der Mediziner Nießen spielt seit kurzem auch bundesweit eine Rolle, da er Mitglied des Corona-Expertenrats der Bundesregierung ist. 

Markus Lanz erwähnt geringe Covid-Sterberate in Köln

Lanz hebt zu Beginn des Gesprächs hervor, dass Köln mit weniger als 850 Toten die geringste Covid-Sterberate unter den fünf größten deutschen Städten hat. Dies würde laut Fachleuten auch an der „exzellenten medizinischen Versorgung“ in Köln liegen, so der Moderator.

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Zu den von Bund und Ländern beschlossenen neuen Maßnahmen sagt Nießen, er sei dankbar, dass es eine Vereinheitlichung bei der „Quarantänisierung“ geben werde. Die Verkürzung der Fristen sei richtig. In den einzelnen Bundesländern müssen die neuen Quarantäne-Zeiten jedoch noch umgesetzt werden. Darauf hatte am Vortag auch Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann verwiesen, als er die neuen NRW-Regeln zu 2G Plus und der Ausnahme für Geboosterte vorstellte. Der Beschluss zu Quarantäne und Isolation müsste zunächst vom Bund geregelt werden, so Laumann am Dienstag.

Ausnahme bei Regelung für Geboosterte in NRW? Ministerium dementiert

Nun nennt Nießen am Abend bei Lanz ein interessantes Detail auf einen Einwurf des Moderators. Lanz hält es für schwierig, direkt nach einer Boosterung auf die Testpflicht beispielsweise bei einem Restaurantbesuch zu verzichten. Es dauere doch mindestens einige Tage, bis der Schutz der dritten Impfung greife. Seines Wissens nach, so Nießen, sei dazu eine Ausnahme in Nordrhein-Westfalen geplant. Demnach müssten frisch Geboosterte eine Woche abwarten, bevor die 2G-Plus-Regel für sie entfalle. Lanz hakt nach, aber Nießen bestätigt, das sei sein aktueller Wissensstand.

Davon war bislang laut Ankündigung der Landesregierung vom Dienstag allerdings nichts bekannt.  Ein solcher Passus ist nicht in der neuen NRW-Coronaschutzverordnung zu finden. Auf Nachfrage dementiert das Gesundheitsministerium am Mittwochmorgen eine solche Regelung. Der Wegfall der zusätzlichen Testpflicht gelte „unmittelbar ab Erhalt der Auffrischungsimpfung“, so die Formulierung.

Nießen: Kölner Gesundheitsamt setzt auf digitale Datenübertragung

Anschließend geht es um die Kontakt-Nachverfolgung durch die Gesundheitsämter. Lanz möchte wissen, wie viele Infizierte sich tatsächlich bei den Behörden melden. Einer von zehn? Drei von zehn? Nießen weicht etwas aus und meint, mindestens die Hälfte der Menschen mit einem positiven PCR-Test sei ehrlich und würden dies auch melden. Lanz zweifelt daran, denn die Menschen seien einfach Pandemie-müde. Nießen räumt aber ein, dass es derzeit wegen der Vielzahl der Fälle Schwierigkeiten bei der schnellen Nachverfolgung von Kontakten gebe. Auch in Köln gibt es Probleme, wie die Verwaltung bereits einräumen musste. Die Gesundheitsämter bräuchten einfach mehr Personal, so Nießen.

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Dann stellt Markus Lanz die Frage, die vielen vermutlich sofort bei diesem Thema in den Sinn kommt. Ob es noch Faxgeräte in den Gesundheitsämtern gebe? „Ich muss Sie enttäuschen, Herr Lanz“, lächelt Nießen. Man setze inzwischen auf komplett digitale Übertragung der Daten. Für jede Behörde des Landes kann er jedoch offenbar nicht ausschließen, dass es noch das ein oder andere Faxgerät gibt.

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