Neuer Roman von Jonas JonassonEine Screwball-Komödie vom Allerfeinsten

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Jonas

Der schwedische Autor Jonas Jonasson

Auch im Schwedischen ist die Rache süß! Doch die Kunden von Hugo Hamlins neuer Firma kommen aus der ganzen Welt – darunter „Der Massai, der in Schweden noch eine Rechnung offen hatte“, und den Jonas Jonasson in seinem neuen Roman wie schon den „Hundertjährigen, der aus dem Fenster stieg...“ oder die „Analphabetin, die rechnen konnte“ durch einen von Zufällen strotzenden Plot schickt.

Denn eigentlich ist Kevin kein Massai, sondern gebürtiger Schwede, die uneheliche Frucht einer Transaktion zwischen einer Prostituierten und einem hinterhältigen Kunsthändler.  Der Mutter  verspricht er vor deren Tod zwar, sich um den Jungen zu kümmern,  fliegt aber schon wenig später mit ihm nach Kenia, um ihn in der Savanne auszusetzen.  Doch statt wie erhofft das Opfer wilder Tiere wird der junge Mann Ziehsohn eines Massai  – bis er aus Angst vor einem wortwörtlich einschneidenden Initiationsritual zurück nach Schweden flüchtet.

Vor Ort tut sich Kevin mit der Ex-Frau des Kunsthändlers zusammen,  und  Hugo Hämlins „Rache ist süß GmbH“ soll dessen Leben ruinieren. Kein leichtes Unterfangen, verkompliziert durch das Auftauchen von Kevins kenianischem Adoptivvater mitten im tiefsten Stockholmer Winter...

Viele Figuren triefen vor Klischees

Mit einer Kritik an Jonassons bisweilen arg holzschnittartigen Charakteren darf man sich nicht lange aufhalten – vor allem die Bewohner des Massaidorfes, allen voran Medizinmann Ole Mbatian und seine Konflikte im Norden Europas, triefen nur so von Klischees.  Doch wenn man sich darüber und das eine oder andere Loch in der Geschichte hinwegsetzt,  wird man vom 59-jährigen Erfolgsautor mit einer Screwball-Komödie vom Allerfeinsten versorgt. Auch wenn das Ende keine allzu große Überraschung bietet, ist der Weg dahin jedoch gepflastert mit schön bescheuerten Kehrtwendungen und Überraschungen. Da kommen Lamas zum Einsatz, um Hühner vor Hunden zu schützen, eine Ziege zur Rufschädigung.  Und eine in einem Stockholmer Lifestyle -Shop erstandene Wurfkeule unterscheidet sich vom afrikanischen Original durch einen Pfeifton, den sie beim Flug erzeugt – was sich wiederum als tödlicher Nachteil für das Ziel erweist...

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En passant streut Jonasson hier und da Kritik an europäischen und schwedischen Verhältnissen ein, an den Mechanismen des Kunstmarktes, an der Ausdünnung des Sozialstaates oder sehr konkret an einem ehemaligen Mitglied der Schwedischen Akademie: „Er war für die Ansicht bekannt, Kunst wäre über Vergewaltigung und andere  Gesetzes- und Satzungsverstöße erhaben.“

Und der von ihm hoch verehrten südafrikanischen Malerin Irma Stern (1894−1966) setzt der Autor ein kleines Denkmal, in dem er ihre Biografie mit der Oles verknüpft und zwei unbekannte Bilder von ihr zu einem Motor für die an Details und Nebenfiguren eh schon nicht arme Geschichte.

Jonas Jonasson. Der Massai, der in Schweden noch eine Rechnung offen hatte. Roman. Deutsch von Astrid Arz. C. Bertelsmann, 400 S., 22 Euro

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