Programm der Kölner OperIntendantin Birgit Meyer stellt ihre letzte Spielzeit vor

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Kölns Intendantin  Birgit Meyer

Köln – „Sie haben den Abend gerettet!“ Ein Satz, der Opernintendantin Birgit Meyer bis heute bewegt. Als ihn der Regisseur Peter Sellars vor 20 Jahren nach der Uraufführung von „L’Amour de loin“ bei den Salzburger Festspielen zu ihr sagte, winkte sie ab – sie habe doch nur für die dreisprachigen Übertitel gesorgt. Und nun hat sie die Möglichkeit genutzt, diese Oper der Finnin Kaija Saariho in ihrer letzten Spielzeit als Intendantin der Oper Köln ins Programm zu nehmen.

„Kreise schließen“ schwebt über dem Spielplan mit zwölf Premieren und zahlreichen Wiederaufnahmen. Manches war für die auslaufende Saison geplant, manches kann nach einer Stream-Premiere zum ersten Mal live erlebt werden, wie etwa „Die tote Stadt“, mit der der Reigen am 4. September eröffnet.

Auf unbekanntes Gebiet wagen

Die Kreise schließen sich, indem Birgit Meyer und ihr Team weiterhin auch auf Unbekannteres, Neueres setzen, zum Beispiel „Der Meister und Margarita“ des Kölner York Höller (Premiere 3.4.2022). Oder das Projekt „Schnittstellen (II)“, bei dem Gargonza-Arts-Awards-Preisträger verschiedener Disziplinen zusammenarbeiten (18.9.).

Und auf „junge Teams“ – die im Fall des Regisseurs Valentin Schwarz, der Dank seiner Kölner Inszenierung „Mare Nostrum“ von Katharina Wagner die Einladung bekam, im nächsten Sommer in Bayreuth den „Ring“ zu machen. Zuvor bringt er „Der Meister und Margarita“ auf die Bühne des Staatenhauses.

Ein weiteres „junges Talent“ ist der Dirigent Duncan Ward, der bei der Wiederaufnahme der „Zauberflöte“ nicht nur am hiesigen Pult steht, sondern anschließend in selbiger Funktion an der New Yorker Met.

Tanz an der Oper

Zwei Gastspiele stehen auf dem Programm: vom Nederlands Dans Theater 2 (30.9. und 1.10.) sowie Israel Galván, der sich einer Klavierfassung des „Sacre du printemps“ widmet (4. und 5.3.22).

Zwei Stücke werden von der Oper selbst produziert: Das für das Beethoven-Jahr geplante „Flut“ von Emanuela Soavi, sowie Ilona Paszthys „Absence #2“, dem Siegerstück des diesjährigen Wettbewerbs für die freie Szene, den Oper und Kulturamt seit drei Jahren ausrichten. „Wir stellen die Infrastruktur, und die Compagnie darf das Stück dann anschließend ,mitnehmen’“. (HLL)

Dritter Schwerpunkt: Frauen, die bei der Mehrzahl der Premieren Regie führen, wie etwa Béatrice Lachaussée (inszeniert den Klassiker „Hänsel und Gretel“, Premiere: 19.12.), und Kai Anne Schumacher (Mozarts „Die Entführung aus dem Serail“, 13.3.2022), Jean Renshaw („Béatrice et Bénédict“, 30.4.2022 und Henry Purcells „Der Sturm“, 4.6.2022), Nadja Loschky („Die Vögel“ von Walter Braunfels, 5.12., und die Wiederaufnahme von Dvořáks „Rusalka“, 6.3.22) oder auch Tatjana Gürbaca („Die tote Stadt“).

Viele dieser jungen Talente betrachten die legendäre Ruth Berghaus (1927−1998) als ihr Vorbild. Und so passt hierzu auch der Coup, deren „Barbier von Sevilla“von der Staatsoper in Wien zeigen zu können. Für Chefdramaturg Georg Kehren ist die Inszenierung aus dem Jahr 1968 schlicht „ein Meisterwerk. Das ist kein Ladenhüter aus der Repertoire, denn sie beschäftigt sich mit der Frage, was kann man mit Kunst überhaupt machen? Die Frage, die uns im letzten Jahr beschäftigt hat, als alles still gelegt war.“

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Eine Antwort der Oper war das Streamen, das mit gut 13 000 Tickets als Erfolg bezeichnet werden kann. In der kommenden Spielzeit werden auch einige ausgewählte Projekte digital angeboten. Doch wenn man mit Birgit Meyer und Georg Kehren über die ersten „Faust“-Aufführungen mit Publikum spricht, bersten sie geradezu vor Freude.

Und Generalmusikdirektor François-Xavier Roth? Seine Erwähnung im Gespräch mit der Rundschau fällt knapp aus, fast wie Pflichtprogramm im Nebensatz abgehandelt. Der GMD übernehme die musikalische Leitung bei „Hänsel und Gretel“ und führe mit „Bèatrice et Bénédict“ seine Beschäftigung mit Berlioz fort. Ein letzter Kreis, der sich schließt.

Das komplette Programm und alle Termine unter www.oper.koeln

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