Veranstaltungen zum GeburtstagLengfeld’sche Buchhandlung in Köln wird 180

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Hildegund Laaff (85) ist seit 1993 Geschäftsführerin der Lengfeld'sche Buchhandlung.

Köln – Darf man in dem einladenden Ohrensessel auch sitzen und schmökern? Unbedingt. Für Hildegund Laaff (85), Geschäftsführerin der Lengfeld’schen, ist es kein Museumsstück. Die Buchhandlung am Kolpingplatz, in der am Freitag und Samstag, 180. Geburtstag gefeiert wird, ist ihr Wohnzimmer: „In dem Sessel verbringen junge Kunden ihre Mittagspause. Jüngst hat sich ein Liebespärchen dort Gedichte vorgelesen. Rilke. Ich finde das zauberhaft“, sagt Laaff.

Sorgenvolles über nachlassende Lesekompetenz, Verärgerung über die von Oscar Wilde als „schlimmste Sünde“ gegeißelte Seichtheit hört man von der 85-Jährigen nicht. „Wenn jemand einen Familienroman mit viel Gefühl lesen will, ist das immer noch besser, als dass er gar nicht liest.“ Gar nichts zu lesen zu haben, das Gefühl kennt sie aus ihrer Kindheit: „Im Krieg gab es keine Bücher. Wir wohnten in Mannheim, da gab es allenfalls etwas aus der Leihbibliothek: Trotzkopf oder Karl May.“

Nach dem Krieg dann las sie Robinson Crusoe, Gullivers Reisen oder Sigismund Rüstig, die Geschichte einer Familie mit Dienstmädchen, die nach Schiffbruch zusammen mit dem Steuermann auf einer tropischen Insel strandet. Die Begeisterung für ihren späteren Beruf war geweckt und nach der Lehre in Ludwigshafen kam sie am 1. Oktober 1957 nach Köln, um 46 Jahre in der Bücherscheune am Dom zu arbeiten. Als sie erfuhr, dass Traute Schmitt-Herzing, Teilhaberin der Lengfeld’schen nicht mehr weitermachen wollte, stand der Entschluss für den Wechsel schnell fest. Seit 1993 entwickelt Laaff zusammen mit ihrem Kollegen Carsten Saenger die Buchhandlung weiter.

Lengfeld'sche Buchhandlung: 85-Jährige ist Geschäftsführerin

Aus ihrer Zeit in der Ludwigshafener Buchhandlung kannte sie noch die Lesungen in Zusammenarbeit mit der BASF. Für die Lengfeld’sche konzipierten sie die Langzeitlesungen, den Auftakt machte Marcel Proust. Zwei Mal in der Woche wurde gelesen und am Anfang mussten sie gleich zwei Veranstaltungen anbieten, da so ein Andrang war.

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Während der Pandemie wurde alles über Youtube übertragen. Und nun gibt es beides. „Wir können den Leuten doch nicht mitten drin den Text abschneiden“, sagt Laaff. Reaktionen kommen aus Tel Aviv oder Brüssel. Zumal für ältere Lesefreunde sei es angenehm, von den Vorlesern aus der Lengfeld’schen über den Bildschirm zu hören, ohne dass sie vor die Tür gehen zu brauchen.

Am Freitag gibt es zur Feier des 180. Geburtstags ab 12 Uhr stündliche Lesungen. Zur Eröffnung hält Gerhart Baum die Laudatio, daran schließt sich Ralf Peters mit der Lesung aus Robert Musils „Die Amsel“ an. Es folgen unter anderem Texte von Blixen, Simenon und Tucholsky. Am Samstag, 10 Uhr, beginnt der Kindertag mit Basteln, Malen, Vorlesen und Spielen.

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