Schauspielerin Heike Trinker im Interview„Köln hat mich gerufen“

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt

Heike Trinker ist unter anderem am Sonntag in der Rosemunde-Pilcher-Verfilmung „Stadt, Land, Kuss“ zu sehen.

  • Heike Trinker begann ihre Karriere in Soaps wie „Sturm der Liebe“, „Verbotene Liebe“ oder „Alles was zählt“. Im Januar ist die in Köln lebende Schauspielerin gleich in zwei Produktionen im ZDF zu sehen. Dominic Röltgen hat mit der 59-Jährigen gesprochen.

Es macht den Anschein, als seien Sie noch halbwegs glimpflich durch die Pandemie gekommen… Heike Trinker: Es kommt ja immer auf die Perspektive an, von der aus man den Inhalt des Glases betrachtet. Aber ja, ich glaube schon, dass ich besser dran war als viele meiner Kollegen. Dennoch waren es jetzt genau drei Produktionen, die ich 2020 gemacht habe, und mein erstes Geld habe ich im August verdient. Das ist jetzt relativ gut – aber eben auch relativ schlecht (lacht). Es war aber nicht nur der Umstand, dass durch Corona später gedreht wurde. Alles fand unter anderen Umständen statt. Set-Hopping, also dass man zwei, drei Produktionen parallel laufen hat, war gar nicht möglich. So sind mir etwa zwei Sachen durch die Lappen gegangen, die bereits zugesagt waren.

Unter anderem sind Sie in einem weiteren „Stubbe“-Special („Tödliche Hilfe“ läuft am 30. Januar um 20.15 Uhr im ZDF) in der Rolle der Marlene Berger wieder zu sehen. So richtig scheint Wilfried Stubbe (Wolfgang Stumph) seinen Ruhestand nicht genießen zu können, oder?

(lacht) Da müssten Sie ihn natürlich am besten selbst fragen, aber ich habe auch den Eindruck. Was diesmal anders ist: Während es im ersten Special noch maßgeblich um die Beziehung zwischen uns ging, wird diesmal seine Tochter Christiane (gespielt von Stumphs leiblicher Tochter Stephanie Stumph, Anm. d. Red.) wieder mit dabei sein und eine zentrale Rolle spielen.

Ich hoffe, ich trete Ihnen nicht auf die Füße mit der Frage, Sie werden dieses Jahr 60. Denken Sie da hin und wieder auch mal daran, in den Ruhestand zu gehen?

Ne, eigentlich nicht. Ich bin ja keine, die jeden Tag von 9 bis 17 Uhr gearbeitet und ihren Bausparvertrag abgeschlossen hat. Das Leben ist so unstetig, für mich ist das Alter nur eine Zahl. Schauen wir mal, wie lange ich noch Jobs angeboten bekomme. Derzeit tut sich aber sehr viel auf dem Markt, es findet eine Art Umbruch statt, weg von der selbstverständlichen männlichen Domäne. Es werden ganz andere Rollen mit weiblichen Figuren erdacht und besetzt als noch vor einigen Jahren.

Haben Sie da Beispiele?

Kommissarinnen gibt es ja schon länger. Da hat es angefangen, dass die Kategorisierung in „sexy“ oder „Mutti“ aufgehoben wurde. Weibliche Charaktere werden inzwischen vielschichtiger geschrieben, widersprüchlich, sie sind narzisstisch oder emotional verkorkst. Solche Rollen waren eher den Männern vorbehalten, sind aber viel spannender und machen Riesenspaß.

Das könnte Sie auch interessieren:

Ich hoffe, dass da noch viel für mich zu spielen sein wird. Die Rollenbilder brechen immer mehr auf, aber das muss noch eine größere Selbstverständlichkeit kriegen. Um noch mal auf die Kommissarin zurückzukommen: Früher wurden einfach die männlichen Attitüden übernommen– taff, cool, mit Lederjacke. Das ist heute nicht mehr so.

Sie werden erstmals in einer Rosemunde-Pilcher-Verfilmung („Stadt, Land, Kuss“ läuft am 17. Januar um 20.15 Uhr im ZDF) zu sehen sein. War das ein Wunsch von Ihnen?

Nein, überhaupt nicht. Die Rolle habe ich über den ganz normalen Weg bekommen, dass eine Anfrage meiner Agentur reinkam. Und da durch die Pandemie eh wenige Aufträge anfielen, habe ich zugesagt. Ich fand die Rolle aber gleich sehr schön und mochte auch das Buch. Außerdem war ich sehr dankbar, dadurch wieder Zeit in England verbringen zu dürfen. Mein einziger Auslandsaufenthalt vergangenes Jahr.

Mit Köln haben Sie sich immerhin eine Heimat ausgesucht, in der es sich aushalten lässt…

Auf jeden Fall. Köln hat mich irgendwie gerufen. Ich hatte einen Freund, der hier beim Theater war, dadurch war ich öfters in der Stadt und habe mir gedacht, dass ich hier mal leben möchte. Die Energie, die Weltoffenheit und gleichzeitig Entspanntheit finde ich einfach toll. Ich fühle mich von Köln einfach angezogen und liebe es hier. Und auch wenn man Norddeutschen, wie ich es bin, nachsagt, etwas spröde zu sein, fühle ich mich dennoch verwandt mit den Menschen hier.

Rundschau abonnieren