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Ludwig „Lucki“ Hofmaier„Bares für Rares“-Star feiert seinen 80. Geburtstag

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Bares für Rares-​Urgestein Ludwig Hofmeier

Bares für Rares-​Urgestein Ludwig Hofmeier

Pulheim – Seine Auftritte im Pulheimer Walzwerk sind legendär. Wenn er Heiligenstatuen „soo scheee!“ findet und niederbayerische „fuchz’ge“ und „achz’ge“ bietet, dann weiß der TV-Trödelfreund: Es läuft „Bares für Rares“. Der kurze Kerl mit dem Billardkugelkopf, den breiten Hosenträgern und den Hawaii-Hemden – mehr als 200 davon soll er im Schrank haben – ist sein Leben lang ein Original gewesen; ein bunter Selfmade-Hund. Heute wird Ludwig „Lucki“ Hofmaier 80 Jahre alt.

Geboren 1941 in Saal an der Donau, wuchs er in einer Familie mit sieben Geschwistern als Sohn eines armen Schneiders im katholischen Niederbayern auf. Er sollte dem Vater helfen – aber das Stillsitzen war seine Sache nicht. Schon mit sieben Jahren turnte Lucki auf den Händen über den First des Elternhauses. Daraus erwuchsen erst sportlicher Erfolg, dann Weltruhm.

Seine Karriere begann sportlich

Der Hauptschüler und Unteroffizier der frühen Bundeswehr wurde 1961 Bayerischer Meister im Kunstturnen; und Lucki spezialisierte sich weiter. Nach einem Langstreckenhandlauf über 132 Kilometer von Regensburg nach München, wo er von Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel empfangen wurde, folgte 1967 der große Coup. Regensburger Geschäftsleute lobten in einer Wette 15000 Mark aus, wenn es Lucki bis zum Papst nach Rom schaffe. PR funktionierte auch schon in den 1960er-Jahren.

Und so war unter den gar nicht wenigen Kamerateams auch eines aus den USA, das die Kunde vom „Handstand-Lucki“ bis nach Amerika trug. 1070 Kilometer lief er binnen drei Monate von Regensburg bis Rom, auf den Händen und mithilfe von rund 200 Paar Spezialhandschuhen. Eine immense sportliche, ja weltrekordverdächtige Leistung. Doch, so erzählte Hofmaier dem Würzburger „Katholischen Sonntagsblatt“: „Für mich war es in erster Linie eine religiöse Sache, eine Pilgerreise. Ich wollte einfach als Katholik zum Papst und in den Vatikan.“

Der Papst nannte ihn „ein Wunder“

Am Brenner fand eine kuriose Passkontrolle über Kopf statt. Auch die Fotos irritierter Prälaten auf dem Petersplatz im Angesicht des handständischen Sonderlings sind damals wie heute amüsant zu betrachten. Voll Ehrfurcht habe er den Fischerring geküsst und zum Abschluss den persönlichen Segen des Papstes bekommen. „Das war für mich das Allergrößte. ,Sie sind ein Wunder’, hat er zu mir gesagt. So was vergisst man nicht.“

Der römische Scoop brachte „Handstand-Lucki“ Promi-Status ein; in Regensburg führte er zwischenzeitlich drei Lokale. Er betrieb eine Diskothek, die er später zu einer Oben-ohne-Bar umbaute. In den wilden 1970er-Jahren verschlug es ihn dann „der Liebe wegen“ aus Bayern ins badische Offenburg, wo er bis heute mit seiner Ehefrau lebt. Von hier aus bereist er die Trödel- und Antikmärkte Deutschlands, Frankreichs, Belgiens und Luxemburgs.

Zuhause eine Sammlung von Heiligen

Am liebsten hat der große Marienverehrer den Barock, vor allem Statuen aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Praktisch alle Heiligen habe er bei sich zu Hause in der Wohnung. „Die sammle ich für mich, und die verkaufe ich auch nicht.“ Außerdem gebe es da einen Hausaltar, Krippenfiguren – „fast schon ein kleines Privatmuseum“. Sein ältestes Stück: eine Statue des heiligen Konrad aus dem 14. Jahrhundert.

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Die vergangenen Jahre brachten große Einschnitte: 2019 ging sein Wohnmobil auf der A8 in Flammen auf. Hofmaier und seine Frau konnten sich gerade noch retten. Und im Juni 2020 schied „Lucki“ bei „Bares für Rares“ aus. Nun hat er mehr Zeit für Schnupftabak und Plausch. „Quasi ein volkseigener Betrieb“ sei er, schrieb die „Süddeutsche Zeitung“; „einer, der allen gehört, die ihn kennen und mögen“. Einmal sei ein Verlag an ihn herangetreten und wollte, dass er ein Buch schreibt. Aber das ist nichts für ihn, denn: „Ich bin selber das Buch.“ (kna)

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