Schauspiel KölnErster Teil der Mini-Serie „Edward II.“ feiert Online-Premiere

Lesezeit 2 Minuten
ed

Die Schauspieler Kristin Steffen, Alexander Angeletta und Justus Maier

Köln – Historiker streiten bis heute: War die Beziehung zwischen Edward II. (1284−1327) und Piers Gaveston nur sehr eng, oder waren der englische König und sein aus Frankreich stammender Gefolgsmann einander auch sexuell zugetan? Für Pınar Karabulut besteht da kein Zweifel: In „Edward II. – Die Liebe bin ich“ sind sie ein Liebespaar. Die fürs Schauspiel Köln produzierte sechsteilige Serie basiert auf Ewald Palmetshofer gleichnamiger Bearbeitung des Stücks von Christopher Marlowe. Die erste Folge feierte gestern Abend ihre Online-Premiere, die weiteren Teile werden jeweils an den kommenden Freitagen gezeigt.

In der ersten Episode holt Edward (Alexander Angeletta), nach dem Tod seines Vaters nun selber König, seinen Freund Piers (Justus Maier) aus dem französischen Exil an den Londoner Hof zurück: Da er nun das Sagen hat, kann er auch seiner Liebe freien Lauf lassen und seine Gattin Isabella (Nicola Gründel) mit Missachtung strafen. Doch Mitglieder des Hofstaats (Birgit Walter, Kristin Steffen und Nicolas Lehni) beginnen hinter seinem Rücken Ränke zu schmieden... Von Folge zu Folge will Karabulut das Genre wechseln, so ist eine spätere, recht blutige Folge in schwarz-weiß gedreht.

Den Auftakt erzählt sie im nüchtern-trockenen Stil eines europäischen Autorenfilms, entsprechend agieren die Darsteller. Und Maiers Piers könnte als Fassbinder-Vision eines Strichers durchgehen. Später zitiert die Regisseurin auch schon mal die neuere Filmgeschichte und jüngere Popkultur, lässt den Hofstaat wie Madonna in Rokoko-Kostümen Vogue tanzen, das Excelsior Hotel Ernst bietet die passende Kulisse. Und vielleicht ist es ein gewollter Anschlussfehler, dass Maiers Fingernägel auf dem Weg zur Arbeit dreckig und nach der Schicht auf der (echten) Baustelle des Schauspiels sauber sind. Und amüsanterweise gehorchen Make-up und Haare Theaterstandards, so sieht man deutlich die geklebten Ansätze von Perücke.

Dass aber einer jungen Frau wie Pınar Karabulut bei der Darstellung eines schwulen Königs nicht mehr eingefallen ist, als ihm die Haare rosa zu färben und ihn in einen lachsfarbenen Tüllrock oder einen Kimono zu stecken, stimmt ein wenig traurig. Da hat sich seit Rosa von Praunheims „Nicht der Homosexuelle ist pervers...“ doch ein wenig mehr getan – auch wenn man die 70er Jahre zitieren will. Doch es gilt auch hier das Gesetz der (TV-)Serie: Als Zuschauer sollte man nicht gleich nach der ersten Folge die Flinte ins Korn werden.

24 Minuten, abrufbar über schauspiel.koeln

Rundschau abonnieren