„Europäer würden auseinanderfliegen“Sigmar Gabriel attackiert Schröder und Kretschmer

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Gabriel Maischberger ARD 310822

Zu Gast bei Sandra Maischberger: Sigmar Gabriel (ehemaliger SPD-Parteivorsitzender und Bundesaußenminister a.D.)

Köln – In der ARD-Talkshow „Maischberger“ ging es am Dienstagabend unter dem Thema „Teures Gas, teurer Strom“ um die Frage, was der Staat tun kann, damit Energie für Verbraucherinnen  undVerbraucher angesichts des russischen Kriegs gegen die Ukraine nicht unbezahlbar wird.

Als Gäste zur Debatte geladen waren der ehemalige SPD-Vorsitzende und Außenminister a.D. Sigmar Gabriel, der Wirtschaftsjournalist Rainer Hank, die Journalistinnen Amelie Fried und Anna Mayr, der ehemalige Wasserspringer Jan Hempel und der Sportjournalist Hajo Seppelt.

Sigmar Gabriel fordert Gaspreisdeckel bei „Maischberger“

Sigmar Gabriel sprach sich in der Sendung für einen Gaspreispreisdeckel aus. „Ich bin sehr dafür, dass wir das, was Herr Habeck nicht möchte, trotzdem diskutieren: Einen Gaspreisdeckel. Das finde ich vernünftig“, sagte der SPD-Politiker. „Das kostet viel Geld und man wird dann die Schuldenbremse nicht einhalten können. Aber man hat dann nicht so schwere Verwerfungen, wie sie uns jetzt drohen.“

Der SPD-Politiker forderte darüber hinaus weitere Entlastungen für Menschen mit mittlerem Einkommen. Das Mittel dürfe „nicht (sein), ich helfe den ganz Armen und ich nehme ein bisschen oben weg“, sagte Gabriel. Er verstehe die Befürchtungen der Bundesregierung, „nicht den Falschen etwas zu geben“. Aber, so Gabriel im Ersten: „Meine politische Erfahrung ist: Der Versuch Mikromanagement zu betreiben, kostet am Ende mehr Geld für die Bürokratie der Kontrolle als die eigentliche Maßnahme“.

Scharfe Kritik an Gerhard Schröder und Michael Kretschmer von Sigmar Gabriel

Gabriel fand unterdessen kritische Worte für Parteikollegen und Weggefährten Gerhard Schröder, der zuletzt gefordert hatte, die Pipeline Nord Stream 2 zu öffnen. „Das wäre eine politische Katastrophe, Die Europäer würden auseinanderfliegen“, erklärte Gabriel. „Putin würde sich dann doch wieder was einfallen lassen.“

Auch der Ministerpräsident von Sachsen, Michael Kretschmer musste sich Kritik von Gabriel gefallen lassen. Den Krieg „einzufrieren“, wie Kretschmers gefordert hatte, sei eine „ziemlich dickfellige deutsche Haltung gegenüber einem Volk, das um seine Freiheit kämpft“, sagte Gabriel. 

Sigmar Gabriel: Kein Grund für Angst, „wenn es zwei Grad kühler in der Wohnung wird“

Mit Blick auf einen drohenden turbulenten Winter in Deutschland erinnerte sich Gabriel unterdessen an ein Gespräch mit einem Senior, der ihm angesichts des aktuellen Wehklagens gesagt habe, man soll sich mal anschauen, wie der Winter im Jahr 1947 gewesen sei – „und die Klappe halten“. Gabriel pflichtete bei. „Ich finde, es hat was mit Selbstbehauptungswillen zu tun, wenn man nicht gleich Angst hat, wenn es zwei Grad kühler in der Wohnung wird.“

„Zeit“-Journalistin Anna Mayr fand unterdessen kritische Worte für Finanzminister Christian Lindners Vorwurf der „Gratismentalität“ in Bezug auf das 9-Euro-Ticket. „Das finde ich schwierig, weil ja viele Leute Dinge gratis kriegen, zum Beispiel den Sprit für den Dienstwagen“, erklärte Mayr.

Journalist Hank bemängelte unterdessen eine „Entlasteritis“ und erklärte die Wortneuschöpfung prompt: „Wir schütten jetzt über Menschen, die es brauchen, und Menschen, die es nicht brauchen, Entlastungspakete aus. Völlig unübersichtlich. Gießkannenmäßig.“

Im zweiten Teil der Sendung schilderte dann schließlich der ehemalige Wasserspringer Jan Hempel seine Erfahrungen mit seinem ehemaligen Trainer Werner Langer. Hempel hatte in der Vorwoche im Rahmen einer Dokumentation Vergewaltigungsvorwürfe gegen Langer vorgebracht und dem Deutschen-Schwimm-Verband angelastet, trotz Informationen über die Vorgänge nicht gehandelt zu haben. „Wenn es passiert ist, sagt man: Komm, es ist passiert, aber bitte nicht darüber reden“, kommentierte der Sportjournalist Hajo Seppelt, der die ARD-Doku mit seinem Team gedreht hatte. (das)

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