Konzert in Lanxess ArenaSchmacht und Kreisch bei den Jonas Brothers in Köln

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Die Jonas Brothers überzeugen bei ihrem Auftritt in der Kölner Lanxess Arena

Köln – Die Mutter hat Tränen in den Augen, die Tochter tippt. Das Teeniemädchen hüpft auf und nieder, der Vater checkt sein Handy. Eine Frau Anfang 20 reißt begeistert die Arme hoch, ihr Partner starrt ins Leere. Wer beim Konzert der Jonas Brothers in der Lanxess-Arena genau hinschaut, kann sie sehen. Die Mitgebrachten. Die Nicht-Fans. Diejenigen, die nicht ganz freiwillig hier sind. Aber trotzdem vor Ort. Weil Mama ihr Glück über die Wiedervereinigung 2019 unbedingt teilen wollte. Weil der Nachwuchs noch zu jung ist, um unbegleitet dabei zu sein. Oder weil die Partnerin zum Äußersten gegriffen hat: „Wenn du mich liebst….“. Aber das sind Ausreißer. Das Gros der Besucher, zu 99 Prozent weiblich, genießt den 90-minütigen Abend hingerissen – und kreischt sich die Seele aus dem Leib.

Joe, Nick und Kevin, unterstützt von einer Band und einer Backgroundsängerin, liefern eine Show im gängigen Deluxe-Format ab. Auf einer Bühne, die mit ihren von Leuchtröhren gerahmten Rampen, Treppen und Schrägen an eine Schwarzlicht-Minigolf-Anlage in XXL erinnert, mit Plattform im Innenraum, dicht an dicht gespickten Lautsprecher-Trauben und einem Dreifach-Ring aus schwenkbaren Spots. Mit Feuerfontänen, Funkenregen und Konfetti. Ballons, die von innen beleuchtet sind und künstlerischen Einspielern, die Titel tragen wie „Träume werden wahr“.

Viele Songs wie das richtungsweisende „Comeback“, das tanzgängige „Sucker“ oder die Herzschmerz-Ballade „Hesitate“ stammen vom 2019 veröffentlichten Album „Happiness Begins“. Es ist das erste seit zehn Jahren, markiert das Ende einer sechsjährigen Bühnenpause, gibt der Tour ihren Namen. Dazwischen kommen auch Stücke von früheren Scheiben zu Ehren. Die neue Single „What A Man Gotta Do“ vom allerneusten Album, das in diesem Jahr erscheinen soll, wird vorgestellt. „Gotta Find You“ erinnert an die Zeiten, als die heute 30, 27 und 32 Jahre alten Brüder mit dem Disney-TV-Film „Camp Rock“ ihren Durchbruch erlebten. Bei Busted leihen sie sich „Year 3000“ aus und bei DNCE „Cake By The Ocean“.

Große Partystimmung zum Höhepunkt

Letzteres ist einer der Höhepunkte des Abends. Acht aufblasbare, biegsame Figuren in Pink, Grün, Gelb und Blau, die aussehen wie Riesenmakkaroni mit Kulleraugen, Winkeärmchen und Flatterhaaren, tanzen durchs Publikum und es kommt mitreißende Partystimmung auf. Da stellt sogar die Tochter kurzzeitig das Tippen ein, der Teeniemädchen-Vater wippt im Takt mit den Füßen, im Blick des gelangweilten Partners flackert Interesse auf. Alles, was sonst noch zwingend auf die Setlist gehört, wird in ein Medley gepackt.

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Die Mischung aus Sehnsuchtssahnekaramellen, Boygroup-Bubblegum und nicht allzu rabiat daherkommendem Rock hat das Zeug, Zehntausenden gefallen. Da stört es kaum, dass Songtexte im Soundbombastmorast versinken und Ansagen vom Kreisch-Orkan übertönt werden. Dass „Mandy“ blond (aber nicht blöd) ist, „S.O.S“ der Hilferuf eines Liebeskranken und „Burnin’ Up“ der Versuch, die allzu kühle Angebetete zu entflammen, weiß jede im Publikum. Und Sätze, die davon handeln, wie toll es ist, wieder auf der Bühne zu stehen, muss man nicht verstehen. Man kann sie sich denken.  

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