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Was wäre wenn?Mona Ameziane schreibt über ihre zweite Heimat Marokko

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Die Autorin Mona Ameziane geht in ihrem ersten Buch der Frage nach, wie ihr Leben in Marokko verlaufen wäre.

Köln – Der Duft von Pfefferminztee zieht durch die Wohnung von Mona Ameziane. Ein Duft, der die sie an Marokko erinnert. Ein Duft, der ihr hilft, über ein Land in Nordafrika zu schreiben, während sie an ihrem Schreibtisch im Agnesviertel sitzt.

In „Auf Basidis Dach“ geht Mona Ameziane der Frage nach, ob es möglich ist, mehr als eine Heimat zu haben. Denn das Herz der 27-Jährigen schlägt für zwei Länder: Deutschland und Marokko. Seitdem sie klein ist, hat sie die Sommerferien in Marokko verbracht. Aufgewachsen ist sie im Ruhrpott, genauer gesagt in Marl. Inzwischen hat sie in Köln ihr Zuhause gefunden. Wegen ihres Beruf ist sie hergezogen. Mona Ameziane ist freie Journalistin, unter anderem moderiert sie Büchersendung des Radiosenders 1live.

„Mein Vater ist Marokkaner, meine Mutter ist Deutsche“, sagt Ameziane. Dass ihr Vater daher eine besondere Rolle in dem Buch spielen würde, war für sie von vorn herein klar: „Weil er meine Brücke zu Marokko ist.“ Die 27-Jährige hatte ihren Papa gefragt, was er von ihren Plänen halte. „Er war erstmal ein bisschen überrumpelt und hat sich dann total gefreut, und das tut er bis heute“, erzählt sie.

„Ich habe mich nie einhundert Prozent marokkanisch gefühlt"

Dass sie so lebe wie sie lebe sei „dem Fakt geschuldet“, dass ihre Eltern sich damals für Deutschland entschieden haben. „Daher ist eine der Kernfragen in dem Buch: Wie wäre mein Leben, wenn sie sich an diesem Punkt anders entschieden hätten und nach Marokko gegangen wären? Wenn ich genauso aufgewachsen wäre, nur 3000 Kilometer weiter südlich“, erklärt Ameziane „Weil ich hier aufgewachsen und deutsch sozialisiert bin, hatte Deutschland immer einen höheren Stellenwert als Marokko. Trotzdem war Marokko immer da.“

Dort sei sie aber eher eine Urlauberin gewesen. „Ich habe mich da nie einhundert Prozent marokkanisch gefühlt, aber trotzdem gab es in Deutschland auch immer Momente, in denen ich mich nicht einhundert Prozent deutsch gefühlt habe.“ In „Auf Basidis Dach“ – was der Titel bedeutet, sollen sich die Leser nach dem Wunsch der Autorin am liebsten selbst erarbeiten – beschreibt die 27-Jährige das Gefühl und fragt: „Warum ist Herkunft für uns alle so etwas Wichtiges?“

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Für Ameziane war sofort klar, dass sie genau darüber schreiben möchte: „Ich habe einfach so aus der Hüfte heraus gesagt: Marokko“. Bevor die Corona-Krise Deutschland erreicht hatte, entwickelte sie im Januar 2020 das Konzept für ihr Buch. Durch die Pandemie hatte sie mehr Zeit zum Schreiben: „Ich glaube, das Buch wäre jetzt nicht da, wenn Corona nicht gewesen wäre“ erzählt sie. Allerdings wollte sie große Teile in Marokko schreiben. „Ich hatte den Plan dahin zu fliegen im Sommer und mich mal vier bis fünf Wochen ganz rauszunehmen aus allem hier. Einfach nur da zu sein, in einem schönen Hotel oder Appartement zu sitzen, auf Marokko zu gucken und mich da dann auch inspirieren zu lassen.“

Die Pandemie durchkreuzte die Pläne der Kölnerin und Inspiration musste sich auf anderen Wegen suchen. Zunächst begann sie damit, sich marokkanischen Pfefferminztee zu kochen „Das hätte ich gar nicht gedacht, das hilft diesen Geruch zu haben, den ich seit 27 Jahren mit diesem Land verbinde“, sagt Ameziane. Doch je länger sie an ihrem Buch saß, desto mehr brauchte sie für das „Marokko-Gefühl“. „Als ich quasi resistent geworden bin und auch keinen Tee mehr trinken konnte (lacht), habe ich die Musik gehört und dann irgendwann an einem Punkt, habe ich auch mal beim Frühstück eine Doku geguckt über die Medina, Fes oder Marrakesch. Das hat geholfen.“

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