Interview mit GeneralmusikdirektorMarkus Stenz geht 2014

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Markus Stenz überzeugte das Publikum in der Kölner Philharmonie. (Bild: Matthias Baus)

Markus Stenz überzeugte das Publikum in der Kölner Philharmonie. (Bild: Matthias Baus)

Köln – Sie erklären per Pressemitteilung, Ihr Abschied aus Köln 2014 habe nichts mit den aktuellen Debatten um die Opernfinanzen zu tun. Das kann ich offen gesagt kaum glauben.

Ich habe nur ein Künstlerleben, und 2014 schließt sich nach zehn, elf Jahren in Köln für mich in der künstlerischen Arbeit ein Kreis. 2015 steht die Wiedereröffnung der Oper an, für deren Sanierung ich mich mit aller Kraft engagiert habe. Ich habe jedoch gemerkt, dass all mein Engagement, etwa auch für das Interim, nicht den inneren Zwang bedingt, die Wiedereröffnung miterleben zu müssen. Diese Erkenntnis und die daraus gewonnene Perspektive waren für meine Entscheidung bestimmend. Durch die frühzeitige Bekanntgabe gewinnen zudem die Politik und das Orchester jetzt Klarheit, die Zeit nach 2014 zu gestalten.

Aber ist nicht auch das alte Ufer, also die Kulturstadt Köln, so stark abgebröckelt, dass das neue reizvoller wird?

Mit einer Rückkehr zur Sachlichkeit und Bündelung der Kräfte kann die Wiedereröffnung der Oper am Offenbachplatz 2015 immer noch gelingen.

Hätten Sie sich nicht auch von Herrn Laufenberg gewünscht, dass das künstlerische Lager mit einer Stimme und mit ähnlicher Sachlichkeit spricht?

Wir Künstler haben alle unsere eigene Stimme. Wenn es gelingt, diese als Team zu bündeln, ist es sicher das Beste. Ich weiß, was ich mit Laufenberg erlebt habe, die wirklich grandiosen Opernabende mit Viertelstunden-Applaus, der Kampf um die Interimsspielstätte, die sich ja zu bewähren scheint. Ich freue mich auf die nächste Spielzeit, den "Parsifal", den wir zusammen machen.

Wenn er denn kommt...

Natürlich. Das jetzige Problem der Unterfinanzierung der Oper wird durch Personalien nicht gelöst. Eigentlich hat Köln mit der beherzten Sanierung im Zentrum der Stadt alles richtig gemacht. Aber die 270 Millionen machen nur dann Sinn, wenn im wiedereröffneten Riphahn-Bau der Vorhang hochwertig und oft hochgeht. Diese Vision ist immer noch möglich.

Wie schwer fällt Ihnen der Abschied vom Orchester?

Wahnsinnig schwer. Und damit hier kein falscher Eindruck entsteht: Ich arbeite noch volle zwei Jahre hier, wir komplettieren den Mahler-Zyklus, haben ein, zwei Tournee-Projekte. Und ich möchte für 2013/14 eine schöne Zielgerade zimmern. Ich habe eine ungeheure Wertschätzung für dieses Orchester, seine Spielfähigkeit, sein Gespür für Zwischentöne, seine Professionalität. Ich weiß, was ich an dem Orchester habe und es sind ja noch zwei Jahre.

Haben die neuen Ufer denn schon klare Kontur?

Da brauche ich mir gar keine Gedanken zu machen. Im September fange ich als Chefdirigent des großartigen Radiophilharmonischen Orchesters in Hilversum an, bin weiter erster Gastdirigent in Manchester und werde meine Kölner Aktivitäten für 13/14 hochfahren. Ich bin als Künstler weiterhin hungrig, aber es ist über 2014 nicht zwingend an die Stadt Köln gebunden.

Befürchten Sie, das Gürzenich-Orchester als absehbar scheidender Dirigent schlechter zu erreichen?

Nein, ich habe den Musikern gegenüber mit offenen Karten gespielt und könnte mir eher noch steigende Motivation vorstellen. Weil wir wissen, was wir aneinander haben und die zwei Jahre genießen sollten. Das wäre mein Wunsch. Ich arbeite 2014 elf Jahre mit dem Orchester - eine gute Zahl für Köln. Dann kann man sagen: Klammer zu, neue Ufer.

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