Vom Informatiker zum KrimiautorChristian Kuhn im Gespräch über „Nordseedämmerung“

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Christian Kuhn

  • Christian Kuhn (38) hätte es sich vor ein paar Jahren nicht ausmalen können,dass über ihn einmal als Kölner Krimi-Autor berichtet wird.
  • Der gebürtige Zündorfer, der hauptberuflich in der IT-Branche arbeitet, sprach mit Johannes Spätling über sein Erstlingswerk, den Inselkrimi „Nordseedämmerung“.

Ein junger Kölner Autor schreibt über die ostfriesischen Inseln – wie kommt's?

Kuhn Ich bin schon als Kind mit meiner Familie den Rhein hinab bis zur Nordsee gesegelt. Die Inseln mit ihrer Abgeschiedenheit lassen mich bis heute nicht los. Mit meiner Frau war ich in den letzten Jahren regelmäßig dort gewesen. Es ist einfach ein faszinierendes Kontrastprogramm zu Köln.

Sie arbeiten hauptberuflich in der IT-Branche. Wie kommt ein Wirtschaftsinformatiker zu der Entscheidung, Krimiautor zu werden?

Vor rund acht Jahren geisterte der Gedanke erstmals in meinem Kopf herum, einen Roman zu schreiben. Ich habe auch noch einen halbfertigen Studentenkrimi in der Schreibtischschublade. Heute weiß ich, dass dieses Werk wohl niemals erscheinen wird. (lacht) Aber ich habe mich dann vor zwei Jahren erneut an einen Kriminalroman gewagt, und es hat sich tatsächlich gelohnt.

Wie können wir ihr Erstlingswerk einordnen?

Bei „Nordseedämmerung“ handelt es sich weniger um einen typischen Inselkrimi, sondern mehr um eine Hommage an diese. Die Schönheit der Natur spielt eher eine untergeordnete Rolle – stattdessen geht es um Verschwörungen, nüchterne Polizeiarbeit und mögliche Spitzel in den eigenen Reihen. Kriminalhauptkommissar Tinus Velten wird von Berlin auf die Insel entsandt, um das Sicherheitsteam vor Ort bei der Bewachung des Bundespräsidenten zu unterstützen, da es Hinweise gibt, dass ein Mörder auf ihn angesetzt wurde. Velten muss ihn so schnell wie möglich überführen.

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Was zeichnet Ihren Kommissar Velten charakterlich aus?

Er ist knapp über 40, ledig und ein Workaholic, störrisch und zielstrebig – allerdings befindet er sich aktuell in einer leichten Midlife-Crisis. Velten fragt sich, welche Ziele er im Leben hat und fühlt sich auf der Insel manchmal fremd, da er die Touristen belächelt. Außerdem lernt er eine junge, blonde Inselbewohnerin kennen – mehr wird aber nicht verraten. (lacht)

Und was macht der fiktive Bundespräsident auf der autofreien Insel Juist?

Auch er steckt in einer persönlichen Krise – er fühlt sich politisch auf dem Abstellgleis. Er zieht sich zurück und flieht vor seiner Ehe, selbst seine Frau wird im Laufe des Romans verdächtigt, hinter einer Verschwörung gegen ihn zu stecken. Velten mag den Präsidenten nicht, da er ihm zu populistisch ist. Die Idylle von Juist bringt jedoch alle zum Nachdenken, die Charaktere erhalten die Gelegenheit, sich selbst zu finden.

Wir erhalten also verschiedene Blickwinkel im Laufe des Romans?

Tatsächlich ist der Leser dem Hauptkommissar Velten auf seiner Suche immer ein kleines Stück voraus. Wir erhalten auch Einblicke in die Perspektive des Bundespräsidenten und lernen den Blickwinkel der Täter kennen.

Sind weitere Veröffentlichungen geplant?

Ich habe einen zweiten Fall bereits abgeschlossen und fertiggestellt. Wenn alles gut läuft, wird er 2021 in den Buchläden vorliegen.   Christian Kuhns „Nordseedämmerung“ ist in der vergangenen Woche im  Heyne-Verlag erschienen, 9,99 Euro, 320 Seiten.

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