Harrison Ford wird 80Der Mann mit dem entwaffnenden Grinsen feiert Geburtstag

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US-Schauspieler Harrison Ford 

Unerschrockener Weltraum-Draufgänger, schüchterner Abenteurer, verfolgter Normalo, düsterer Blade Runner – all das ist Schauspieler Harrison Ford. Die Filmografie der Hollywood-Allzweckwaffe der 70er, 80er, 90er und 2000er sowie 2010er Jahre liest sich wie die Geschichte der Kino-Blockbuster in dieser Zeit. Kaum ein Darsteller hat mehr Kassenerfolge eingefahren wie Ford. Heute wird der US-Schauspieler 80 Jahre alt.

Einen Oscar gewann der Mann, der mit einem einzigen Grinsen einen ganzen Kinosaal zum Lächeln bringen kann, nie. Lediglich zu einer Nominierung als Bester Hauptdarsteller in Peter Weirs „Der einzige Zeuge“ hat es 1986 gereicht.

Knapp am Oscar vorbei

In diesem Krimi-Drama, neben dem düsteren „Blade Runner“ vielleicht seinem besten Film, zeigt er ungewohnte Tiefe und Zerrissenheit in seiner Rolle. Verfolgt von korrupten Polizei-Kollegen, bringt er sich und vor allem die Mitglieder einer radikal-christlichen Amisch-Gemeinde in große Gefahr. Es half nichts, der Oscar ging an Ford vorbei. Und auch bei den Golden Globes kam er vier Mal nicht über eine Nominierung hinaus.

Doch an Preisen lässt sich die bemerkenswerte Film-Karriere von Harrison Ford nicht festmachen. Es gibt Schauspieler, die einfach vom Publikum geliebt werden. Und dazu gehört Ford. Bei Rollen wie zuletzt in „Ruf der Wildnis“ fragt man sich zwar: Warum eigentlich?

Möglicherweise liegt es einfach an der oft hilfesuchenden, unbeholfenen Art, sich zu bewegen, oder an seinem unverschämten Glück bei Gefahren oder doch an dem unverwechselbaren entwaffnenden Grinsen, das stets den zu Streichen aufgelegten Teenager durchblitzen lässt, was ihn so sympathisch oder auch anziehend in seinen Rollen macht? Und sicher sind es seine flapsigen Sprüche in jeder Lage, die uns auch größte filmische Gefahren mit Vergnügen miterleben lassen. Vielleicht ist die Antwort aber auch: All das!

Harrison Ford und seinen Fans kann es eh egal sein. Ihm, weil sein Vermögen auf 300 Millionen US-Dollar geschätzt wird (Stand 2020). Und den Fans ebenso, weil mittlerweile mehrere Generationen seine Filme und ihren charmanten, ungelenken Draufgänger-Star lieben und sich nur zu gern an großartige Zeiten in „Stars Wars“-Welten oder an „Indiana Jones“-Abenteuer erinnern.

Der Sohn eines US-Amerikaners mit irisch-deutschen Vorfahren und einer jüdischen Mutter, deren Eltern aus dem heutigen Belarus emigrierten, wurde 1942 in Chicago (Illinois) geboren. Sein Film-Debüt gab er 1966 mit 24 Jahren als Page in einem Krimi mit James Coburn. Damals arbeitete er nebenbei als Tischler, um seine Familie ernähren zu können. Das sollte später nicht mehr nötig sein.

Der große Durchbruch kam mit  „Han Solo“

Spätes Glück

Privat lief nicht alles ganz so glatt wie beim Film: 1979, noch vor der Premiere des ebenfalls sehr erfolgreichen zweiten Teils der Sternen-Saga, „Das Imperium schlägt zurück“ (1980), trennte sich Ford von seiner ersten Frau Mary Marquardt nach 15 Jahren Ehe. Mit ihr hat er zwei Kinder. Eine zweite Ehe mit Melissa Mathison hielt knapp elf Jahre. Seit 2010 ist Ford mit der US-Schauspielerin Calista Flockhart („Ally McBeal“) verheiratet. Sie haben einen gemeinsamen Sohn. (dhi)

Der große Durchbruch kam 1977 mit dem Beginn von George Lucas’ „Star Wars“-Saga („Kriege der Sterne“). Dabei setzte sich Harrison Ford in der Rolle des draufgängerischen Weltraumpiloten „Han Solo“ gegen hunderte Konkurrenten durch. Sicher half ihm damals schon dieses unwiderstehliche Grinsen, das in den kommenden Jahren seine Filmgegner regelmäßig schier zur Verzweiflung bringen sollte.

Seine zweite erfolgreiche Kino-Reihe bildeten die „Indiana Jones“-Filme von Steven Spielberg. Hier spielt er einen Archäologen-Abenteurer, der einem stets das sichere Gefühl gibt, egal wie gefährlich seine Lage auch ist: „Indi“ wird es schon richten – irgendwie, am besten einfach nur rennen und mit der Chuzpe des Helden am Ende immer das Richtige zu tun. Es sei denn, er hat es mit Schlangen zu tun, denn die mag Indi nun mal so gar nicht.

Nach all seinen Erfolgen ist er immer noch als Schauspieler aktiv. Jüngst hat er laut dem US-Film-Magazin „The Hollywood Reporter“ erstmalig eine Hauptrolle in einer Serie mit dem Titel „Shrinking“ angenommen, die von den Machern der Erfolgsserie „Ted Lasso“ realisiert wird.

Bei so viel Berufsglück ist es fast verwunderlich, dass er in Interviews oft lustlos und grantig rüberkommt. Er sagte einmal dazu: „Ob ich mürrisch bin? Vielleicht. Aber ich denke, vielleicht wird es ja falsch interpretiert.“ Vielleicht ist das so. Aber es ist eh besser, man schaut sich einfach einen Film von ihm an – und beginnt irgendwann zu lächeln.

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