Streaming-Tipp„Hellbound“ ist der nächste Netflix-Hit aus Südkorea

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In „Hellbound“ gewinnt eine Sekte immer mehr Einfluss in Südkorea. Foto: Netflix/Jung Jaegu

In „Hellbound“ gewinnt eine Sekte immer mehr Einfluss in Südkorea. Foto: Netflix/Jung Jaegu

Seoul – „Man sagt, dass etwas Seltsames erscheint“, berichtet Min Hye-jin mit kühler, aber ängstlicher Stimme. Das Bild wechselt von den starren Augen und den sich vorsichtig bewegenden Lippen der Anwältin in die Ferne. Da sitzt ein Mann an einem Ufer und fühlt sich plötzlich überfallen. „Dann prophezeien sie deinen Tod. Und am erklärten Datum bringen sie dich in die Hölle“, heißt es weiter. Der Mann am Ufer fällt ins Wasser, beginnt panisch zu strampeln. Und scheint nur noch einen Schritt von der Hölle entfernt.

 „Hellbound“ könnte „Squid Game“ vom Thron stoßen

Die dunklen Bilder und die brachialen Klänge, die sich hier ausbreiten, erzeugen ein Gefühl von Angst, aber auch Spannung. Und diese Mischung dürfte ein Grund sein, warum „Hellbound“ nach seinem Start am 19. November nur einen Tag brauchte, um schon die Bestenlisten mehrerer Länder anzuführen. Die neue Serie auf der Videobezahlplattform Netflix ist gerade dabei, den noch jungen Rekorderfolg „Squid Game“ vom Thron zu stoßen. In mehr als 20 Ländern heißt die beliebteste Netflix-Serie mittlerweile „Hellbound.“

Dass es die Fantasy-Produktion derart schnell an die Spitze mehrerer Märkte geschafft hat, überrascht zunächst – zumal im Vergleich zu „Squid Game“. „Hellbound“ ist optisch weniger farbenfroh, es fehlt auch das Spielerische in den Dialogen und Bildern. Außerdem kann „Hellbound“ noch weniger als „Squid Game“ auf den ersten Blick als realistisch bezeichnet werden. Hier erscheinen übernatürliche Wesen, die Hölle scheint eine wirkliche Parallelwelt zu sein.

Seit „Parasite“ steht Südkorea im Fokus

Im Jahr 2020 schrieb der Film „Parasite“ Geschichte, als erstes nicht englischsprachiges Werk den Oscar für den besten Film gewonnen zu haben. Er handelt von der mal wohlwollenden, mal brutalen Klassengesellschaft, die der Kapitalismus in Südkorea über die letzten Jahrzehnte hervorgerufen hat. „Parasite“ besticht durch mächtige Bilder, Dialoge und Sound.

Dabei bietet sich der Vergleich zwischen diesen zwei Serien nicht nur deshalb an, weil sie so erfolgreich sind. Sie haben eine weitere beeindruckende Gemeinsamkeit: Beide sind Produktionen aus Südkorea und ordnen sich damit in eine mittlerweile längere Reihe von hochgelobten oder hocherfolgreichen Produktionen aus dem ostasiatischen Land ein. Spätestens mit „Hellbound“ als dem nun zweiten Welthit auf Netflix dürfte bis zum hintersten Teil der Welt durchgedrungen sein, dass sich Südkorea als Großmacht der globalen Popkulturindustrie etabliert hat, die zugleich Gesellschaftskritik übt.

Die Sekte „Neue Wahrheit“ gewinnt an Macht

In „Hellbound“ bringen die genau angekündigten und auch durchgeführten Tode Südkoreas Hauptstadt Seoul in Aufruhr. Und während sich die Menschen der 10-Millionen-Metropole fürchten, dass jeder von ihnen der Nächste sein könnte, bietet eine religiöse Gruppe Erklärungen. Bei den Toten handele es sich um Sünder, die von Gott bestraft würden, behauptet da die Gesellschaft „Neue Wahrheit“.

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Schnell steigt die Mitgliederzahl der Sekte. Ihr militanter Arm „Speerspitze“ jagt diejenigen, die sich den Darstellungen der „Neuen Wahrheit“ entgegenstellen. Die Anwältin Min Hye-jin, die Opfer der „Speerspitze“ vertritt, gerät irgendwann in ein Zweifeln höherer Ordnung: Wer sind hier die wirklichen Monster? Sind es die allseits gefürchteten Wesen, die Menschen töten, oder die Menschen selbst, die unerklärte Phänomene politisieren und die Gesellschaft brutaler machen?

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